Die Denkmäler Jenny Holzers: ambivalente Konzepte für die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit

Language
de
Document Type
Doctoral Thesis
Issue Date
2014-11-13
Issue Year
2014
Authors
Fuchs, Kathrin
Editor
Abstract

The American artist Jenny Holzer explores the medium of the monument in her work, and this concern forms a fixed variable that encompasses not only references to war memorials already present at a site, as in the case of Holzer’s installation in the context of ‘sculpture projects muenster 1987’, but also the conception of independent monuments. A series of three monument projects in Germany’s Nordhorn and Leipzig and Austria’s Erlauf were commissioned by politicians and exist within the thematic context of the confrontation with the Nazi period and the two World Wars. Holzer’s unrealized design for a ‘Terrible Garden’ in Wiesbaden, a ‘monument to commemorate the victims of the Nazi dictatorship’, is also to be seen in this context. In scholarly art historical texts these monuments are generally identified with a critical monumental art that has been gaining in importance since the mid 1980s, particularly in connection with monuments created for victims of the Nazis. In particular, works that deviate from the formal idiom of traditional monuments by making use of ‘avant-garde’ art practices are thought to counter traditional monuments’ semantic and identificatory function and to open up alternative possibilities for a reflective and critical confrontation with the past. Holzer’s monuments are distinguished by their common characteristic of taking the form of ‘gardens’ and incorporating plants as an art material. Nature, which veils the violence of death in war, played a central role in the nationalistic and Nazi cult of the dead. In the post-war period the consoling function of nature was also drawn upon for monument sites dedicated to the victims killed by the Nazis. The goal of the present work is to trace the semantic context of Holzer’s concepts for monuments and to analyse their critical potential. Because the monuments represent official commissions at a local level, a discussion of the motives of those commissioning the monuments is also a central topic. The ‘Friedensdenkmal’ was erected in the small Austrian town of Erlauf. Here we are faced with the question of the reasons why the political patrons focussed their attention on international contemporary art and why they selected Holzer, an artist generally perceived as a practitioner of ‘social criticism’.

Abstract

Die Beschäftigung mit dem Medium Denkmal bildet eine feste Konstante im Werk der US-amerikanischen Künstlerin Jenny Holzer, das nicht nur die Bezugnahme auf bereits vorhandene Kriegerdenkmäler, wie beispielsweise Holzers installative Arbeit im Rahmen der „Skulptur. Projekte in Münster 1987“, sondern auch die Konzeption eigenständiger Denkmäler umfasst. Eine Reihe von drei Denkmalprojekten in Nordhorn, Leipzig, und im österreichischen Erlauf, die thematisch im Kontext der Auseinandersetzung mit der NS-Zeit und den beiden Weltkriegen stehen, wurde Holzer von politischer Seite in Auftrag gegeben. Ebenfalls in diesem Zusammenhang ist Holzers nicht realisierter Entwurf für einen „Schrecklichen Garten“, ein „Mahnmal zum Gedenken an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft“, in Wiesbaden zu sehen. In der kunstwissenschaftlichen Fachliteratur werden diese Denkmäler generell einer kritischen Denkmalkunst zugeordnet, die seit Mitte der 1980er Jahre vor allem im Zusammenhang mit Denkmalsetzungen für die NS-Opfer an Bedeutung gewonnen hat. Insbesondere Arbeiten, die durch die Verwendung „avantgardistischer“ Kunstpraktiken von der Formensprache traditioneller Denkmäler abweichen, sollen deren sinn- und identitätsstiftende Funktion konterkarieren und alternative Möglichkeiten für eine reflektierte, kritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit erschließen. Als gemeinsames Charakteristikum ist den Denkmälern Holzers eigen, dass sie als „Gärten“ gestaltet sind und Pflanzen als künstlerisches Material einbeziehen. Im nationalistischen und nationalsozialistischen Totenkult spielte die Natur, die den gewaltsamen Kriegstod verdeckt, eine zentrale Rolle. Auf die tröstliche Funktion der Natur wird auch in der Nachkriegszeit bei Denkmalanlagen für die ermordeten NS-Opfer zurückgegriffen. Das Ziel der vorliegenden Arbeit besteht darin, dem Bedeutungskontext der Denkmalkonzepte Holzers nachzugehen und ihr kritisches Potenzial zu hinterfragen. Da es sich bei den Denkmälern um offizielle Auftragsarbeiten auf lokaler Ebene handelt, steht zudem die Erörterung der Motive der Denkmalsetzer im Vordergrund. So wurde das „Friedensdenkmal“ in der kleinen österreichischen Marktgemeinde Erlauf errichtet. Hier stellt sich die Frage nach den Gründen der politischen Auftraggeber, den Fokus auf internationale Gegenwartskunst gelegt und mit Holzer eine Künstlerin ausgewählt zu haben, deren Werk generell als „gesellschaftskritisch“ gilt.

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