Johann Balthasar Ehrhart (1700-1756) und seine Korrespondenz mit Christoph Jacob Trew (1695-1769)

Language
de
Document Type
Doctoral Thesis
Issue Date
2011-06-28
Issue Year
2011
Authors
Heinzelmann, Ruth
Editor
Abstract

This dissertation analyzes the correspondence between the physicians Johann Balthasar Ehrhart und Christoph Jacob Trew, which - to the best of today’s knowledge - consisted of 80 letters. 61 original letters are preserved at the university library in Erlangen-Nuremberg; commentaries and a register of the people mentioned in the letters were added. This way, the correspondence could be expanded by another 19 preserved documents that were derived by context: In two cases these are letters from Ehrhart to Trew, the other 17 documents are counter letters from Trew. The written exchange took place between 1731 and 1749, but its focus, regarding both the number of letters as well as the variety of topics, lies in the first eight years. Johann Balthasar Ehrhart was born on July 29, 1700 in Kaufbeuren as a son to the local town physician Johann David Ehrhart. After an apprenticeship at the pharmacy, he began his medical studies in Strasbourg in 1720, which he continued in Halle and finalized by conferring a doctorate in Leyden, before settling down in Memmingen. Besides his duties as a town physician, he primarily dedicated himself to the botany and petrology of his home region. He died on April 30, 1756 at the age of 55 in his home town of Memmingen. Christoph Jacob Trew was born on April 26, 1695 in Lauf near Nuremberg. He studied medicine in Altdorf and, after several years of study trips, accepted an offer of the Magistrate of Nuremberg to settle as a physician in the Free Imperial City. In addition to his medical practice, he took on various tasks, such as at the anatomical theater and as a co-editor of a weekly medical journal. He also pursued his various scientific interests in form of botanical studies in his own garden, on excursions, as well as by creating an extensive collection. Even though he had multiple opportunities to accept a chair at a university, he remained a physician in Nuremberg until his death on July 18, 1769. Three thematic complexes emerge in the review of the correspondence, which will be described in detail in this thesis. The correspondence’s main focus lies in the exchange about the weekly medical journal Commercium litterarium ad rei medicae et scientiae naturalis incrementum, that Trew co-edited. Ehrhart took on the role of an assistent, which meant that he distributed the bulk deliveries of journals he received to the subscribers and obtained payment for these in return. Additionally, Ehrhart wrote articles for Commercium and forwarded articles from other authors to the editors. Another common interest between Trew and Ehrhart was botany, which thusly received adequate mention in their correspondence. Especially the active exchange of seedlings and seeds, which allowed the two plant lovers to expand the variety in their gardens, is very vividly represented in their correspondence. Besides, the expansive herbariums that Ehrhart built and then sold, at times with Trew’s intermediation, are an important and frequently repeated theme. The third complex, that was to be examined up close, concerns the various aspects of the role a physician in the 18th century could take on in the healthcare system and in scientific journalism in addition to his practical work. The examined correspondence particularly unveiled activities where the correspondents supported each other’s scientific involvement or intermediated for their colleagues as well. These facets also show the wide relevance of scholarly networks in the 18th century and how illuminating it is to analyze correspondence from this time. The final review of these three topics shows that the aspect under which the correspondence is best characterized, and that best describes the intention of both correspondents, is the mutual benefit that both Ehrhart and Trew derived from their written relationship.

Abstract

Gegenstand dieser Arbeit ist die Korrespondenz der beiden Ärzte Johann Balthasar Ehrhart und Christoph Jacob Trew, die nach heutigem Kenntnisstand 80 Briefe umfasste. 61 dieser Schriftstücke sind in der Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg im Original erhalten. Diese wurden transkribiert und mit kommentierenden Ergänzungen und einem Register der in den Schreiben erwähnten Personen versehen. Dabei konnte der erhaltene Briefwechsel um 19 weitere, aus dem Kontext erschlossene, Schreiben ergänzt werden, wobei es sich in zwei Fällen um Briefe Ehrharts an Trew handelt, während die anderen 17 erschlossenen Schriftstücke Gegenbriefe Trews sind. Der schriftliche Austausch fand zwischen 1731 und 1749 statt. Sein Schwerpunkt liegt jedoch sowohl in Bezug auf die Anzahl der Schreiben als auch hinsichtlich der Vielfalt der inhaltlichen Themen in den ersten acht Jahren. Johann Balthasar Ehrhart wurde am 29. Juli 1700 in Kaufbeuren als Sohn des dortigen Stadtphysikus Johann David Ehrhart geboren. Nach der Ausbildung in einer Apotheke nahm er 1720 das Studium der Medizin in Straßburg auf, das er in Halle weiterführte und schließlich in Leyden mit seiner Promotion abschloss, bevor er sich in Memmingen niederließ. Dort widmete er sich neben seinen Pflichten als Stadtphysikus vor allem der Botanik und der Gesteinskunde seiner Heimat. Er verstarb am 30. April 1756 im Alter von 55 Jahren in seiner Heimatstadt Memmingen. Christoph Jacob Trew kam am 26. April 1695 in Lauf bei Nürnberg zur Welt. Er absolvierte sein Medizinstudium in Altdorf und folgte nach einer mehrjährigen Studienreise dem Angebot des Nürnberger Magistrats, sich als Arzt in der Reichsstadt niederzulassen. Neben seiner ärztlichen Praxis war er unter anderem am anatomischen Theater und als Mitherausgeber einer medizinischen Wochenschrift tätig. Seinen vielfältigen wissenschaftlichen Interessen ging er auch bei botanischen Studien in seinem eigenen Garten sowie auf Exkursionen und beim Anlegen seiner umfangreichen Sammlung nach. Obgleich er wiederholt die Möglichkeit gehabt hätte, einem Ruf an eine Universität zu folgen, blieb er bis zu seinem Tod am 18. Juli 1769 als Arzt in Nürnberg tätig. Bei der Bearbeitung des Briefwechsels kristallisierten sich drei Themenkomplexe heraus, die im Rahmen der Arbeit ausführlicher dargestellt werden. Den inhaltlichen Schwerpunkt des Briefwechsels bildet der Austausch über die medizinische Wochenschrift Commercium litterarium ad rei medicae et scientiae naturalis incrementum. Ehrhart übernahm die Rolle eines Assistenten, was bedeutete, dass er die Sammellieferungen, die ihm regelmäßig zugestellt wurden, an die Abonnenten verteilte und im Gegenzug dafür die Zahlungen entgegennahm. Darüber hinaus verfasste Ehrhart auch selbst Artikel für das Commercium und leitete Texte anderer Autoren an die Herausgeber weiter. Ein weiteres gemeinsames Interesse, das Trew und Ehrhart verband, war die Botanik. Vor allem der rege Austausch von Setzlingen und Samenkörnern, der es den beiden Botanikliebhabern ermöglichte, die Vielfalt ihrer Gärten zu erweitern, stellt sich in der Korrespondenz sehr anschaulich dar. Daneben sind die umfangreichen Herbarien, die Ehrhart anfertigte und dann, teilweise durch Trews Vermittlung, verkaufte, ein wichtiges und häufig wiederkehrendes Motiv. Der dritte Komplex, der näher zu untersuchen war, betrifft verschiedene Aspekte der Rolle, die ein Arzt im 18. Jahrhundert neben seiner praktischen Arbeit im Rahmen des Gesundheitswesens und der wissenschaftlichen Publizistik einnehmen konnte. Die untersuchte Korrespondenz brachte hier insbesondere Aktivitäten ans Licht, mit denen sich die Briefpartner gegenseitig in ihrem wissenschaftlichen Engagement unterstützten oder auch Vermittlungsdienste für andere Kollegen übernahmen. Auch diese Facetten zeigen, welche breite Bedeutung die Netzwerke von Gelehrten im 18. Jahrhundert hatten und wie aufschlussreich die Analyse der Briefwechsel aus dieser Zeit ist. Die abschließende Betrachtung der drei Themenbereiche macht deutlich, dass der Gesichtspunkt, unter dem sich die hier bearbeitete Korrespondenz am besten charakterisieren und die Intention der beiden Briefpartner am treffendsten darstellen lässt, der des gegenseitigen Nutzens ist, den sowohl Ehrhart als auch Trew aus ihrer schriftlichen Beziehung zogen.

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