Das gespaltene Bild der Roma in Rumänien

In der rumänischen Gesellschaft sind „die Roma“ seit den 1990er Jahren ein Thema, das stark polarisiert. Während in der bundesdeutschen Bevölkerung laut Untersuchungen gemäßigte Ablehnung überwiegt, hat das Feindbild Roma im heutigen Rumänien große Bedeutung. Für die vorliegende Studie verfassten 507 Jugendliche an rumänischen Schulen anonym Aufsätze über „Die Roma/Zigeuner Rumäniens“. Dabei zeigte sich einerseits eine ausgeprägte Form von elitärem Rassismus: Mit steigendem Bildungskapital der Familie nahmen vehemente Verachtung, Gefühle wie Hass oder Angst und der Glaube an eine Unterlegenheit der imaginierten Gemeinschaft zu. Andererseits schrieb mehr als ein Viertel der Befragten entweder neutral oder positiv, wobei häufig Sympathie und Wertschätzung ausgedrückt wurden. Wie kam es dazu, dass sich die Stimmung nach dem Umsturz von 1989 rapide gegen die Minderheit wendete – oder wenden ließ? Wie wirken sich aktuelle kulturelle Phänomene wie die sogenannten „Zigeunerpaläste“, die das Interesse westlicher Medien auf sich ziehen, oder die „Manele“, eine Popmusikrichtung, in der Interpreten mit Roma-Hintergrund Erfolge über Rumänien hinaus feierten, auf die öffentliche Wahrnehmung und die Einstellung der Jugendlichen aus? Richtet sich die Ablehnung vor allem gegen „die Armen“ oder auch gegen ethnisch-kulturelle Identitätsmerkmale wie die Sprache Romani? Diese Studie fragt nach Formen, Gründen und Funktionen der Romabilder und des sozialen Ausschlusses, der die Betroffenen in die Emigration treibt, den geschichtlichen und soziokulturellen Wurzeln der Abgrenzung von „den Rumänen“, aber auch nach den Bedingungen, unter denen es im Lauf der Geschichte zu positiven Sichtweisen und einem konstruktiven Zusammenleben kam. Im Hinblick auf die heutigen Herausforderungen durch Migrationen nach Europa und innerhalb Europas sowie durch Meinungsmachende, die von diesbezüglichen Ängsten profitieren, sollen dabei neue Perspektiven aufgezeigt werden.

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