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Funktionelle Therapie von Frakturen des Processus anterius calcanei - Eine retrospektive Evaluation der klinischen Ergebnisse
Funktionelle Therapie von Frakturen des Processus anterius calcanei - Eine retrospektive Evaluation der klinischen Ergebnisse
Frakturen des Processus anterius calcanei (PAC) fanden in der Literatur bisher nur wenig Beachtung. Ein Grund hierfür könnte die bisher angenommene geringe Inzidenz sein. Jüngere Untersuchung deuten jedoch auf ein deutlich häufigeres Auftreten hin. Das könnte möglicherweise in einer flächendeckenderen Verfügbarkeit der Schnitt-Bildgebung liegen, da PAC Frakturen im konventionellen Röntgen häufig übersehen / nicht identifiziert werden können. Auch wenn die meisten Patienten über ein Supinationstrauma berichten, ist der eigentliche Unfallmechanismus weiterhin ungeklärt. Aktuell sind nur retrospektive Fallberichte oder -serien mit geringer Fallzahl, inhomogenen Behandlungskonzepten und fehlender suffizienter Spezifizierung der Frakturcharakteristika und -morphologie vorhanden. Allerdings empfehlen die meisten Autoren die konservative Therapie von Degan Typ I und II Frakturen. Bei Degan Typ III Frakturen sehen die meistern Autoren die Indikation zur Operation, wobei für diese Empfehlungen bislang suffizienten Daten fehlen. Das Ziel dieser Arbeit war, zum einen die Durchsicht und Bewertung der aktuellen Literatur, zum anderen die Evaluation der eigenen Behandlungsergebnisse anhand objektivierbarer Parameter. An der Klinik für Allgemein-, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie führen wir bei allen Frakturen des PAC, unabhängig ihrer Degan Klassifikation, Dislokation oder möglichen intraartikulären Beteiligung eine frühfunktionelle konservative Therapie durch. Patienten, die zwischen dem 03/2011 und dem 03/2016 eine Fraktur des PAC erlitten wurden über die klinischen und radiologischen Datenbanken identifiziert. Eingeschlossen wurde nur funktionell behandelte Patienten mit einer akuten, isolierten, einseitigen Fraktur des PAC ohne Chopart-Gelenkversetzung, mit Röntgen- und CT-Bildgebung und einer Nachbeobachtung von mindestens 12 Monaten. Retrospektiv wurden Demographie, Rauchen und Rückkehr zur Arbeit / Sport, Klassifikation und Charakterisierung der Fraktur erhoben. Prospektiv wurden zwei validierte Fuß-spezifische patientenbezogene Outcome-Parameter (VAS-FA, Karlsson Score) und ein Quality of Life Score (SF-12) erhoben. Von 64 Patienten, die die Einschluss-Kriterien erfüllten, konnten 27 nach 24 Monaten (IQR 16-41 Monate) nachuntersucht werden. Hierbei zeigten sich die Wiedererlangung der Arbeitsfähigkeit mit 14 Tagen (IQR 10-42 Tage), die Wiedererlangung der Sportfähigkeit mit 90 Tagen (IQR 30-180 Tage). Die subjektive Patientenzufriedenheit wurde wie folgt bewertet: Im Karlsson-Score lag das Ergebnis mit Median 90 Punkten (IQR 82-100) im oberen Bereich eines guten Ergebnisses, beim VAS-FA lagen 85% der Patienten, im SF-12 PCS 78% und im SF-12 MCS 67% im Bereich Fußgesunder. Die Fraktur Klassifikation, -Morphologie, Alter und Geschlecht hatten keinen signifikanten Einfluss auf das Behandlungsergebnis. Bei 78% der Patienten zeigten sich ligamentäre und ossäre Begleitverletzungen die Chopart-Linie betreffend. Auch diese hatten keinen Einfluss auf das subjektive Behandlungsergebnis. Hierbei handelt es sich um die erste Studie zur funktionellen konservativen Therapie von Frakturen des Processus Anterius Calcanei. Basieren auf den hier gewonnen Ergebnissen scheint die frühfunktionelle konservative Therapie in guten bis sehr guten subjektiven Behandlungsergebnissen zu resultieren. Lediglich die Sportfähigkeit war mit im Median 3 Monaten verzögert. In Zusammenschau mit der aktuellen Literatur sollten zukünftige Studien, zum einen Verletzungsmuster zu identifizieren, die in einer möglichen Instabilität des Chopart Gelenk resultieren, zum Anderen prospektiv und randomisiert die konservative und operative Therapie, v.a. von dislozierten Degan III Frakturen untersucht wurden.
Calcaneusfraktur, Chopart-Verletzungen, Supinationstrauma
Herterich, Viktoria
2020
Deutsch
Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Herterich, Viktoria (2020): Funktionelle Therapie von Frakturen des Processus anterius calcanei - Eine retrospektive Evaluation der klinischen Ergebnisse. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät
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Abstract

Frakturen des Processus anterius calcanei (PAC) fanden in der Literatur bisher nur wenig Beachtung. Ein Grund hierfür könnte die bisher angenommene geringe Inzidenz sein. Jüngere Untersuchung deuten jedoch auf ein deutlich häufigeres Auftreten hin. Das könnte möglicherweise in einer flächendeckenderen Verfügbarkeit der Schnitt-Bildgebung liegen, da PAC Frakturen im konventionellen Röntgen häufig übersehen / nicht identifiziert werden können. Auch wenn die meisten Patienten über ein Supinationstrauma berichten, ist der eigentliche Unfallmechanismus weiterhin ungeklärt. Aktuell sind nur retrospektive Fallberichte oder -serien mit geringer Fallzahl, inhomogenen Behandlungskonzepten und fehlender suffizienter Spezifizierung der Frakturcharakteristika und -morphologie vorhanden. Allerdings empfehlen die meisten Autoren die konservative Therapie von Degan Typ I und II Frakturen. Bei Degan Typ III Frakturen sehen die meistern Autoren die Indikation zur Operation, wobei für diese Empfehlungen bislang suffizienten Daten fehlen. Das Ziel dieser Arbeit war, zum einen die Durchsicht und Bewertung der aktuellen Literatur, zum anderen die Evaluation der eigenen Behandlungsergebnisse anhand objektivierbarer Parameter. An der Klinik für Allgemein-, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie führen wir bei allen Frakturen des PAC, unabhängig ihrer Degan Klassifikation, Dislokation oder möglichen intraartikulären Beteiligung eine frühfunktionelle konservative Therapie durch. Patienten, die zwischen dem 03/2011 und dem 03/2016 eine Fraktur des PAC erlitten wurden über die klinischen und radiologischen Datenbanken identifiziert. Eingeschlossen wurde nur funktionell behandelte Patienten mit einer akuten, isolierten, einseitigen Fraktur des PAC ohne Chopart-Gelenkversetzung, mit Röntgen- und CT-Bildgebung und einer Nachbeobachtung von mindestens 12 Monaten. Retrospektiv wurden Demographie, Rauchen und Rückkehr zur Arbeit / Sport, Klassifikation und Charakterisierung der Fraktur erhoben. Prospektiv wurden zwei validierte Fuß-spezifische patientenbezogene Outcome-Parameter (VAS-FA, Karlsson Score) und ein Quality of Life Score (SF-12) erhoben. Von 64 Patienten, die die Einschluss-Kriterien erfüllten, konnten 27 nach 24 Monaten (IQR 16-41 Monate) nachuntersucht werden. Hierbei zeigten sich die Wiedererlangung der Arbeitsfähigkeit mit 14 Tagen (IQR 10-42 Tage), die Wiedererlangung der Sportfähigkeit mit 90 Tagen (IQR 30-180 Tage). Die subjektive Patientenzufriedenheit wurde wie folgt bewertet: Im Karlsson-Score lag das Ergebnis mit Median 90 Punkten (IQR 82-100) im oberen Bereich eines guten Ergebnisses, beim VAS-FA lagen 85% der Patienten, im SF-12 PCS 78% und im SF-12 MCS 67% im Bereich Fußgesunder. Die Fraktur Klassifikation, -Morphologie, Alter und Geschlecht hatten keinen signifikanten Einfluss auf das Behandlungsergebnis. Bei 78% der Patienten zeigten sich ligamentäre und ossäre Begleitverletzungen die Chopart-Linie betreffend. Auch diese hatten keinen Einfluss auf das subjektive Behandlungsergebnis. Hierbei handelt es sich um die erste Studie zur funktionellen konservativen Therapie von Frakturen des Processus Anterius Calcanei. Basieren auf den hier gewonnen Ergebnissen scheint die frühfunktionelle konservative Therapie in guten bis sehr guten subjektiven Behandlungsergebnissen zu resultieren. Lediglich die Sportfähigkeit war mit im Median 3 Monaten verzögert. In Zusammenschau mit der aktuellen Literatur sollten zukünftige Studien, zum einen Verletzungsmuster zu identifizieren, die in einer möglichen Instabilität des Chopart Gelenk resultieren, zum Anderen prospektiv und randomisiert die konservative und operative Therapie, v.a. von dislozierten Degan III Frakturen untersucht wurden.