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Rezidivhäufigkeit und Langzeitprognose von Katzen mit Feline Lower Urinary Tract Disease
Rezidivhäufigkeit und Langzeitprognose von Katzen mit Feline Lower Urinary Tract Disease
Rezidivierende Episoden mit Urinabsatzbeschwerden können den Krankheitsverlauf von Katzen mit Feline Lower Urinary Tract Disease (FLUTD) verkomplizieren. Hauptziel der vorliegenden Studie war es, den Langzeitverlauf von Katzen mit FLUTD anhand der Rezidivhäufigkeit und der Mortalität zu evaluieren. Darüber hinaus wurden die Ursachen der FLUTD während verschiedener Episoden und die Rolle prophylaktischer Maßnahmen bei der Vermeidung von Rezidiven analysiert. Die Datenerhebung erfolgte mittels Fragebogen durch Telefoninterviews mit Besitzern, deren Katzen in den Jahren 2010–2013 wegen Harnabsatzbeschwerden in der Medizinischen Kleintierklinik der LMU München vorgestellt wurden. Details zum Signalement, zur Haltung, Fütterung und zum Toilettenmanagement wurden erfragt. Informationen zum Krankheitsverlauf inklusive Symptomen, Rezidivhäufigkeit und Mortalität sowie zum Auftreten von Begleiterkrankungen und zur Umsetzung prophylaktischer Maßnahmen wurden ebenfalls gesammelt. Der Beobachtungszeitraum erstreckte sich von der Erstvorstellung der Katzen wegen FLUTD bis zum Telefoninterview mit den Besitzern oder dem Versterben der Katzen. Sofern nötig, wurden relevante Daten durch Telefonate mit Haustierärzten ergänzt. Es wurden 101 Katzen in die Studie eingeschlossen. Bei 52 dieser Katzen wurde eine feline idiopathische Zystitis diagnostiziert, bei 21 Katzen eine Urolithiasis und bei 13 Katzen eine bakterielle Harnwegsinfektion. Bei 15 Katzen konnte aufgrund fehlender diagnostischer Methoden keine definitive Diagnose gestellt werden. Die Rezidivhäufigkeit bei den Katzen mit spezifischer Diagnose betrug 58,1 %. Es konnte diesbezüglich kein signifikanter Unterschied zwischen den Katzen der unterschiedlichen Diagnosegruppen festgestellt werden. Es hatten 21 Katzen ein Rezidiv, 12 Katzen zwei Rezidive, zehn Katzen drei Rezidive und sieben Katzen vier bis acht Rezidive innerhalb eines medianen Beobachtungszeitraums von 38 Monaten (0,5–138 Monate). Bei 14/50 Katzen (28,0 %) mit rezidivierenden Urinabsatzbeschwerden wurden verschiedene Ursachen der FLUTD zum Zeitpunkt verschiedener Episoden ermittelt. Am häufigsten traten dabei die feline idiopathische Zystitis und Urolithiasis als kombinierte Diagnosen auf. Die Mortalität aufgrund einer FLUTD für alle eingeschlossenen Katzen lag bei 5,0 %. Eine signifikant geringere Rezidivhäufigkeit wurde bei Katzen mit Harnsteinen bei Umsetzung von mindestens zwei prophylaktischen Maßnahmen beobachtet als bei Katzen mit der gleichen Diagnose ohne Durchführung prophylaktischer Maßnahmen (P = 0,029). In der vorliegenden Studie zeigten insgesamt mehr als 50,0 % der eingeschlossenen Katzen mit FLUTD unabhängig von der zugrunde liegenden Ursache rezidivierende Urinabsatzbeschwerden. Mehr als die Hälfte der Katzen mit wiederkehrenden Episoden hatten mindestens zwei Rezidive innerhalb des Beobachtungszeitraums. Bei jeder wiederkehrenden Episode sollten Katzen mit Harnabsatzbeschwerden einer gründlichen Untersuchung unterzogen werden, da bei verschiedenen Episoden unterschiedliche Ursachen für die Symptome verantwortlich sein können. Bei Katzen mit Urolithiasis scheint die Umsetzung von mindestens zwei prophylaktischen Maßnahmen effektiv zu sein. Insbesondere eine Optimierung des Trinkwasserangebots kann zur Vermeidung von Rezidiven bei Katzen mit Harnsteinen beitragen. Trotz der hohen Rezidivhäufigkeit war die Mortalität aufgrund von Erkrankungen des unteren Harntrakts bei den Katzen in der vorliegenden Studie mit 5,0 % geringer als in bisherigen Studien. Dabei war die hauptsächliche Todesursache der Katzen eine Obstruktion der Urethra, was wiederum mit den Beobachtungen in anderen Studien übereinstimmt., Recurring clinical episodes can complicate the course of disease of cats with feline lower urinary tract disease (FLUTD). The main objective of this study was to evaluate the long-term course of cats with FLUTD based on the frequency of relapses and the mortality. Further, the causes of FLUTD during different episodes and the role of prophylactic measures in the prevention of relapses were analysed. Collection of data was performed by telephone interviews with owners whose cats presented with lower urinary tract signs to the Clinic of Small Animal Medicine of the LMU Munich in the years 2010–2013, using a questionnaire. Details of signalment, housing, feeding and of toilet management were asked. Further, information about the course of disease including clinical signs, frequency of relapses and mortality as well as the occurrence of other diseases and the implementation of prophylactic measures was collected. The observation period extended from the first presentation of the cats due to FLUTD to the telephone interview with the owners or the death of the cats. Relevant data were completed by telephone calls with private veterinarians, if necessary. In the present study, 101 cats were included. Of those, 52 cats were diagnosed with feline idiopathic cystitis, 21 cats with urolithiasis and 13 cats with bacterial urinary tract infection. For 15 cats, no specific diagnosis was available because of missing diagnostic methods. The recurrence rate of cats with specific diagnoses was 58.1 %. No significant difference in recurrence rate was identified between the cats of the different diagnostic groups. Twenty-one cats suffered from one relapse, 12 cats from two relapses, ten cats from three relapses and seven cats from four to eight relapses within a median observation period of 38 months (0.5–138 months). For 14/50 cats (28.0 %) with recurring lower urinary tract signs, different causes of FLUTD were seen at the time of different episodes. The most frequent combination of diagnoses was feline idiopathic cystitis and urolithiasis. The mortality due to FLUTD among all included cats was 5.0 %. A significantly lower recurrence rate was detected for cats with urolithiasis with implementation of at least two prophylactic measures than for cats with the same diagnosis without prophylactic measures (P = 0.029). In the current study, more than 50.0 % of the included cats had, irrespective of the underlying cause, recurrent episodes of FLUTD. More than half of the cats with recurrent episodes showed at least two relapses within the observation period. Cats with lower urinary tract signs should be examined thoroughly at each recurring episode, as different causes of FLUTD can be responsible for clinical signs at the time of different episodes. For cats with urolithiasis, the implementation of at least two prophylactic measures seems to be effective. In particular, the improvement of water supply can contribute to prevent relapses for cats with urolithiasis. In spite of the high recurrence rate, the mortality of cats due to FLUTD in the present study was lower than previously reported. Among those, the main cause of death was an obstruction of the urethra, which in turn conforms to observations in other studies.
FLUTD, Rezidivhäufigkeit, Mortalität, prophylaktische Maßnahmen
Kaul, Elisabeth
2021
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Kaul, Elisabeth (2021): Rezidivhäufigkeit und Langzeitprognose von Katzen mit Feline Lower Urinary Tract Disease. Dissertation, LMU München: Tierärztliche Fakultät
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Abstract

Rezidivierende Episoden mit Urinabsatzbeschwerden können den Krankheitsverlauf von Katzen mit Feline Lower Urinary Tract Disease (FLUTD) verkomplizieren. Hauptziel der vorliegenden Studie war es, den Langzeitverlauf von Katzen mit FLUTD anhand der Rezidivhäufigkeit und der Mortalität zu evaluieren. Darüber hinaus wurden die Ursachen der FLUTD während verschiedener Episoden und die Rolle prophylaktischer Maßnahmen bei der Vermeidung von Rezidiven analysiert. Die Datenerhebung erfolgte mittels Fragebogen durch Telefoninterviews mit Besitzern, deren Katzen in den Jahren 2010–2013 wegen Harnabsatzbeschwerden in der Medizinischen Kleintierklinik der LMU München vorgestellt wurden. Details zum Signalement, zur Haltung, Fütterung und zum Toilettenmanagement wurden erfragt. Informationen zum Krankheitsverlauf inklusive Symptomen, Rezidivhäufigkeit und Mortalität sowie zum Auftreten von Begleiterkrankungen und zur Umsetzung prophylaktischer Maßnahmen wurden ebenfalls gesammelt. Der Beobachtungszeitraum erstreckte sich von der Erstvorstellung der Katzen wegen FLUTD bis zum Telefoninterview mit den Besitzern oder dem Versterben der Katzen. Sofern nötig, wurden relevante Daten durch Telefonate mit Haustierärzten ergänzt. Es wurden 101 Katzen in die Studie eingeschlossen. Bei 52 dieser Katzen wurde eine feline idiopathische Zystitis diagnostiziert, bei 21 Katzen eine Urolithiasis und bei 13 Katzen eine bakterielle Harnwegsinfektion. Bei 15 Katzen konnte aufgrund fehlender diagnostischer Methoden keine definitive Diagnose gestellt werden. Die Rezidivhäufigkeit bei den Katzen mit spezifischer Diagnose betrug 58,1 %. Es konnte diesbezüglich kein signifikanter Unterschied zwischen den Katzen der unterschiedlichen Diagnosegruppen festgestellt werden. Es hatten 21 Katzen ein Rezidiv, 12 Katzen zwei Rezidive, zehn Katzen drei Rezidive und sieben Katzen vier bis acht Rezidive innerhalb eines medianen Beobachtungszeitraums von 38 Monaten (0,5–138 Monate). Bei 14/50 Katzen (28,0 %) mit rezidivierenden Urinabsatzbeschwerden wurden verschiedene Ursachen der FLUTD zum Zeitpunkt verschiedener Episoden ermittelt. Am häufigsten traten dabei die feline idiopathische Zystitis und Urolithiasis als kombinierte Diagnosen auf. Die Mortalität aufgrund einer FLUTD für alle eingeschlossenen Katzen lag bei 5,0 %. Eine signifikant geringere Rezidivhäufigkeit wurde bei Katzen mit Harnsteinen bei Umsetzung von mindestens zwei prophylaktischen Maßnahmen beobachtet als bei Katzen mit der gleichen Diagnose ohne Durchführung prophylaktischer Maßnahmen (P = 0,029). In der vorliegenden Studie zeigten insgesamt mehr als 50,0 % der eingeschlossenen Katzen mit FLUTD unabhängig von der zugrunde liegenden Ursache rezidivierende Urinabsatzbeschwerden. Mehr als die Hälfte der Katzen mit wiederkehrenden Episoden hatten mindestens zwei Rezidive innerhalb des Beobachtungszeitraums. Bei jeder wiederkehrenden Episode sollten Katzen mit Harnabsatzbeschwerden einer gründlichen Untersuchung unterzogen werden, da bei verschiedenen Episoden unterschiedliche Ursachen für die Symptome verantwortlich sein können. Bei Katzen mit Urolithiasis scheint die Umsetzung von mindestens zwei prophylaktischen Maßnahmen effektiv zu sein. Insbesondere eine Optimierung des Trinkwasserangebots kann zur Vermeidung von Rezidiven bei Katzen mit Harnsteinen beitragen. Trotz der hohen Rezidivhäufigkeit war die Mortalität aufgrund von Erkrankungen des unteren Harntrakts bei den Katzen in der vorliegenden Studie mit 5,0 % geringer als in bisherigen Studien. Dabei war die hauptsächliche Todesursache der Katzen eine Obstruktion der Urethra, was wiederum mit den Beobachtungen in anderen Studien übereinstimmt.

Abstract

Recurring clinical episodes can complicate the course of disease of cats with feline lower urinary tract disease (FLUTD). The main objective of this study was to evaluate the long-term course of cats with FLUTD based on the frequency of relapses and the mortality. Further, the causes of FLUTD during different episodes and the role of prophylactic measures in the prevention of relapses were analysed. Collection of data was performed by telephone interviews with owners whose cats presented with lower urinary tract signs to the Clinic of Small Animal Medicine of the LMU Munich in the years 2010–2013, using a questionnaire. Details of signalment, housing, feeding and of toilet management were asked. Further, information about the course of disease including clinical signs, frequency of relapses and mortality as well as the occurrence of other diseases and the implementation of prophylactic measures was collected. The observation period extended from the first presentation of the cats due to FLUTD to the telephone interview with the owners or the death of the cats. Relevant data were completed by telephone calls with private veterinarians, if necessary. In the present study, 101 cats were included. Of those, 52 cats were diagnosed with feline idiopathic cystitis, 21 cats with urolithiasis and 13 cats with bacterial urinary tract infection. For 15 cats, no specific diagnosis was available because of missing diagnostic methods. The recurrence rate of cats with specific diagnoses was 58.1 %. No significant difference in recurrence rate was identified between the cats of the different diagnostic groups. Twenty-one cats suffered from one relapse, 12 cats from two relapses, ten cats from three relapses and seven cats from four to eight relapses within a median observation period of 38 months (0.5–138 months). For 14/50 cats (28.0 %) with recurring lower urinary tract signs, different causes of FLUTD were seen at the time of different episodes. The most frequent combination of diagnoses was feline idiopathic cystitis and urolithiasis. The mortality due to FLUTD among all included cats was 5.0 %. A significantly lower recurrence rate was detected for cats with urolithiasis with implementation of at least two prophylactic measures than for cats with the same diagnosis without prophylactic measures (P = 0.029). In the current study, more than 50.0 % of the included cats had, irrespective of the underlying cause, recurrent episodes of FLUTD. More than half of the cats with recurrent episodes showed at least two relapses within the observation period. Cats with lower urinary tract signs should be examined thoroughly at each recurring episode, as different causes of FLUTD can be responsible for clinical signs at the time of different episodes. For cats with urolithiasis, the implementation of at least two prophylactic measures seems to be effective. In particular, the improvement of water supply can contribute to prevent relapses for cats with urolithiasis. In spite of the high recurrence rate, the mortality of cats due to FLUTD in the present study was lower than previously reported. Among those, the main cause of death was an obstruction of the urethra, which in turn conforms to observations in other studies.