Die Gründungsgeschichte des Nürnberger Kinderspitals 1861 - 1876
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Sperrvermerk genehmigt, Datum der Online-Veröffentlichung 1-12-2021
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Abstract
During the 19th century, a large number of children’s hospitals emerged in the course of the establishment of paediatrics as an independent specialisation. The paediatric facilities in Nuremberg were initially limited to a few beds and were not comparable to the general hospitals that were built on vast sites in the major cities of the industrial age. Within a few decades, a single room in Nuremberg equipped for medical care in the heart of a small nursing home and crèche gradually developed into an independent children's hospital under the aegis of Dr. Julius Cnopf. The aim of the work presented here is to examine and explain in detail the fundamental moments of development over the entire period from 1861 to 1876. The existing literature only thematically introduces the foundation of the Nuremberg Children's Hospital in an orienting way. It is mainly based on few literature sources focussing on significant events such as ceremonial occasions. The herein presented work shows the results of an extensive archival research, thus presenting the founding phase of the Children’s Hospital from a novel perspective. The archive work concentrated on the holdings of the Diakonie Neuendettelsau and through broad research in the Nuremberg City Archives and the Bavarian State Archives in Nuremberg let to a rich information database. The eventful development of today's Cnopf´schen Children's Hospital can be reconstructed in its early years based on this diverse and largely unpublished material. The analysis of the recorded archive material was divided in five main chapters. First the spatial development from a single hospital room to the new hospital building at the end of 1876 is presented. Afterwards the history of the association for the Nuremberg children’s hospital is investigated, whereby the organization, function mode and association work come to light. Subsequently a key moment in the history of the foundation, the dispute over the hospital building site at Hallerwiese, will be dealt with. The two concluding chapters focus on the description of daily life for staff and patients in the Nuremberg Children’s Hospital. A comprehensive description of the spatial and structural development of the health institute over the observation period is presented for the first time. The functioning of a small hospital in the middle of the 19th century becomes clear. These include the medical and nursing tasks and the research also provides an insight into the everyday hospital life of the staff and patients. Premature failure would have been inevitable without sufficient and permanent financing. The analysis of the association's activities illustrates the role of the political foundation of the hospital, including the opportunities and restrictions of the establishment. The failure of two hospital projects in Nuremberg highlights the success of the small institution considered here, as these projects were undertaken almost simultaneously. The decisive factors for the accomplishment of the Nuremberg Children’s Hospital are deduced from the similarities and differences of the individual projects. It is shown that local political circumstances had a major impact on the prosperity of the facility. The analysis of the history of the dispute concerning the hospital construction site at Hallerwiese goes beyond the current state of knowledge. An extensive social debate about the dreaded topic of infection is emerging. This not only clarifies the position of the small children's hospital in the society of that time but also makes a contribution to the history of Nuremberg in addition to the findings on the history of the institute. The present work is intended to contribute to hospital research in paediatric institutions and to place the establishment of the Nuremberg Children's Hospital in the history of the city of Nuremberg in the 19th century.
Abstract
Im Zuge der Etablierung der Kinderheilkunde als eigenständige Spezialisierung im Laufe des 19. Jahrhunderts entstand eine Vielzahl an Kinderkrankenhäusern, so auch in Nürnberg. Die zu Beginn auf wenige Betten, in einer noch kleineren Anzahl an Räumen begrenzten pädiatrischen Einrichtungen standen in keinem Vergleich zu den Allgemeinen Krankenhäusern, die in den Großstädten des industriellen Zeitalters auf ausgedehnten Arealen erbaut wurden. Innerhalb weniger Jahrzehnte entstand in Nürnberg aus einem einzigen Raum, welcher im Herzen einer kleinen Pflege- und Krippenanstalt zur medizinischen Versorgung ausgestattet wurde, nach und nach ein eigenständiges Kinderkrankenhaus unter der Ägide des Dr. Julius Cnopf. Die grundlegenden Entstehungsmomente über den Zeitraum von 1861 bis 1876 in Einzelheiten zu untersuchen und darzulegen, ist das Ziel der hier vorgelegten Arbeit. Die bestehende Literatur führt zwar thematisch in die Gründungsphase des Nürnberger Kinderspitals ein, handelt diese jedoch nur in orientierender Weise ab. Bedeutende Ereignisse werden getreu einzelner Literaturquellen, welche in der Regel zu feierlichen Anlässen des Kinderkrankenhauses verfasst wurden, wiedergegeben. Die vorliegende Arbeit stützt sich auf größtenteils unbekannte Archivbestände, welche im Rahmen umfassender Recherchen erschlossen wurden und die Gründungsphase in einem völlig neuem Licht erscheinen lässt. Die Archivarbeiten konzentrierten sich auf die Bestände der Diakonie Neuendettelsau, welche durch erweiterte Recherchen im Nürnberger Stadtarchiv und dem Bayerischen Staatsarchiv in Nürnberg zu einer ergiebigen Datenlage beitrugen. Anhand dieses vielfältigen und in weiten Teilen unveröffentlichten Materials, lässt sich die ereignisreiche Entwicklung der heutigen Cnopf´schen Kinderklinik in ihren ersten Jahren rekonstruieren. Die systematische Analyse der erfassten Archivalien wurde anhand der fünf Hauptkapitel aufgearbeitet. Zunächst wird die räumliche Entwicklung von einem einzigen Krankenzimmer bis hin zum Krankenhausneubau Ende 1876 dargestellt. Anschließend wird die Geschichte des Vereins für das Nürnberger Kinderspital aufgearbeitet, wodurch unter anderem die Organisation, Funktionsweise und Vereinsarbeit zu Tage kommen. In der Folge wird ein Schlüsselmoment der Gründungsgeschichte, der Streit um den Krankenhausbauplatz an der Hallerwiese aufgearbeitet. In den beiden abschließenden Kapiteln richtet sich der Fokus auf die Beschreibung des Alltags für Personal und Patienten in der kleinen Einrichtung. Eine umfassende Beschreibung der räumlich-strukturellen Entwicklung des Krankeninstituts über den Beobachtungszeitraum kann hier erstmals vorgelegt werden. Aus den damals zu Verfügung stehenden materiellen Ressourcen wird die Funktionsweise einer kleinen Krankenanstalt Mitte des 19. Jahrhunderts deutlich. Diese umfassen die medizinischen und pflegerischen Aufgabenfelder, wobei die Recherchen auch einen Einblick in den erlebten Krankenhausalltag des Personals und der Patienten erlauben. Ohne ausreichende und dauerhafte Finanzierung des Krankenhauses wäre ein vorzeitiges Scheitern unausweichlich gewesen. Die Analyse der Vereinstätigkeit lässt die Rolle des politischen Fundaments der Krankenanstalt in weiten Teilen nachvollziehen und verdeutlicht neben den Möglichkeiten auch die Grenzen des Unternehmens. Besonders aufschlussreich für die Hintergründe des Erfolges der kleinen Anstalt sind zwei gescheiterte Krankenhausprojekte in Nürnberg, die nahezu zeitgleich zum hier betrachteten Institut unternommen wurden. Aus den Gemeinsamkeiten und Unterschieden der einzelnen Vorhaben können die entscheidenden Faktoren für den Erfolg des hier betrachteten Instituts erarbeitet werden, die im Kern auf lokalpolitische Umstände zurückzuführen sind. Die Aufarbeitung der Streitgeschichte rund um den Krankenhausbauplatz an der Hallerwiese führt weit über den bisherigen Kenntnisstand hinaus. Es tritt eine tiefgreifende gesellschaftliche Debatte rund um das gefürchtete Thema „Ansteckung“ zum Vorschein. Hierdurch wird nicht nur der Standpunkt des kleinen Kinderkrankenhauses in der damaligen Gesellschaft deutlich, sondern neben den Erkenntnissen zur Institutsgeschichte auch ein Beitrag zur Geschichte Nürnbergs geleistet. Die vorliegende Arbeit soll einen Beitrag zur Krankenhausforschung pädiatrischer Einrichtungen leisten und den Beginn des Nürnberger Kinderkrankenhauses in die Geschichte der Stadt Nürnberg im 19. Jahrhundert einordnen.