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Titel:Kontrastmittelunterstützte Sonographie nach allogener Stammzelltransplantation: Eine prospektive Pilotstudie (CEUS-Allo-2017)
Autor:Schumacher, Caren
Weitere Beteiligte: Görg, Christian (Prof. Dr.)
Veröffentlicht:2022
URI:https://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2022/0158
URN: urn:nbn:de:hebis:04-z2022-01584
DOI: https://doi.org/10.17192/z2022.0158
DDC:610 Medizin
Publikationsdatum:2022-04-28
Lizenz:https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0

Dokument

Schlagwörter:
VOD, allogene HSCT, prospektive Studie, CEUS

Zusammenfassung:
Die „Veno occlusive Disease“ ist eine Erkrankung, die überwiegend als Komplikation nach allogener Stammzelltransplantation auftritt. Mit einer Mortalität von circa 80% im unbehandelten Zustand und schwerer Verlaufsform ist sie eine ernstzunehmende Komplikation und stellt somit eine klinische Herausforderung dar. Das bisherige Spektrum diagnostischer Möglichkeiten besteht aus einer Leberbiopsie, klinischen Klassifikationssystemen und bildgebenden Verfahren wie die B-Bild Sonographie und Farb-Doppler-Sonographie. Am Uniklinikum Marburg wurde bei einem Patienten mit klinischem und sonographischem Hinweis auf eine „Veno occlusive Disease“ in einer ergänzend durchgeführten Kontrastmittel-Sonographie ein bis dahin unbeschriebenes Hypoenhancement der Leber im Vergleich zur Milz festgestellt. Daraus ergab sich als Ziel dieser Arbeit, die Beobachtungen in der Kontrastmittelunterstützten-Sonographie im Rahmen einer prospektiven Pilotstudie zu überprüfen und zu untersuchen, ob sich die Kontrastmittelunterstützte-Sonographie als weiteres mögliches diagnostisches Verfahren zur Abklärung einer „Veno occlusive Disease“ nach allogener Stammzelltransplantation eignet. Im Rahmen der prospektiven Pilotstudie, wurde ein ausgewähltes Patientenkollektiv mit Risikoprofil für die Entwicklung einer VOD von insgesamt 30 Patienten an fest definier-ten Messzeitpunkten mittels Kontrastmittelunterstützte-Sonographie auf das Auftreten pathologischer Kontrastmittel-Muster untersucht. Hierbei zeigte sich, dass 21 Patienten in der frühen Phase nach allogener Stammzelltransplantation ein pathologisches Hypoenhancement der gesamten Leber im Vergleich zur Milz aufwiesen. Im Rahmen dieser prospektiven Pilotstudie wurde erstmals eine Objektivierung des subjektiven Untersucherbefundes vorgenommen. Hierzu wurde jeder Befund der Patienten zu den vier Messzeit-punkten mittels der Software „Quantity One®“ auf die prozentuale Optische Dichte des Leberenhancement im Vergleich zur Milz untersucht. Als pathologisches Enhancement wurde hierbei nach dieser Kontrastmittelintensitätsquantifizierung eine Kontrastmittelintensität der Leber < 90% im Vergleich zur Milz nach einer Minute definiert. Zusätzlich konnte beobachtet werden, dass sich bei 17 Patienten mit diesem Befund auch ohne The-rapie mit der Zeit eine Besserung einstellte. Lediglich bei einem Patienten bestand der klinische Verdacht auf eine schwere Form der „Veno occlusive Disease“. Auch dieser Patient wies sowohl ein subjektives als auch objektives pathologisches Hypoenhance-ment der Leber nach allogener hämatopoetischer Stammzelltransplantation auf, welches sich nach erfolgreicher Therapie der „Veno occlusive Disease“ mit Defibrotiden nicht mehr nachweisen ließ. Daher lässt die vorliegende Arbeit den Schluss zu, dass sich die Kontrastmittelunter-stützte-Sonographie möglicherweise als additives Diagnostikverfahren der Veno occlu-sive Disease nach allogener hämatopoetischer Stammzelltransplantation eignet. Erwiesen ist, dass es durch die Kontrastmittelunterstützte-Sonographie möglich ist, das Phänomen des Hypoenhancement der Leber auch in einem größeren Patientenkollektiv zu detektieren, was in dieser Form bislang nur im Rahmen zweier „Case Reports“ nach allogener hämatopoetischer Stammzelltransplantation beobachtet werden konnte. Es ist allerdings zu betonen, dass die Pathogenese des pathologischen Enhancements nicht final geklärt ist. Eine Assoziation mit dem Schweregrad einer „Veno occlusive Disease“ lässt sich zwar vermuten, dennoch lassen sich andere Ursachen wie der medikamentös toxische Leberschaden oder andere Pathologien nicht ausschließen und könnten nur durch eine histologische Sicherung geklärt werden. Hervorzuheben ist, dass die Kontrastmittelunterstützte-Sonographie als Diagnostik-Methode nur im Zusammenspiel mit den bislang anerkannten Diagnose Möglichkeiten für die „Veno occlusive Disease“ einen Mehrwert in der Detektion bieten könnte. Bislang anerkannte Diagnose Möglichkeiten sind „Scoring-Systeme“ wie die Baltimore- und Seattle-Kriterien aber auch die Kriterien der Europäischen Gesellschaft für Blut- und Knochenmarkstransplantation sowie die sonographischen Lassau-Kriterien. Diese sind aber nur in der Lage schwere Verlaufsformen der „Veno occlusive Disease“ verlässlich zu diagnostizieren. Im Rahmen dieser Studie wurden Anhaltspunkte gefunden, die darauf schließen lassen, dass die Kontrastmittelunterstützte-Sonographie möglicherweise dazu geeignet ist, bereits leichte Verlaufsformen der „Veno occlusive Disease“ zu detektieren. In Kombination mit den Kriterien der Europäischen Gesellschaft für Blut- und Knochenmarkstransplantation könnte die Kontrastmittelunterstützte-Sonographie eine Möglich-keit bieten insbesondere Grenzfälle in der „Veno occlusive Disease“ Diagnostik sicherer zu diagnostizieren und therapieren. Aufgrund des sehr geringen Nebenwirkungspotentials, sollte der Stellenwert der Kontrastmittelunterstützte-Sonographie in der „Veno occlusive Disease“ Diagnostik in weiteren prospektiven Studien und multizentrischen Projekten untersucht werden.


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