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Titel:Sehnsucht und Krisenbewusstsein. Studien zum frühen Erzählwerk Klaus Manns (1924–1926). Mit einem Exkurs zur Verbindung zwischen Klaus Mann und Ernst Bloch in den Weimarer Jahren und der Exilzeit
Autor:Brühl, Christian
Weitere Beteiligte: Pickerodt, Gerhart (Prof. Dr.)
Veröffentlicht:2021
URI:https://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2021/0511
DOI: https://doi.org/10.17192/z2021.0511
URN: urn:nbn:de:hebis:04-z2021-05117
DDC:830 Deutsche Literatur
Titel (trans.):Longing and Crisis Awareness. Studies on Klaus Mann's early narrative works (1924–1926). With an excursus on the connection between Klaus Mann and Ernst Bloch during their Weimar years and exile
Publikationsdatum:2022-07-04
Lizenz:https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/

Dokument

Schlagwörter:
Vor dem Leben, Traum des verlorenen Sohnes von der Heimkehr, Klaus Mann, crisis awareness, Krise, Expressionismus, frühe Werke, Sehnsucht, Der fromme Tanz, Kindernovelle, Weimarer Republik, Die Jungen, Mann, Klaus, Krisenbewusstsein, Ernst Bloch, Herman Bang, Spielende Kinder, early works, Neoromantik, Frühwerk

Zusammenfassung:
Die Untersuchung widmet sich erstmals systematisch dem von der bisherigen Forschung vernachlässigten frühen Prosawerk Klaus Manns. Im Zentrum stehen drei werkorientiert-hermeneutische Einzelstudien zu „Die Jungen“ (1924), „Der fromme Tanz“ (1925) und „Kindernovelle“ (1926), die einen doppelten Zweck erfüllen: Einmal werden die genannten, stilprägenden Erzähltexte aus der ersten Schaffensphase des Autors je für sich selbst zuerst in ihrer Entstehungsgeschichte betrachtet und dann umfassend analytisch interpretiert; und zugleich werden sie unter dem verbindenden Aspekt von „Sehnsucht und Krisenbewusstsein“ miteinander verglichen und in den größeren Kontext der gesamten Werkgenese sowie der allgemeinen geistes- und realgeschichtlichen Rahmenbedingungen der Weimarer Republik gestellt. Übergeordnetes Ziel ist es, die künstlerischen und zeitdiagnostischen Qualitäten der betrachteten Werke herauszuarbeiten. Dabei wird mit Blick auf ihre relative ästhetische Autonomie reduktiven Lesarten entgegengetreten, die entweder biographisch-positivistisch vor allem nach Abhängigkeiten der Texte von Person und Werk Thomas Manns suchen oder aber ideologiekritisch-normativ von deren vermeintlich grundsätzlicher Unterlegenheit gegenüber den stärker tagespolitisch ausgerichteten Exilromanen des ‚reiferen‘ Klaus Mann aus den 1930er-Jahren ausgehen. Jenseits solcher „Stereotypen der Rezeption“ (Nicole Schaenzler) bringt die Untersuchung (neben den Einzelergebnissen der Textanalysen) folgende neue Gesamterkenntnisse über das frühe Erzählwerk hervor: Herman Bang und André Gide waren für Klaus Mann wichtigere zeitgenössische literarische Vorbilder als Thomas Mann und Heinrich Mann. Und schon die im Fokus stehenden Texte des nicht einmal 20-jährigen Schriftstellers, die vordergründig neoromantisch-zeitenthoben wirken, vermitteln in ihren Tiefenschichten eine überraschend deutliche Gesellschaftskritik sowie vielfältige utopische Wunschbilder, was die bewusste Hinwendung Klaus Manns zur Philosophie Ernst Blochs ab spätestens 1927 und die enge, sogar persönliche Verbindung beider Autoren bis Ende der 1930er-Jahre erklärbar macht. Die sowohl vor als auch nach der Zäsur von 1933 für das künstlerische Selbstverständnis Klaus Manns sehr wichtige Auseinandersetzung mit Bloch, die auch zum Gegenstand eines längeren Exkurses nach den Hauptkapiteln der Untersuchung wird, verweist auf die bislang in der Forschung zu wenig beachteten thematischen und poetologischen Kontinuitätslinien zwischen seinem frühen Werk und den Exilschriften im Zeichen konkreter Utopie.


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