Anstrengungsmobilisierung bei unklarer Handlungsschwierigkeit - Anreizattraktivität, Stimmung und kardiovaskuläre Reaktivität

Language
de
Document Type
Doctoral Thesis
Issue Date
2004-08-24
Issue Year
2004
Authors
Richter, Michael
Editor
Abstract

Contradictory to many theories of mood and behavior, recent empirical evidence suggests that the motivational and behavioral implications of moods are context-dependent rather than specific and stable (Gendolla, 2000, 2003). But the empirical research often lacks a useful background theory which enables concrete predictions concerning the influence of mood on behavior. An integration of motivational intensity theory (Brehm & Self, 1989) and the mood-as-input model (e.g. Martin et al., 1997) provides such a framework and makes it possible to come to specific predictions concerning informational mood impact on effort mobilization. The core assumption of the mood-as-input model is that mood effects on behavior are mediated by the use of mood as information for salient behavior-related judgments which in turn influence behavior. Depending on the context, different judgments are salient and since moods can provide different information for different judgments, mood impact varies with the situational context. According to motivational intensity theory, one contextual variable which is associated with different behavior-related judgments is the clearness of behavior difficulty. If the difficulty is clear, effort mobilization varies with demand appraisal. If the difficulty is unclear, the importance of a successful performance is crucial. Thus, one would expect informational mood impact on effort mobilization to be mediated by mood-congruent influenced demand appraisals under condition of clear task difficulty and to be mediated by mood-congruent influenced success importance appraisals (respectively by mood influences on the appraisals of determinant of success importance like incentive value) under conditions of unclear difficulty. These predictions were investigated in four consecutive experiments. Experiment 1 tested the effectiveness of two different attractive pictures as incentives for instrumental behavior. Experiment 2 used both pictures two provide evidence for the prediction of motivational intensity theory for effort mobilization under conditions of unclear task difficulty. As expected participants worked harder on a memory task, when they could win the more attractive picture than when they could win the less attractive one. The following two experiments used the established paradigm of unclear difficulty to provide evidence for the context-dependency of the behavioral implications of mood. Unfortunately, the mood induction in experiment 3 failed to produce the expected behavioral effects, instead experiment 3 replicated the findings of experiment 2 by providing evidence that effort mobilization under unclear task difficulty depends on the attractiveness of the incentive. However, experiment 4 supported the notion of context-dependent mood influences on effort investment. Depending on the clearness of task difficulty positive mood leaded either to more effort or to less effort than negative mood. If task difficulty was easy, but unclear positive mood resulted in more effort mobilization than negative mood, if task difficulty was easy and clear the invers pattern emerged. Unfortunately the subjective ratings of the behavior-related judgments did not show the expected mood congruency effects. However, in summary the series of four experiments provided encouraging evidence that informational mood influences on effort mobilization depend on the clearness of effort mobilization and thus, support the assumption that the motivational and behavioral implications of mood are context-dependent.

Abstract

In vier aufeinander bezogenen Experimenten wurden zunächst die Hypothesen der motivationalen Intensitätstheorie (Brehm & Self, 1989) für unklare Verhaltensschwierigkeit getestet und anschließend die Kontextabhängigkeit motivationaler Implikationen von Stimmung für den Bereich der Anstrengungsmobilisierung näher betrachtet. Im Gegensatz zu Verhalten mit fixer Schwierigkeit, bei der eine Orientierung der Anstrengung an der wahrgenommenen Aufgabenschwierigkeit stattfinden kann, fehlt bei unklarer Schwierigkeit dieser Indikator der notwendigen Anstrengung für eine erfolgreiche Verhaltensausführung. Nach der motivationalen Intensitätstheorie übernimmt diese Rolle die Wichtigkeit der erfolgreichen Verhaltensausführung. Da man nicht genau weiß, wie viel Energie notwendig ist, um die Aufgabe erfolgreich zu bearbeiten, investiert man das Maximum an Energie, das einem durch die Wichtigkeit der erfolgreichen Bearbeitung gerechtfertigt erscheint. Experiment 2 belegte diesen Zusammenhang zwischen Erfolgswichtigkeit und Anstrengungsmobilisierung, erfasst als kardiovaskuläre Reaktivität, unter Verwendung zweier unterschiedlich attraktiver Bilder als Verhaltensanreize. Diese Bilder hatten in Experiment 1 ihre Wirkung als Anreize für instrumentelle Handlungen demonstriert. Die Anstrengungsmobilisierung von Probanden, die durch die erfolgreiche Bearbeitung einer Gedächtnisaufgabe das attraktivere Bild gewinnen konnten, fiel höher aus als die Anstrengung von Probanden, die das unattraktivere Bild gewinnen konnten. Dies galt jedoch nur bei unklarer Schwierigkeit. Probanden, die die leichte Gedächtnisaufgabe bei klarer Schwierigkeit bearbeiteten, unterschieden sich in ihrer Anstrengungsinvestition nicht in Abhängigkeit von dem dargebotenen Bild. Experiment 3 stützte ebenfalls die Hypothesen der motivationalen Intensitätstheorie für unklare Schwierigkeit. Eigentlich als Test informationalen Stimmungseinflusses gedacht, zeigte sich auch hier eine Interaktion von Schwierigkeitsklarheit und Wichtigkeit der erfolgreichen Aufgabenbearbeitung. Bei unklarer Schwierigkeit nahm die Anstrengung mit steigender Erfolgswichtigkeit zu. Bei klarer Schwierigkeit hatte die Wichtigkeit keinen Effekt. Aufbauend auf diese Befunde wurde im vierten Experiment die im Mood-as-Input Modell (z.B. Martin et al., 1997) und im Mood-Behavior-Modell (Gendolla, 2000) formulierte Kontextabhängigkeit der motivationalen Implikationen von Stimmung untersucht. Als Grundlage der kontextabhängigen verhaltensmäßigen Implikationen wurden unterschiedliche informationale Stimmungseinflüsse bei klarer und unklarer Schwierigkeit angenommen. Da bei unklarer Handlungsschwierigkeit keine Information über die Anforderungshöhe zur Bestimmung der, für die erfolgreiche Handlungsausführung notwendigen, Anstrengung zur Verfügung steht, findet eine Orientierung an der Wichtigkeit der erfolgreichen Handlungsausführung statt. Dadurch wird sichergestellt, dass in die Aufgabenausführung nicht mehr Anstrengung investiert wird, als maximal durch die Erfolgswichtigkeit gerechtfertigt ist. Aufbauend auf der Konzeption des informationalen Stimmungseinflusses im Mood-Behavior-Modell, nach dem Stimmung jeweils für das im momentanen situationalen Kontext im Vordergrund stehende verhaltensbezogene Urteil genutzt wird, wurde angenommen, dass bei klarer Verhaltensschwierigkeit Stimmung für die Bestimmung der Verhaltensschwierigkeit als Information genutzt werden und über diese die Anstrengungsmobilisierung beeinflussen würde. Bei unklarer Schwierigkeit hingegen sollte die Wichtigkeit der erfolgreichen Aufgabenbearbeitung durch Stimmung beeinflusst werden und sich entsprechende Effekte im Verhalten zeigen. Die kardiovaskulären Daten bestätigten die Hypothese kontextabhängiger Stimmungsimplikationen deutlich. Bei klarer Schwierigkeit fiel die Anstrengungsmobilisierung in negativer Stimmung stärker aus, bei unklarer Schwierigkeit strengten sich positiv gestimmte Versuchsteilnehmer stärker an. Für die angenommene Vermittlung zwischen Stimmung und Verhaltensintensität über unterschiedliche informationale Stimmungseinflüsse konnten jedoch keine Belege gefunden werden. Insgesamt ließen sich somit die Hypothesen der motivationalen Intensitätstheorie für unklare Schwierigkeit und die postulierte Kontextabhängigkeit der motivationalen Implikationen von Stimmung bestätigen. Über den Prozess, der dieser Kontextabhängigkeit zugrunde liegt, kann anhand der Daten jedoch keine Aussage getroffen werden.

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