Auswirkungen psychosozialer Arbeitsbelastung auf die Arbeitszufriedenheit in Sozialer Arbeit unter Berücksichtigung kompensierender Bewältigungsressourcen. Eine empirische Untersuchung gegenwärtiger Arbeitsbedingungen in SAGE-Professionen

Language
de
Document Type
Doctoral Thesis
Issue Date
2023-07-31
Issue Year
2023
Authors
Pietsch, Marcel
Editor
Abstract

Despite its significant societal importance and increasing scope, the working conditions of social work and the associated psychological experiences of professionals are relatively under-researched from an empirical perspective. In this context, work science emphasizes the growing importance of balanced levels of demands and stress, buffering resources, and high potential for job satisfaction in the subjective experience of professional practice and successful goal achievement, not only within social professional organizations. This present study aims to systematically address the identified research gap in social work through a multi-phase strategy, supporting its further professional progress by gaining innovative knowledge. The focus lies on both the theoretical and empirical examination of relevant psychosocial stress effects on job satisfaction among social workers, considering compensatory coping factors.

The first half involves the analysis of significant literature and theoretical approaches regarding the interplay of occupational stress factors, coping resources, and levels of satisfaction and well-being. The readers are initially guided through an extended framework of professional and socio-political context, providing insights into historical development processes, professional characteristics, and structural challenges within the current working reality of social work. The theoretical core consists of a extensive review of fifteen different stress and satisfaction concepts, drawing on interdisciplinary perspectives.

Based on key findings concerning stress-induced mechanisms, the second half of the study develops a new guiding model on demands, resources, and satisfaction. This model is empirically applied to the data collected from the BIBB/BAuA Employment Survey 2018. Using the Ordered Probit regression method, the interplay of strain and coping effects on various dimensions of job satisfaction among 618 social workers is thoroughly examined. For better contextualization the findings for social work are compared to those in the education and teaching, nursing, and overall economy.

Empirical findings reveal that atypically reduced working hours, frequent information deficits, high pressure of performance and time, and challenges in work-life balance particularly contribute to reduced job satisfaction in social work. Furthermore, social support in the workplace is most strongly associated with positive coping effects. Learning and training activities, as well as job autonomy, also demonstrate increased coping features. However, the protective potential of meaningfulness of work against negative demands seems to be comparatively limited. Ultimately, the study provides instrumental implications for shaping a sustainable and healthy practice in social work. Throughout the conclusions, connections are drawn between empirically identified negative stress factors, coping effects on job satisfaction, resulting action options, and the long-term upvaluation of the social work profession.

Abstract

Trotz großer gesellschaftlicher Bedeutung und ansteigenden Umfangs Sozialer Arbeit gelten ihre Arbeitsbedingungen sowie damit verbundenes psychisches Erleben der Fachkräfte aus empirischer Perspektive als relativ wenig erforscht. Dabei betont die Arbeitswissenschaft die wachsende Bedeutung ausgewogener Belastungs- und Stresspegel, puffernder Ressourcen und hoher Zufriedenheitspotenziale für die subjektiv erlebte Berufspraxis und erfolgreiche Zielerfüllung nicht nur sozialprofessioneller Organisationen. Die vorliegende Untersuchung möchte mit einer mehrphasigen Strategie dazu beitragen, die für Soziale Arbeit ausgemachte Forschungslücke systematisch zu bearbeiten und ihren weiteren Professionalisierungsprogress durch innovativen Wissensgewinn zu unterstützen. Hierbei liegt der Fokus auf der sowohl theoretischen als auch empirischen Nachzeichnung relevanter psychosozialer Belastungsauswirkungen auf die Arbeitszufriedenheit von Sozialarbeitenden unter Berücksichtigung kompensierender Bewältigungsfaktoren.

In der ersten Hälfte kommt es zur Analyse bedeutsamer Literatur- und Theorieansätze zum Zusammenspiel von beruflichen Belastungsfaktoren, Bewältigungsressourcen und Zufriedenheits- bzw. Gesundheitsgraden. So werden Lesende zunächst durch ein erweitertes professions- und sozialpolitisches Rahmengerüst begleitet, über das historische Entstehungsprozesse, fachliche Charakteristika sowie strukturelle Problemlagen der heutigen Arbeitsrealität Sozialer Arbeit zugänglich gemacht werden. Den theoretischen Kern bildet ein ausführliches, interdisziplinär zusammengesetztes Review fünfzehn verschiedener Belastungs- und Zufriedenheitskonzepte.

Angeleitet von zentralen Erkenntnissen zu belastungsinduzierten Wirkungsmechanismen wird in der zweiten Hälfte ein neues, analyseleitendes Modell zu Belastung, Ressourcen und Zufriedenheit entwickelt und am Datenmaterial der BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2018 empirisch angewandt. Unter Rückgriff auf die Ordered-Probit-Regressionsmethode wird das interaktive Wechselspiel von Belastungs- und Bewältigungseffekten auf verschiedene Dimensionen der Arbeitszufriedenheit von insgesamt 618 Sozialarbeitenden detailliert untersucht. Zusätzlich werden die Befunde für Soziale Arbeit zur besseren Einordnung mit jenen der Erziehungs- und Unterrichtsbranche, des Pflegewesens sowie aller Wirtschaftsbranchen verglichen.

Für Soziale Arbeit ist empirisch zu beobachten, dass sich atypisch reduzierte Beschäftigungsumfänge, häufige Informationsdefizite, häufiger Leistungs- und Zeitdruck sowie häufige Vereinbarkeitsprobleme und Erreichbarkeitsanforderungen im Spannungsfeld beruflicher und privater Verpflichtungen in besonders deutlicher Weise als zufriedenheitsreduzierend präsentieren. Zudem zeigt sich, dass soziale Unterstützung am Arbeitsplatz am häufigsten mit positiven Ressourceneffekten zu verknüpfen ist. Auch Lern- und Weiterbildungsaktivitäten sowie Handlungsspielraum weisen vermehrt positive Bewältigungseigenschaften auf. In der Überprüfung der Bewältigungsfunktionen von Sinnhaftigkeit deuten sich hingegen vergleichsweise limitierte Potenziale an, die Zufriedenheit Sozialarbeitender vor negativen Belastungseinflüssen zu bewahren. Als instrumenteller Mehrwert der Studie lassen sich aus den generierten Erkenntnissen abschließend Implikationen für die Gestaltung einer nachhaltig gesunden Praxis Sozialer Arbeit ableiten. Über die Schlussfolgerungen hinweg werden somit Verbindungslinien zwischen empirisch festgestellten Negativbelastungen sowie Bewältigungswirkungen auf die Zufriedenheit, daran ansetzenden Handlungsoptionen und dem langfristigen Aufwertungsprojekt Sozialer Arbeit aufgegriffen.

DOI
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