Kinderonkologische Schmerztherapie in Deutschland und die Leitlinien des WHO-Stufenschemas : eine multizentrische prospektive Analyse

Kindern wurde lange Zeit eine adäquate, suffiziente Schmerztherapie vorenthalten, obwohl die nozizeptive Kompetenz von Kindern eine spätestens ab den 80er Jahren wissenschaftlich anerkannte Tatsache war. Aufgrund dieser Missstände fand Anfang 1990 auf Bestreben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Konferenz statt, um Richtlinien für eine Schmerztherapie in der Kinderonkologie zu erarbeiten. Diese wurden jedoch erst 1998 veröffentlicht, eine deutsche Übersetzung sogar erst im Jahr 2002. Ergebnisse aktueller epidemiologischer Studien zeigen, dass trotz dieser Bemühungen Kinder noch häufig Schmerzen unnötig erleiden müssen. Ziel dieser Arbeit war, eine Übersicht über Prävalenz und Ätiologie von Schmerzen in der Kinderonkologie zu erstellen. Durch Analyse des gegenwärtigen Status quo der medikamentösen Schmerztherapie sollte die Umsetzung der WHO-Empfehlungen geprüft werden. Hierfür wurde im Zeitraum von 1999 bis 2000 an 9 kinderonkologische Abteilungen die Schmerztherapie von 224 Kindern im Alter von 0-18 Jahren mittels eines eigens dafür entwickelten Schmerztherapie-Dokumentationsbogens prospektiv evaluiert. Insgesamt wurden 347 Schmerzyklen erfasst; die Dokumentationsdauer betrug insgesamt 2265 Tage. Die Arbeit bietet somit erstmals einen Einblick in die Schmerztherapie der pädiatrischen Onkologie. Zurzeit gibt es keine vergleichbar umfassende Studie bei Kindern, die Prävalenz und Ursache von Schmerzen sowie die Durchführung der medikamentösen Schmerztherapie samt Nebenwirkungen in der deutschen Kinderonkologie beschreibt. Eine Analyse der durchgeführten Schmerztherapien zeigte, dass die WHO-Empfehlungen weitestgehend umgesetzt werden, auch wenn zum Teil anderen Medikamenten der Vorzug gegeben wird. Dennoch konnten Aspekte aufgezeigt werden, die noch verbesserungswürdig sind, wie zum Beispiel das Erfassen und die Therapie von Durchbruchschmerzen oder eine konsequente Prophylaxe und Therapie von Obstipation unter Opioidtherapie.

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