Randomisierte kontrollierte Studie zur Wirksamkeit der Blutegeltherapie (Hirudo medicinalis) bei symptomatischer Gonarthrose

Die Gonarthrose ist weltweit die häufigste Gelenkerkrankung des erwachsenen Menschen. Ihre Prävalenz nimmt mit steigendem Alter zu. Die Beschwerden der Patienten sind gekennzeichnet durch starke Schmerzen und Funktionsminderung. Therapieziel ist die Bekämpfung der klinischen Symptome. Das therapeutische Spektrum ist jedoch entweder in seiner Wirksamkeit limitiert oder mit erhöhten gesundheitlichen Risiken und Nebenwirkungen verbunden. Blutegel könnten hier eine sinnvolle und effektive Therapiealternative sein. Ihr therapeutischer Nutzen bei lokalen Schmerzsyndromen wurde in der Literatur wiederholt beschrieben. In der vorliegenden kontrollierten, monozentrischen, randomisierten Studie wurde über einen Zeitraum von 91 Tagen (April bis Juli 2002) die Wirksamkeit der Blutegeltherapie bei symptomatischer Gonarthrose klinisch evaluiert. 51 Patienten (m:f = 18:33) im Durchschnittsalter von 60-65 Jahren mit klinisch gesicherter Gonarthose (Stadium II-III) erhielten entweder eine einmalige Applikation von 4-6 Blutegeln periartikulär am schmerzhaften Kniegelenk (Prüfgruppe) oder eine zwei- bis dreimal tägliche topische Anwendung von Diclofenac-Gel über 28 Tage (Kontrollgruppe). Alle Auswertungen basieren primär auf der „intention-to-treat“ Population. Fehlende Werte wurden nach der „last-observation-carried-forward“ Methode ersetzt. Das sequentielle Studiendesign zur Analyse des Hauptzielkriteriums wurde im Verlauf durch einen F-Test ersetzt. Die absolute Veränderung des WOMAC-Schmerzscores zeigte sich sieben Tage nach Therapiebeginn mit p < 0,0001 hochsignifikant für die Blutegeltherapie (primäres Zielkriterium). Obwohl sich dieser Unterschied im nachfolgenden Beobachtungszeitraum nicht länger nachweisen ließ, zeigte die Untersuchung der sekundären Zielkriterien einen deutlichen, bis zum Ende der Studie anhaltenden, signifikanten Unterschied für die Blutegeltherapie im Funktions-, Steifigkeits- und Gesamtscore. Eine Beeinflussung der Ergebnisse durch Confounder wurde nicht nachgewiesen. In weiteren, größeren Fallzahlstudien sollte daher der klinische Nutzen der Blutegeltherapie einschließlich der Wirkungsweise weiter evaluiert werden.
Background: Leech therapy was commonly used in traditional medicine for treating localized pain. Clinically significant pain relief after leech therapy for osteoarthritis of the knee has been demonstrated by preliminary data. Objective: To evaluate the effectiveness of leech therapy for symptomatic relief of osteoarthritis of the knee. Design: Randomized, controlled trial. Setting: Outpatient department for integrative medicine of an academic teaching hospital. Patients: 51 patients with osteoarthritis of the knee (leech therapy: 24 patients, mean age [±SD], 62.5 ± 10.2 years; topical diclofenac therapy: 27 patients, mean age [±SD], 65.5 ± 6.7 years). Intervention: A single treatment with 4 to 6 locally applied leeches (leech therapy group) or a 28-day topical diclofenac regimen (control group). Measurements: Mean of the pain, function, and stiffness subscores of the Western Ontario and McMaster Universities Osteoarthritis Index and physical sum score of the Medical Outcomes Study 36-Item Short-Form Health Survey with group comparisons at days 3, 7, 28 and 91. Results: The primary end point, pain at day 7, was reduced from a mean (±SD) of 53.5 ± 13.7 to 19.3 ± 12.2 after leech therapy compared with 51.5 ± 16.8 to 42.4 ± 19.7 with topical diclofenac (estimated group difference, -23.9 [95% CI, -32.8 to -15.1]; p < 0.001). Although the difference between group pain scores was no longer significant after day 7, differences for function, stiffness, and total symptoms remained significant in favor of leech therapy until the end of study and for quality of life until day 28. Results were not affected by outcome expectation. Conclusions: Leech therapy helps relieve symptoms in patients with osteoarthritis of the knee. The potential of leech therapy for treating osteoarthritis and the pharmacologic properties of leech saliva remain to be clarified. Ann Intern Med. 2003; 139: 724-730.

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