Gesundheitsbildung in der Schule am Beispiel fächerübergreifender Lernarrangements im Spannungsfeld zwischen dem Thüringer Lehrplan und dem Thüringer Bildungsplan

Nach Angaben der Health Behavior of School Aged Children-Studie (2018), der KIGGS-Studie (2013), der WHO (2020), der AOK-DSB-WIAD-Studie (2003) und der Sprintstudie (2003) ist das Bewegungsverhalten bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 11 bis 15 Jahren nicht so aktiv, wie es von der WHO empfohlen wird. Der Handlungsbedarf besteht, Bewegung in den Alltag unserer Kinder und Jugendlichen zu integrieren und muss nicht weiter verdeutlicht werden. Den Ansatzpunkt im Bildungssystem aufzuzeigen, schließlich gehören Bewegungsförderung und Bewegungserziehung zum Bildungsauftrag der Schule (vgl. TMBJS 2015a, Wulfhorst et al. 2009), erschließt sich als zielführend. Trotz vieler Konzepte, Bewegung in die Schule zu integrieren, ist die Tendenz weiter steigend, Schule noch bewegungs- und gesundheitsorientierter zu gestalten (vgl. Sygusch et al. 2008, Hurrelmann et al. 2021). Ziel des Forschungsvorhabens ist es, die konzeptionelle Entwicklung und praktische Erprobung einer pädagogischen Intervention zum Aufbau einer positiveren Einstellung, einer besseren Wahrnehmung und eines körperlich-aktiveren Lebensstils von Schülerinnen und Schülern zu erwerben. Der Interventionserfolg wird dabei am Bewegungsumfang, an motivationalen und selbstkonzeptbezogenen Aspekten gemessen. Die Schülerinnen und Schüler der Interventionsgruppe erleben im MNT-Unterricht über einen Zeitraum von vier Wochen eine pädagogische Intervention, welche im Modul 4 „Gesunderhaltung unseres Körpers“ angesiedelt ist. Dabei soll das Interesse der Schülerinnen und Schüler nicht unberücksichtigt bleiben (vgl. Häußler 1998, Knopf 2018). Die Interventionsgruppen und Kontrollgruppen werden mit Fitnesstrackern ausgestattet. Somit erhalten die Schülerinnen und Schüler eine direkte Rückmeldung über ihren Bewegungsumfang. Mithilfe des Rubikon-Modells nach Heckhausen (1989) und dem Erweiterten Kognitiven Motivationsmodell nach Heckhausen und Rheinberg (1980) lassen handlungsregulierende Wirkungen der pädagogischen Intervention verdeutlichen. Anreize aus der pädagogischen Intervention lassen sich als wirksam oder unwirksam herausarbeiten und in Form von Fragebogenerhebungen und Bewegungsprotokollen analysieren. Anhand eines quasi-experimentellen Prä-/Post-/Follow-up-Design erfolgt die Überprüfung der Wirksamkeit der pädagogischen Intervention. Studie I und Studie II zeigen den positiven Einfluss der pädagogischen Intervention im Projekt „Bewegung rund um die Uhr“, das eine curriculare und außerschulische Verzahnung fokussiert. Die Ergebnisse der Prä-/Post-/Follow-up-Erhebung sowie die Aufzeichnungen der Schrittprotokolle verdeutlichen den Einfluss der pädagogischen Intervention auf das motivationale und selbstkonzeptbezogene Gesundheits- und Bewegungsverhalten von Schülerinnen und Schülern einer 6. Klasse und heben zugleich die Notwendigkeit einer schulbegleitenden Handlung, die im Besonderen nachhaltige gesundheitsfördernde Effekte aufzeigt, hervor. Besonders zu unterstreichen sind die signifikanten Effekte im vierwöchigen Bewegungsumfang sowie in den motivationalen und verhaltensbezogenen Aspekten zwischen der Interventions- und Kontrollgruppe. Die Ergebnisse in den Studien I (n=124) und II (n=41) verdeutlichen, welche Wirkungen, kommunikative und kooperative Prinzipien im Unterrichtsgeschehen haben. Aufgrund der Corona-Pandemie im Zeitraum der Studie II können nur eingeschränkt kommunikative und kooperative Lernformen im Unterricht stattfinden. Der Erfahrungsaustausch, die Förderung der Problemlösefähigkeit und das Erschließen neuer Zusammenhänge im Kontext einer Partner- und Gruppenarbeit kann in Studie II, wie in Studie I umgesetzt, nicht durchgeführt werden. Aufgrund dieser Einschränkungen lassen sich Rückschlüsse auf die Wirksamkeiten und zugleich zielführende didaktische Unterrichtsmethoden der pädagogischen Intervention aus den Studie I und II ableiten. Um signifikante Veränderungen zwischen der Interventionsgruppe und Kontrollgruppe hinsichtlich der körperlichen und gesundheitlichen Aspekte aufzuzeigen, sind weitere Studien notwendig. Beispielsweise muss geprüft werden, inwiefern sich höhere körperliche Belastungen auf die Wahrnehmung und Einstellung zum eigenen Körpergefühl auswirken, um so auch nachhaltig eine mögliche Veränderung des Gesundheits- und Bewegungsverhalten von Schülerinnen und Schülern zu erzielen.

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