Rekonstruktion von Orbitawandfrakturen mittels intraoperativ angebogener und vorgeformter Titan- Mesh Implantate im CAD- Verfahren und mittels PDS- Folien – Eine vergleichende prospektive Untersuchung im Hinblick auf das funktionelle und ästhetische Ergebnis.

Language
de
Document Type
Doctoral Thesis
Issue Date
2020-11-09
Issue Year
2020
Authors
Kilanowski, Paul
Editor
Abstract

Hintergrund und Ziele Die Funktion der Orbita ist es den Bulbus oculi knöchern zu begrenzen. Bei maxillofazialen Knochenbrüchen ist die knöcherne Orbita in 40% mit beteiligt, wobei auch Ästhetik und Funktion beeinträchtigt werden [30,37,39]. Je nach Größe des Defekts kann die Orbita durch verschiedene Implantate (z.B. PDS-Folie, Titan-Mesh) rekonstruiert werden. Dabei wird aus ästhetischer Sicht eine beidseitige Symmetrie angestrebt. Durch die Einführung von computer-aided-design (CAD) und computer-aided-manufacturing (CAM) ist die Herstellung von individuellen hergestellten Orbitabodenimplantaten präoperativ möglich. Fehlerhafte oder unzureichende Rekonstruktionen des Orbitabodens können zu Komplikationen wie Diplopie, Enophthalmus oder Exophthalmus führen, aber auch ästhetische und funktionelle Einschränkungen mit sich bringen. Derzeit gibt es noch keine Untersuchung, welche die gängigen Rekonstruktionsverfahren mit den in dieser Arbeit beschriebenen Verfahren hinsichtlich ihrer Ergebnisse vergleicht. Ziel dieser Studie ist es die prä- und intraoperativ hergestellten Implantatsysteme (PDS, nicht individuell vorgebogene Titangitter und individuell vorgebogene Titangitter) im Hinblick auf die Funktion und Ästhetik zu vergleichen.

Material und Methoden 45 Patienten (32 Männer und 13 Frauen) im Alter von 49,7+/- 19,9 Jahre waren im Zeitraum von November 2011 bis Juli 2014 mit unilateralen Orbitabodenfrakturen in der Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgischen Uniklinik, Erlangen vorstellig. 24 (53,3%) dieser Patienten wurden mit individuell vorgefertigten Titangittern, 11 (22,4%) Patienten mit intraoperativ gebogenen Titangittern (TM) und 10 (22,2%) Patienten mit Polydioxanonfolie (PDS) operativ versorgt. Präoperativ erfolgte von allen Patienten eine 3D-Bildgebung (CT). Zur Herstellung der individuell vorgebogenen Titangitter wurde der CT-Datensatz in die Software Mimics® (Materialise, Belgien) transferiert und mit Hilfe von Segmentierung der frakturierte Orbitaboden rekonstruiert. Anschließend wurde ein 3D- Orbitabodenmodell mittels 3D-Drucker hergestellt, mit welchem ein anatomisch korrektes und individuell hergestelltes Orbitaimplantat aus Titan angefertigt werden konnte[32]. Prä- und postoperativ (1Tag und 180Tage) wurden die Patienten auf ihre Funktion (Ektropium, Bulbusmotilität, Diplopie, Exophthalmus, Enophthalmus, Sensibilität) und Ästhetik (Symmetrie) untersucht. Außerdem erfolgte intraoperativ die funktionelle Beurteilung durch die Chirurgen im Hinblick auf die Zeiterfassung (CAD-CAM und Implantationsdauer)[54,55], der Passgenauigkeit, Implantatkongruenz am Infraorbitalrand und Implantation[32]. Die Daten wurden anschließend mittels IBM SPSS (IBM Inc., Amonk, New York, USA) anhand des Mann-Whitney U-Testes und des exakten Fisher-Testes statistisch ausgewertet.

Ergebnisse Es konnte eine signifikant schnellere Implantatinsertion bei individuell vorgebogenen Titangittern im Vergleich zu nicht vorgebogenen Titangittern ermittelt werden (p<0,000)[54,55]. Die Chirurgen beurteilten außerdem bei 60% (n=15) der Fälle die Implantation mit vorgebogenen Titangittern als „vereinfacht“ (p<0,000), 32% (n=8) als „normal“ und 8% (n=2) al „erschwert“[32]. Außerdem konnte die Kongruenz und Passgenauigkeit als genauer eingestuft werden[32]. Eine Normalisierung der ex- bzw. enophtahlmischen Bulbusabweichungen war weiterhin postoperativ bei allen drei Rekonstruktionsverfahren zu erkennen. Bei der Beurteilung des Ektropiums, der Bulbusmotillität, der Diplopie und der Symmetrie konnte bei keinem der Rekonstruktionsverfahren ein statistisch signifikanter Unterschied ermittelt werden. (Ektropium: präoperativ p=0,656 und postoperativ p=0,498; Bulbusmotillität: VM p=1,0; TM p=0,480; PDS p=1,0; Diplopie: VM p=0,480; TM p=1,0; PDS p=1,0 ; Symmetrie: VM p=0,221; TM p=0,480; PDS p=1,0; Sensibilität: VM p=1,0; TM p=1,0; PDS p=1,0).

Praktische Schlussfolgerung CAD-CAM basierte und individuell hergestellte Orbitabodenimplantate verkürzen zum einen durch ihre genaue Passform und Kongruenz am Infraorbitalrand[32] die Operationsdauer und vereinfachen zum anderen die Operation[54,55]. Patienten profitieren von einer verkürzten Operationsdauer durch geringere Schwellungen und geringere Traumatisierung. Außerdem, konnten die gleichen Ergebnisse erzielt werden, wie bei anderen Rekonstruktionsverfahren (PDS, nicht vorgebogene Titangitter) im Hinblick auf die Beurteilung des Ektropiums, der Bulbusmotilität, der Diplopie, Sensibilität und der Symmetrie festgestellt werden.

DOI
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