Äbtissin Elisabeth und der Konvent zu Allendorf (-dorff) (wir armen elenden kinder) beklagen sich bei Johann Herzog zu Sachsen (-ssen), Markgrafen zu Meißen (Meyssen) und Landgrafen in Thüringen (To-) über die Frevel und Gewalttaten, die ihnen von den in Abwesenheit des Propstes [Johann Löher] zu ihnen gesandten fuldischen Stiftsherren an Leib und Seele zugefügt worden sind. Der Propst hatte ihnen ein großes Bündel Urkunde (gebund bryff) aus Rom zugesandt. Junker Matthäus von Hochkirchen (Hochenkirgen) hat am Johannistag [27. Dez.] früh, als die Ausstellerinnen ihr Gebet im Refektorium hielten, Leute vor das Kloster geschickt, die, als sie den Boten gesehen haben, hinzugelaufen sind, ihm die Urkunden mit Gewalt genommen und ihn mit bloßen Messern weggejagt haben. Dies ist vor dem Tor des Klosters im Lande des Herzogs geschehen. Herr Frank [von Mörlau] hat zugeschrien; der andere Stiftsherr, Herr Apollo [von Vilbel], ist mit seinem Knecht aus der Propstei gelaufen; sie haben den Boten mit Gewalt bezwungen und ihm das große Bündel römischer Urkunden abgenommen. Es ist zu erwarten, daß sich darunter auch Urkunden für den Herzog, für Graf Wilhelm von Henneberg (Henenberck) wegen des Klosters Zella (Zell), für den Bischof von Würzburg (Wurzburck) sowie die zuständigen Amtleute befinden. Die Ausstellerinnen haben in der Sache ein gutes Gewissen. Als diese Notlage nach Dionisii [9. Okt.] begann, haben sie ihren Propst, einen Liebhaber der Gerechtigkeit und Urheber der Reform des Klosters, um Trost und Hilfe angeschrieben; diese haben sie mit Gottes Hilfe erhalten. Die die ritterliche Lebensweise führenden Mönche (reutterischen monch), denen die Reform zu beschwerlich ist und die stets den Verlust des Seelenheils der Ausstellerinnen suchten, haben diese jämmerlich beraubt. Die haben das erst bemerkt, als die Urkunden nach Fulda weggeführt worden sind. Herr Frank ist weggezogen und hat den freventlichen Mönch, Herrn Apollo, an seiner Statt hier gelassen. Die Ausstellerinen bitten den Herzog, sie zu beschirmen, von dem grausamen Tyrannen (-ranen) Apollo zu erlösen und keinen Stiftsherrn mehr in das Kloster zu lassen. Mit dem Befehl des Herzogs sind sie zufrieden; wäre man dem nachgekommen, wäre dieser Übermut nicht geschehen. Sie hoffen noch auf eine Antwort von ihrem Propst, der in Rom ist und in dessen Gehorsam sie noch stehen. Da ihnen täglich mit Öffnung des Klosters und mit Gewalt gedroht wird, bitten sie den Herzog, dem zuvorzukommen und ihnen darüber hinaus wieder zu ihren Urkunden zu verhelfen. Er möge auch wie bisher zu ihrem Propst stehen, dem man in seiner Abwesenheit zu Unrecht viel Übel angetan hat, denn er hat dieses und andere Klöster reformiert bzw. die begonnene Reform entsprechend der Regel befestigt. Würde er dagegen ein Leben führen wie die übrigen fuldischen Mönche, so würde er von diesen in Frieden gelassen. Sie aber haben ihn gehaßt, weil er vom verstorbenen Herrn [Abt Johann] von Henneberg diese und andere Propsteien und Klöster erhalten hatte, und ihm stets mit Absetzung nach dem Tod dieses Herrn von Fulda gedroht; dann würde die Reform und der Gesang der Ausstellerinnen wieder geändert. Die Ausstellerinnen bitten den Herzog nochmals, den bösen Menschen Apollo, der die römischen Urkunden als Dieb an sich gebracht hat, zu vertreiben; andernfalls müssen sie selbst weggehen, wenn sie nach der Regel leben wollen. Bitte um Antwort.
Landesarchiv Thüringen – Staatsarchiv Meiningen » Kloster Allendorf/Urkunden
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