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Rhesus-D-inkompatible Transfusionen bei Operationen und Notfällen am Beispiel des LMU Klinikum München Standort Großhadern sowie im Benchmark-Vergleich zum Klinikum der Medizinischen Hochschule Hannover
Rhesus-D-inkompatible Transfusionen bei Operationen und Notfällen am Beispiel des LMU Klinikum München Standort Großhadern sowie im Benchmark-Vergleich zum Klinikum der Medizinischen Hochschule Hannover
Auf Grund von Engpässen in der Versorgung von Rhesus-D-negativen Patienten lassen sich Rhesus-D-inkompatible Transfusionen nicht vermeiden. Hauptproblem einer Rhesus-D-inkompatiblen Transfusion ist die potentielle Induktion von Alloantikörpern. Ziel dieser Arbeit ist die retrospektive Auswertung der Rhesus-D-inkompatiblen Transfusionen im LMU Klinikum München Standort Großhadern. Dazu werden Häufungszeiträume für Rhesus-D-inkompatible Transfusionen, Patientendaten und weitere transfusionsbezogene Daten korreliert, ausgewertet und bewertet. Eine Vergleichspopulation lag aus der Medizinischen Hochschule Hannover vor. Die Gesamttransfusionsrate am Klinikum nahm seit 2011 stetig ab. Ein Grund dafür sind blutsparende Maßnahmen und Möglichkeiten im Rahmen des Patient Blood Managements. Der Anteil der Rhesus-D-inkompatiblen Transfusionen an den Gesamttransfusionen betrug pro Jahr im Schnitt 0,9 %. Der größte Anteil an betroffenen Patienten wurde in der Herzchirurgie behandelt. Auf Grund der Richtlinien zur Hämotherapie der Bundesärztekammer machten prämenopausale Frauen (< 50. Lebensjahr) nur 4% der Rhesus-D-inkompatibel Transfundierten aus. In den Monaten März bis Mai sowie im Dezember wurden signifikant mehr Patienten Rhesus-D-inkompatibel transfundiert als in anderen Monaten. Wir konnten bisher noch keinen zufriedenstellenden Erklärungsansatz bieten. Ein Erklärungsansatz der besonderen Häufung von Rhesus-D-inkompatiblen Transfusionen am Mittwoch könnte die größte Lieferung von neuen Konserven vor allem donnerstags sein. Hier gilt es zu evaluieren ob ein weiterer Liefertag beispielsweise montags oder dienstags diese Häufung reduzieren würde. 0 Rhesus-D-negative Patienten wurden überproportional häufiger Rhesus-D-inkompatibel transfundiert als es die Blutgruppenverteilung in der bayerischen Bevölkerung erwarten lässt. Patienten der Blutgruppen A Rhesus-D-negativ, B Rhesus-D-negativ sowie AB Rhesus-D-negativ wurden analog dazu statistisch signifikant weniger häufig Rhesus-D-inkompatibel transfundiert. Dies zeigt, dass es sich insbesondere um einen Mangel an 0 Rhesus-D-negativen Konserven handelt. In diversen internationalen Studien wird dies ebenfalls beobachtet. Im Benchmark Vergleich mit der Medizinischen Hochschule Hannover zeigte sich, dass der Anteil der Rhesus-D-inkompatiblen Transfusionsserien an den Gesamttransfusionsserien gleich groß ist. Allerdings werden an der MHH beinahe doppelt so viele inkompatible EK pro Rhesus-D-inkompatibler Transfusionsserie transfundiert wie am LMU Klinikum. Die Alters- und Geschlechtsverteilung gestaltete sich ebenfalls ähnlich. Der MHH stehen signifikant mehr Rhesus-D-negative EK, insbesondere auch mehr 0 Rhesus-D-negative EK, zur Verfügung. Ein möglicher Grund dafür ist die MHH hauseigene Blutspende. Das Berechnen der Alloimmunisierungsrate unseres Patientenkollektivs war aufgrund des rein retrospektiven Studiendesigns nicht möglich. Auf Basis der verfügbaren Literatur können wir in unserem Kollektiv von 390 Patienten am ehesten von circa 78-102 alloimmunisierten Patienten ausgehen, was 20 bis 26 % entspricht. In Zusammenschau der aktuellen Literatur gilt es zu evaluieren, in welchen Fällen das Risiko einer Alloimmunisierung besonders gering ist (beispielsweise bei Immunsupprimierten) oder aber von voraussichtlich geringer klinischer Konsequenz (Polytrauma-Patienten, voraussichtlich keine wiederholte Transfusionsbedürftigkeit), damit seltene Ressourcen wie 0 Rhesus-D-negative Konserven den Patienten zugutekommen, die ein hohes Alloimmunisierungs-Risiko haben oder durch eine Alloimmunisierung besonders schwerwiegende Konsequenzen davon tragen würden, beispielsweise prämenopausale Frauen, oder chronisch Transfusionsbedürftige. Rhesus-D-inkompatible Transfusionen sind zwar nicht grundsätzlich vermeidbar, sollten aber nach Möglichkeit möglichst geringgehalten werden, mit dieser Arbeit wird ein Beitrag zur Betrachtung dieses Problemfelds geleistet.
Rhesus-Blutgruppe, Rh-D-inkompatible Transfusionen, Alloantikörper
Teschner, Phoebe
2021
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Teschner, Phoebe (2021): Rhesus-D-inkompatible Transfusionen bei Operationen und Notfällen am Beispiel des LMU Klinikum München Standort Großhadern sowie im Benchmark-Vergleich zum Klinikum der Medizinischen Hochschule Hannover. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
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Abstract

Auf Grund von Engpässen in der Versorgung von Rhesus-D-negativen Patienten lassen sich Rhesus-D-inkompatible Transfusionen nicht vermeiden. Hauptproblem einer Rhesus-D-inkompatiblen Transfusion ist die potentielle Induktion von Alloantikörpern. Ziel dieser Arbeit ist die retrospektive Auswertung der Rhesus-D-inkompatiblen Transfusionen im LMU Klinikum München Standort Großhadern. Dazu werden Häufungszeiträume für Rhesus-D-inkompatible Transfusionen, Patientendaten und weitere transfusionsbezogene Daten korreliert, ausgewertet und bewertet. Eine Vergleichspopulation lag aus der Medizinischen Hochschule Hannover vor. Die Gesamttransfusionsrate am Klinikum nahm seit 2011 stetig ab. Ein Grund dafür sind blutsparende Maßnahmen und Möglichkeiten im Rahmen des Patient Blood Managements. Der Anteil der Rhesus-D-inkompatiblen Transfusionen an den Gesamttransfusionen betrug pro Jahr im Schnitt 0,9 %. Der größte Anteil an betroffenen Patienten wurde in der Herzchirurgie behandelt. Auf Grund der Richtlinien zur Hämotherapie der Bundesärztekammer machten prämenopausale Frauen (< 50. Lebensjahr) nur 4% der Rhesus-D-inkompatibel Transfundierten aus. In den Monaten März bis Mai sowie im Dezember wurden signifikant mehr Patienten Rhesus-D-inkompatibel transfundiert als in anderen Monaten. Wir konnten bisher noch keinen zufriedenstellenden Erklärungsansatz bieten. Ein Erklärungsansatz der besonderen Häufung von Rhesus-D-inkompatiblen Transfusionen am Mittwoch könnte die größte Lieferung von neuen Konserven vor allem donnerstags sein. Hier gilt es zu evaluieren ob ein weiterer Liefertag beispielsweise montags oder dienstags diese Häufung reduzieren würde. 0 Rhesus-D-negative Patienten wurden überproportional häufiger Rhesus-D-inkompatibel transfundiert als es die Blutgruppenverteilung in der bayerischen Bevölkerung erwarten lässt. Patienten der Blutgruppen A Rhesus-D-negativ, B Rhesus-D-negativ sowie AB Rhesus-D-negativ wurden analog dazu statistisch signifikant weniger häufig Rhesus-D-inkompatibel transfundiert. Dies zeigt, dass es sich insbesondere um einen Mangel an 0 Rhesus-D-negativen Konserven handelt. In diversen internationalen Studien wird dies ebenfalls beobachtet. Im Benchmark Vergleich mit der Medizinischen Hochschule Hannover zeigte sich, dass der Anteil der Rhesus-D-inkompatiblen Transfusionsserien an den Gesamttransfusionsserien gleich groß ist. Allerdings werden an der MHH beinahe doppelt so viele inkompatible EK pro Rhesus-D-inkompatibler Transfusionsserie transfundiert wie am LMU Klinikum. Die Alters- und Geschlechtsverteilung gestaltete sich ebenfalls ähnlich. Der MHH stehen signifikant mehr Rhesus-D-negative EK, insbesondere auch mehr 0 Rhesus-D-negative EK, zur Verfügung. Ein möglicher Grund dafür ist die MHH hauseigene Blutspende. Das Berechnen der Alloimmunisierungsrate unseres Patientenkollektivs war aufgrund des rein retrospektiven Studiendesigns nicht möglich. Auf Basis der verfügbaren Literatur können wir in unserem Kollektiv von 390 Patienten am ehesten von circa 78-102 alloimmunisierten Patienten ausgehen, was 20 bis 26 % entspricht. In Zusammenschau der aktuellen Literatur gilt es zu evaluieren, in welchen Fällen das Risiko einer Alloimmunisierung besonders gering ist (beispielsweise bei Immunsupprimierten) oder aber von voraussichtlich geringer klinischer Konsequenz (Polytrauma-Patienten, voraussichtlich keine wiederholte Transfusionsbedürftigkeit), damit seltene Ressourcen wie 0 Rhesus-D-negative Konserven den Patienten zugutekommen, die ein hohes Alloimmunisierungs-Risiko haben oder durch eine Alloimmunisierung besonders schwerwiegende Konsequenzen davon tragen würden, beispielsweise prämenopausale Frauen, oder chronisch Transfusionsbedürftige. Rhesus-D-inkompatible Transfusionen sind zwar nicht grundsätzlich vermeidbar, sollten aber nach Möglichkeit möglichst geringgehalten werden, mit dieser Arbeit wird ein Beitrag zur Betrachtung dieses Problemfelds geleistet.