Die Suszeptibilitätsgewichtete MR-Bildgebung in der Diagnostik der Multiplen-Sklerose

Die Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems mit einer sehr hohen sozialmedizinischen Bedeutung. Sie manifestiert sich überwiegend im Alter zwischen 20 und 40 Jahren und stellt den häufigsten Grund für eine bleibende Behinderung im jungen Erwachsenenalter dar. In der Diagnostik der MS spielt die Magnetresonanztomographie (MRT) dank ihrer hohen Sensitivität eine große Rolle. Schwächen sind bis dato ihre niedrige Spezifität und die bei der MS-Diagnostik erforderliche Applikation von potenziell schädlichem MR-Kontrastmittel. Im Bereich der MS Diagnostik ist die Suszeptibilitätsgewichtete Bildgebung (SWI) eine viel versprechende neuartige Methode der Magnetresonanztomographie. Sie ist in der Lage sowohl venöse Gefäße von wenigen 100 μm als auch kleinste Suszeptibiliätsänderungen nachzuweisen. In vorliegender Arbeit wurde untersucht, ob die SWI die oben genannten Schwächen der MRT zu beseitigen vermag. Hierzu wurden insgesamt 17 an Multipler Sklerose erkrankte Patienten (14 weiblich/3 männlich; Durchschnittsalter 42) an einem 3 Tesla Magnetresonanztomographen untersucht. Umakute Läsionen von chronischen di↵erenzieren zu können, erfolgte eine Kontrastmittelgabe mit Gadolinium-DTPA, das in einer neu entstandenen Läsion bis zu 4 Wochen anreichert. In der FLAIR Sequenz wurden MS Läsionen durch das Einzeichnen von regions of interest (ROI) gekennzeichnet. Diese ROIs wurden auf die SWI sowie andere Kontraste (z.B. T1-gewichtete Bildgebung, Phase, Magnitude, ADC, etc.) übertragen. So konnten selektierte Regionen in verschiedenen Sequenzen charakterisiert und statistisch verglichen werden. Bei der Auswertung der SWI Phasenbilder ließ sich nur ein kleiner Teil der im FLAIR Kontrast diagnostizierten Läsionen nachweisen. Sowohl SWI Phasen als auch Magnitudenkontrast zeigten ein sehr geringes Signal-zu-Rausch und Kontrast-zu-Rausch Verhältnis; Größen die Parameter für die Qualität der Bildgebung darstellen. Damit ist die SWI, in der vorliegenden Studie, den konventionellen Sequenzen in der Diagnostik der MS unterlegen. Im Phasenbild konnten sowohl ringförmige als auch homogen hypointense MS Herde beobachtet werden. Entsprechende Literaturquellen enthalten Hinweise, dass von der Läsionsmorphologie auf das Alter der Läsion geschlossen werden könne. Dies konnte in der aktuellen Studie nicht bestätigt werden, da beide beobachteten Läsionstypen chronischen Herden entsprachen und im konventionellen MRT keiner dieser Herde eine Kontrastmittel-Aufnahme (KM-Aufnahme) zeigte. Auch über die quantitativ gemessenen Phasenwerte konnte keine Zuordnung der Läsionen in akute bzw. chronische erfolgen. Hier ist die vorliegende Studie jedoch limitiert, da nur eine geringe Anzahl an akuten Läsionen untersucht werden konnte. Um statistisch signifikante und endgültige Ergebnisse zu erhalten, müsste in künftigen Studien eine weitaus größere Anzahl an akuten Läsionen untersucht werden. Darüber hinaus korrelieren Läsionslast und Läsionskonfiguration im Phasen- und Magnitudenbild nicht mit der Krankheitsdauer oder dem EDSS der MS-Patienten. Zur Überprüfung der These des Venenbezugs der MS-Läsionen wurden schließlich bei den 17 MS-Patienten insgesamt 218 MS-Herde untersucht und mit 172 unspezifischen Glioseherden einer Vergleichspopulation von über 60 jährigen verglichen, die nicht an MS erkrankt waren. Im rein quantitativen Vergleich des Venenbezugs der Läsionen beider Gruppen konnte dabei kein signifikanter Unterschied festgestellt werden. Bei einem qualitativen Vergleich hingegen, in dem der Venenbezug hinsichtlich einiger für die Multiple Sklerose typischer Charakteristika untersucht wurde, konnte ein diagnostischer Test mit einer hohen Spezifität für die an MS erkrankte Patientengruppe entwickelt werden. In der klinischen Anwendung wäre also denkbar, mittels SWI die Spezifität der MRT Untersuchung bei Multipler Sklerose zu erhöhen, indem der charakteristische venöse Bezug der Herde aufgezeigt würde.

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