Untersuchungen zur Antibiotikaresistenz anaerober Bakterien als Erreger dentogener Infektionen

Dentogene Infektionen sind die häufigste Ursache für den therapeutischen Einsatz von Antibiotika in der Zahnmedizin. Dabei besteht das Risiko eines Versagens der antibiotischen Therapie aufgrund einer Entwicklung resistenter Stämme. Ziel der vorliegenden In-vitro-Studie war es, einen aktuellen Überblick über das anaerobe Erregerspektrum und die Resistenzlage von oralen anaeroben Erregern bei dentogenen Infektionen für den Raum Jena zu ermitteln. Die untersuchten Proben stammten von Patienten der Klinik und Poliklinik für MKG-Chirurgie des Universitätsklinikums Jena. Insgesamt wurde das Keimspektrum der dentogenen Infektionen von aerob-anaeroben Erregergemischen dominiert. Dabei erwiesen sich die gramnegativen Stäbchen der Genera Prevotella und Fusobacterium als die vorherrschenden anaeroben Erreger. In dieser In-vitro-Untersuchung wurde für Amoxicillin/Clavulansäure die niedrigste Resistenz (3,3%) ermittelt. Damit bestätigt sich, dass ein Aminopenicillin mit Betalactamase-Inhibitor weiterhin das Mittel der Wahl bei odontogenen Abszessen ist. Der Einsatz dieses Antibiotikums kann dabei speziell für schwere dentogene Abszesse empfohlen werden. Moderate Resistenzen zeigten sich für die Antibiotika Penicillin G (20,6%), Moxifloxacin (16,7%), Doxycyclin (12,4%), Clindamycin (12,4%) und Ampicillin (11,5%). Diese Antibiotika können als geeignete Alternativen für die adjuvante Antibiose oraler Anaerobier bei odontogenen Abszessen im Raum Jena empfohlen werden. Von der Anwendung von Metronidazol sollte aufgrund der ermittelten höchsten Resistenzen (47,8%) im Raum Jena Abstand genommen werden. Vergleichend zu den zwölf Jahre zuvor am Universitätsklinikum Jena erhobenen Daten war eine deutliche Resistenzabnahme für Penicillin G (-34%) gefolgt von Doxycyclin (-18,1%) zu verzeichnen. Für Clindamycin ist ein leichter Anstieg der Resistenz (+3,8%), für Metronidazol eine starke Resistenzzunahme (+27,3%) ermittelt worden. Generell ist der restriktive Einsatz von Antibiotika die wichtigste Grundlage zur Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen. Daher stehen bei odontogenen Abszessen stets die Inzision und Drainage sowie die Ursachenbeseitigung an erster Stelle. Nur adjuvant sollen Antibiotika nach strenger Indikationsstellung zum Einsatz kommen.

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