Techniken der Untersuchung und Aufklärung von Straßenverkehrsunfällen mit Wild

Bei reklamiertem Wildschaden am Automobil kann die Aufklärung, ob es sich tatsächlich um einen Wildunfall gehandelt hat, nur interdisziplinär erfolgen. Allein die Untersuchung der Haare oder einer Blutspur genügt nicht für eine sichere Aussage, ob ein Wildunfall stattgefunden hat. Gleichermaßen entscheidend sind das Schadenbild am Fahrzeug, die Spuren am Unfallort sowie die Einlassungen zum Unfallhergang. Zur Sicherung und Auswertung dieser Beweise gibt es bis heute kein standardisiertes technisches Procedere. Dieses auf wissenschaftlicher Grundlage gerichtssicher zu erarbeiten war die zentrale Zielsetzung dieser Arbeit. Am Fahrzeug verbleiben in den meisten Fällen als Anhaftungen nur wenige Haare und mitunter auch Blut. Diese sind die Beweismittel, welche zur Untersuchung und Bestimmung der Tierart genutzt werden können. Blutspuren am Fahrzeug werden bisher selten gesichert. Dabei lässt sich angetrocknetes Blut am Fahrzeug nach Abkratzen mit Hilfe eines scharfen Gegenstandes wie z.B. einer Rasierklinge in einer Folientüte einfach sichern. Noch besser ist die Sicherung der Blutspur mit einem DNA-freien Wattestäbchen. Die Haare sollten nicht mit Klebefolien gesichert werden. Zur Untersuchung müssten die Haare später vom Kleber getrennt werden, was mitunter nicht zerstörungsfrei gelingt. Weiterhin ginge das Haar bei längerer Anhaftung mit dem Kleber eine Verbindung ein. Eine Kontaminierung mit dem Klebstoff der Klebefolie könnte nicht ausgeschlossen werden. Besser ist es, die Spuren in Pergamintüten zu sichern. Die Haaruntersuchung zur Feststellung der Tierart und der Elementverteilung im Haar erfordert eine systematische Vorgehensweise. Dabei sind zur Reproduzierbarkeit der Ergebnisse zuerst die zerstörungsfreien Methoden anzuwenden. Die Beobachtungen sollten im Bild dokumentiert werden. Als Erstes erfolgt die makroskopische Darstellung zur Dokumentation von Haarlänge und Farbgebung. Danach sollte eine Voruntersuchung mit der Lupe erfolgen, um die Lage von Wurzel und Spitze zu ermitteln. Nicht immer liegen zur Untersuchung vollständige Haare vor. Unter dem Mikroskop mit Kamera erfolgt anschließend über die definierten Haarabschnitte die Dokumentation. In einigen Fällen lässt sich bereits nach dieser Untersuchung durch die Betrachtung der Medulla die Tierart feststellen. Im Rasterelektronenmikroskop lässt sich die äußere Rindenschicht des Haares aufgrund der größeren Schärfentiefe deutlich darstellen. Diese gibt weitere Anhaltspunkte zur Tierartbestimmung. Immer sollte eine weitergehende Untersuchung zur Bestimmung der Elemente im Haar durchgeführt werden. Diese kann in Kombination mit im Rasterelektronenmikroskop integrierten oder separaten Geräten erfolgen. Zur Feststellung, welche chemischen Elemente im Haar vorkommen, und wie sich diese in Haaren von Tieren in der Natur zu behandelten Haaren unterscheiden, wurde mit dem im Rasterelektronenmikroskop integrierten EDRS die Messung der Elementmengen durchgeführt. Bei den Haaren handelt es sich um inhomogene Proben. Durch die Messung an verschiedenen Abschnitten mehrerer Haare konnten Unterschiede zwischen manipulierten und nicht manipulierten Haaren aufgezeigt werden. Die Messungen zu den Elementen wurden in einer Datenbank zusammengefasst, um einen schnellen Abgleich der Ergebnisse zu ermöglichen. Bei Verfügbarkeit ausreichender Mengen an Haarmaterial oder gesicherter Blutspur kann die Tierart mit Hilfe der DNA-Analyse ermittelt werden. Bei dieser Methode kommt es allerdings zur vollständigen Vernichtung der Beweismittel, da die Haare zur DNA-Gewinnung aufgelöst werden. Die Schäden an den Fahrzeugen sind bei einem Wildunfall von mehreren Faktoren abhängig. Unterschiede ergeben sich durch die Karosserieform und die Art des Fahrzeuges, die Relativgeschwindigkeit, die Größe und Masse des Tieres sowie die Anstoßkonstellation. Zum Abgleich, ob ein Schadenbild am Fahrzeug einem Tier zugeordnet werden kann, wurden Lichtbilder von mit Tieren kollidierten Fahrzeugen gesammelt. Die Spuren an den Fahrzeugen wurden ausgewertet, soweit es sich um gesicherte Wildunfälle handelte. Damit lässt sich nach der Feststellung der Tierart anhand der Antragspuren das Schadenbild abgleichen. Die wesentlichen Bilder und technischen Daten zum Fahrzeug wurden in einer eigens dafür erstellten Datenbank gesammelt. Teilweise konnten die Fahrzeuglenker befragt werden, welche dann weitere (subjektive) Angaben zum Unfallhergang gaben. Wichtig für die Beurteilung sind die Lichtbilder mit den Beschädigungen und der Spurenlage. Da selten alle Information zum Wildunfall in der Datensammlung vorliegt, wurde eine einfache Differenzierung zur Qualität mit einem „Fünfsternesystem“ erarbeitet. Die Vergleichsfälle in der Datenbank kommen aus drei Datenquellen. Diese sind (1) nachgewiesene Wildunfälle aus Gutachten, (2) am Unfallort aufgenommene Wildunfälle und (3) Schadenbilder aus selbstdurchgeführten Versuchen.

When it comes to complaints about damage to vehicles caused by wild animals, it is only possible to clarify in an interdisciplinary manner whether the accident was actually game-related. Examining the hair or a trace of blood alone is not enough to determine with certainty whether a game-related accident has occurred. The damage pattern on the vehicle, the traces at the scene of the accident as well as the statements regarding the cause of the accident are also equally as decisive. Most of the time, only a few hairs and in some cases, blood, can be found on the vehicle. This is the evidence that can be used to determine the species of the animal. Up until now, traces of blood on vehicles have rarely been secured. However, dried blood on a vehicle can easily be secured in a foil bag, after scraping it off using a sharp object such as a razor blade. An even better method is to secure the trail of blood using a DNA-free cotton swab. The hair must not be secured using adhesive foils. In order to examine the hair, it has to be separated from the adhesive at a later stage, a procedure, which is sometimes not possible without causing damage. Furthermore, the hair will form a bond with the adhesive if it sticks for a longer period of time. In that case, contamination by the adhesive of the adhesive foil cannot be ruled out. It is better to secure traces using pergamin bags. In order to determine the animal species and the distribution of elements in the hair, the hair analysis requires a systematic approach. In order to reproduce the results, non-destructive methods have to be used first. Observations should be documented using images. The first step is the macroscopic representation, which is used to document hair length and coloring. A preliminary examination with a magnifying glass should be carried out in order to determine the position of the root and tip. In some cases, completely intact hairs are not available for analysis. In this case, the defined hair sections are documented under the microscope using a camera. In some cases, the examination of the medulla can already be used to determine the animal species after this analysis. Under the scanning electron microscope, the outer cortical layer of the hair can be depicted clearly owing to the greater depth of field. This provides further clues for determining the animal species. A more detailed analysis should always be carried out in order to determine the chemical elements in the hair. This may be done devices integrated into the scanning electron microscope, or by other separate devices. In order to determine the chemical elements present in the hair and how they differ respectively in natural animal hair from hair that was treated, the element quantities were measured with the EDRS integrated in the scanning electron microscope. The hairs are inhomogeneous samples. By measuring different sections of several hairs, differences between manipulated and non-manipulated hairs could be identified. The measurements for the elements were compiled in a database, in order to enable quick comparison of the results. If sufficient quantities of hair material or blood traces are available, the animal species can be determined using a DNA analysis. However, this method leads to the complete destruction of the evidence, because the hair has to be dissolved for DNA extraction. The damage caused to vehicles during an accident involving wild animals depends on several factors. Differences result from the shape of the chassis and the type of vehicle, the relative speed, the size and mass of the animal as well as the impact constellation. Photographs of vehicles which collided with animals were collected to compare whether damage on the vehicle can be assigned to an animal accident. The traces on the vehicles were evaluated in cases in which wild animals securely were involved. Thus, the damage can be compared once the animal species has been determined using the traces. Essential images and relevant technical data on the vehicles were collected in a database specially created for this purpose. In some cases it was possible to interview the drivers, who then gave further (subjective) information regarding the cause of the accident. The photographs showing the damage and the evidence are important for the evaluation. As the data collection rarely contains complete information on wildlife accidents, a simple differentiation of quality with a "five-star system" was developed. The reference cases in the database were taken from three data sources. These are (1) proven wildlife accidents from expert reports, (2) wildlife accidents recorded at the scene of the accident and (3) damage patterns from own experiments.

Zitieren

Zitierform:
Zitierform konnte nicht geladen werden.

Rechte

Nutzung und Vervielfältigung:
Alle Rechte vorbehalten