Dissertation

René Girard und die Wahrheit des Romans : der mimetische Konflikt als Handlungsschema in den Romanen von Bret Easton Ellis, American Psycho (1991), Michel Houellebecq, Elementarteilchen (1996), und Vladimir Sorokin, Der himmelblaue Speck (1999)

Weitere Titel
René Girard - the mimetic conflict in the novel [englisch]
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Erschienen in
Bibliographische Angaben
Erscheinungsjahr: 2006
URN: urn:nbn:de:bsz:25-opus-25666 Sprache: deutsch Literatur (Belletristik) und Rhetorik
Abstract
  • deutsch
  • englisch
Unter der Erzähloberfläche der großen realistischen Romane des 19. Jahrhunderts entdeckt René Girard das Schema einer Handlungssequenz, welches, wie die ethnologischen Beobachtungen des Kulturtheoretikers nahelegen, eine starke Analogie zum Schema das kulturellen Prozesses und des sozialen Dramas aufweist und in dessen äußerster Reduktion sich das Opferverfahren abzeichnet, welches wiederum - in Überholung von Sigmund Freuds Vatermord - den Rang einer Urszene der Soziogenese und der Homineszenz beansprucht. Nur dort und dann, wo es - den frühen Religionen - gelang, die gruppeninterne Gewalt ein erstes Mal in einem 'violence-et-sacré-Verfahren' zu neutralisieren und in der Folge dieses Verfahren rituell abzusichern und mythisch zu tradieren, konnte menschliche Gemeinschaft entstehen und konnten sich kulturelle Erscheinungen manifestieren. Die Girardsche Sequenz, die den kulturellen Prozess als einen Vorgang beschreibt, in dem das von dem mimetischen Konflikt drohende soziale Chaos durch den Sündenbockmechanismus überwunden wird, findet sich nicht nur in den Riten und den Mythen abgebildet; diese Sequenz, die den gruppendynamischen Ablauf vom Chaos bis zu seiner kathartischen Reorganisation reflektiert, strukturiert auch das Erzählverfahren schlechthin. Während jedoch die mythischen Erzählungen den reharmonisierenden und insofern heilenden und heiligenden Gewalteinsatz rechtferetigen und die Täter heroisieren und sakralisieren sowie die Opfer kulpabilisieren, um sie dann als Retter und Erlöser zu preisen, ergreifen die Texte, die den Verfolgungscharakter gegenüber dem unschuldigen Opfer offen legen, in erster Linie die biblischen Texte, Partei für die Opfer und kritisieren die gewaltsamen Befriedungs- und Durchsetzungsstrategien. Die Leit-Differenz von mythischem und antimythischem Erzählverfahren überträgt René Girard auf die Romanproduktion und unterscheidet darin eine 'vérité romanesque' von einem 'mensonge romantique'. Demnach gibt es Roman-Konklusionen, die den mimetischen Konflikt aufdecken, seinen Gewaltkern freilegen und die Lösung in der Umkehr, in der Desillusionierung und im Gewaltverzicht des Protagonisten suchen, und andere, welche die zwischenmenschlichen Appropriations- und Statuskonflikte, die sich zwangsläufig aus der ansteckenden Mimesis ergeben, mit Gewalt entscheiden und somit der Faszination der sich in Kettenreaktionen ausbreitenden Gewalt erliegen. Es wird der Nachweis versucht, dass die Girardsche Sequenz nicht nur eine erhellende 'relecture' von klassischem, auch ethnologischen und biblischem Erzählmaterial ermöglichtk, dass vielmehr diese Sequenz ein Leseraster bereitstellt, mit dem auch an zeitgenössischen Autoren (Bret Easton Ellis, Michel Houellebecq und Vladimir Sorokin) die Frage nach der 'Wahrheit des Romans', nach dem in ihm enthaltenen 'soziogenetischen Angebot' und den Chancen und Risiken der Gewalteindämmung gestellt und beantwortet werden kann.

Beschreibung

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René Girard und die Wahrheit des Romans : der mimetische Konflikt als Handlungsschema in den Romanen von Bret Easton Ellis, American Psycho (1991), Michel Houellebecq, Elementarteilchen (1996), und Vladimir Sorokin, Der himmelblaue Speck (1999)



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    Prüfungsangaben Fakultät: Philologische Fakultät Betreuer:in: Hausmann, Frank-Rutger Prüfungsdatum: 07.06.2006
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