Der Ausstieg aus der Atomenergie: Diskursnetzwerkanalyse als Beitrag zur Erklärung einer radikalen Politikwende

  • Im März 2011 erfolgte in Deutschland innerhalb von nur einer Woche nach dem Reaktorunglück im japanischen Fukushima eine radikale Politikwende hin zum Ausstieg aus der Atom- energie. Die erst im Herbst 2010 beschlossene Laufzeitverlängerung wurde wieder zurückgenommen, der endgültige Ausstieg aus der Atomenergie bis zum Jahre 2022 beschlossen. Ein solch plötzlicher und umfassender Politikwandel ist erklärungsbedürftig. Während traditionelle politikwissenschaftliche Theorien an einer plausiblen Erklärung scheitern, ist eine solche aus diskursanalytischer Perspektive jedoch möglich. Im vorliegenden Artikel nutzen wir die Methode der Diskursnetzwerkanalyse, um den diskursiven Stabilisierungsprozess von politischen Forderungen zur Atom- und Energiepolitik in der medialen Öffentlichkeit zwischen März und Juli 2011 zu untersuchen. Wir argumentieren, dass die schnelle Durchsetzung der Ausstiegsforderung sich mit Hilfe der drei Faktoren Akteurszentralität, Konsistenz und Zusammenhalt derIm März 2011 erfolgte in Deutschland innerhalb von nur einer Woche nach dem Reaktorunglück im japanischen Fukushima eine radikale Politikwende hin zum Ausstieg aus der Atom- energie. Die erst im Herbst 2010 beschlossene Laufzeitverlängerung wurde wieder zurückgenommen, der endgültige Ausstieg aus der Atomenergie bis zum Jahre 2022 beschlossen. Ein solch plötzlicher und umfassender Politikwandel ist erklärungsbedürftig. Während traditionelle politikwissenschaftliche Theorien an einer plausiblen Erklärung scheitern, ist eine solche aus diskursanalytischer Perspektive jedoch möglich. Im vorliegenden Artikel nutzen wir die Methode der Diskursnetzwerkanalyse, um den diskursiven Stabilisierungsprozess von politischen Forderungen zur Atom- und Energiepolitik in der medialen Öffentlichkeit zwischen März und Juli 2011 zu untersuchen. Wir argumentieren, dass die schnelle Durchsetzung der Ausstiegsforderung sich mit Hilfe der drei Faktoren Akteurszentralität, Konsistenz und Zusammenhalt der Diskurskoalition sowie diskursive Schwäche der Opposition erklären lässt.show moreshow less
  • In March 2011, only one week after the nuclear disaster in Fukushima, Germany saw a radical policy change towards the abandonment of nuclear energy. The prolongation of nuclear energy use that had been adopted just some months before was withdrawn and a final exit date was set to the year 2022. Such a radical policy reversal calls for an explanation – but traditional theories from political science are not able to provide one. Only a discourse analytical perspective provides a plausible explanation. In the article we use the method of discourse network analysis to analyze the stabilization of exit demands, based on the coding of newspaper articles from two German quality newspapers published between March and July 2011. We argue that the fast developing hegemony of the exit demand can be explained by looking at three factors: actor centrality, consistency and cohesion of discourse coalitions as well as discursive weakness of the oppositional coalition.

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Metadaten
Author:Sebastian Haunss, Matthias Dietz, Frank Nullmeier
URN:urn:nbn:de:bvb:384-opus4-996532
Frontdoor URLhttps://opus.bibliothek.uni-augsburg.de/opus4/99653
URL:https://www.uni-augsburg.de/de/fakultaet/philsoz/fakultat/soziologie/zfd
ISSN:2195-867XOPAC
Parent Title (Multiple languages):Zeitschrift für Diskursforschung / Journal for Discourse Studies
Publisher:Beltz
Place of publication:Weinheim
Type:Article
Language:German
Year of first Publication:2013
Publishing Institution:Universität Augsburg
Release Date:2022/11/29
Tag:Diskursanalyse; Netzwerkanalyse; Diskursnetzwerkanalyse; AKW-Politik; Diskurskoalitionen; Political Claims
Discourse Analysis; Network Analysis; Discourse Network Analysis; Nuclear Energy Policy; Discourse Coalitions; Political Claims
Volume:1
Issue:3
First Page:288
Last Page:316
Institutes:Philosophisch-Sozialwissenschaftliche Fakultät
Dewey Decimal Classification:3 Sozialwissenschaften / 30 Sozialwissenschaften, Soziologie / 300 Sozialwissenschaften
Licence (German):Deutsches Urheberrecht