Quintilian-Rezeption des Gründungsdekans der Salana Johann Stigel

Quintilians Institutio oratoria enthält im Buch 10,1 das berühmte Literaturkapitel. Bei dem vorliegenden Vergleich von vier Kommentaren der Melanchthon-Schule steht dieses Kapitel im Zentrum. Dadurch wird deutlich, wie man Quintilian im 16. Jahrhundert in Wittenberg und Jena verstanden hat und welchen Gewinn man sich von der Beschäftigung mit seiner Schrift versprach. Den Studenten sollte anhand vorbildlicher Reden bedeutender antiker Autoren vor Augen geführt werden, was sie bei Entwurf, Stil und Vortrag ihrer lateinischen Übungsreden zu beachten haben. Der klar denkende und ebenso formulierende Melanchthon ist mit seinem Kommentar Stichwortgeber für die anderen Kommentatoren. Unter ihnen sticht Johann Stigel, einer der Gründungsdekane der Universität Jena, mit seinen umfangreichen Anmerkungen hervor. In seiner pädagogischen Präsentation des Materials zeigt er auch den Zusammenhang zwischen Rhetorik und höherer Bildung auf. Die Bedeutung des Stigel- Kommentars wird durch die editio princeps seiner Vorlesungshandschrift klar. Sowohl diese als auch die genannten Kommentare sind ins Deutsche übersetzt. Die Arbeit richtet sich an Studierende und Lehrende, die sich informieren möchten über die Situation des Lateinischen und der Rhetorik im Humanismus oder über den Praeceptor Germaniae, Philipp Melanchthon. Für Sprachwissenschaftler dürfte interessant sein, dass die Institutio oratoria, die als Rhetorik-Lehrbuch für lateinische Muttersprachler gedacht war, von den Kommentatoren zum Rhetorik-Lehrbuch für deutsche Lateinsprecher umfunktioniert wurde. Und all das in der Zeit von Luthers Bibelübersetzung. Ein breit angelegter Index hilft bei der Erschließung des Materials.

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