- AutorIn
- Kathrin Meinhold
- Titel
- Baobab (Adansonia digitata L.) fruit products as an exemplary NTFP: transitioning from subsistence to high-value markets
- Zitierfähige Url:
- https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:14-qucosa2-836140
- Erstveröffentlichung
- 2023
- Datum der Einreichung
- 01.07.2022
- Datum der Verteidigung
- 16.12.2022
- Abstract (DE)
- Nichtholzprodukte (NTFPs), eine vielfältige Gruppe von Baum- und Waldressourcen, spielen eine wichtige Rolle für den Lebensunterhalt in ländlichen Gebieten, indem sie beispielsweise zur Deckung des Lebensunterhalts und des Konsumbedarfs beitragen, in Krisenzeiten als Sicherheitsnetz dienen oder Geldeinnahmen ermöglichen. Doch obwohl diese Rolle von NTFPs weltweit zunehmend anerkannt wird, wird ihr Potenzial bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Aufgrund ihrer oft wertvollen Nährstoffzusammensetzung und der laufenden Entdeckung neuer Verwendungsmöglichkeiten bieten sie ein beträchtliches Reservoir für Innovationsmöglichkeiten und ländliche Entwicklung. Allerdings schaffen nur relativ wenige NTFPs den Sprung von einer traditionellen, informellen Subsistenznutzung zu Produkten, welche auf nationalen oder internationalen Märkten erhältlich sind, insbesondere auf dem afrikanischen Kontinent. Obwohl die Wertschöpfung aus NTFPs häufig als Instrument für ländliche Entwicklung und Diversifizierung des Lebensunterhalts propagiert wird, bestehen nach wie vor verschiedene Wissenslücken in Bezug auf die erfolgreiche Etablierung und Aufrechterhaltung neuartiger NTFP-Industrien. Vor diesem Hintergrund besteht das Hauptziel dieser Dissertation darin, am Beispiel von Baobab-Fruchtprodukten die NTFP-Wertschöpfung auf verschiedenen Märkten und in unterschiedlichen Entwicklungsstadien zu untersuchen, um die Etablierung und Aufrechterhaltung einer NTFP-Industrie exemplarisch besser zu verstehen. Aus den Schritten und Prozessen, die eine solche Entwicklung mit sich bringt, können möglicherweise wertvolle Lehren für andere NTFPRessourcen mit Wertschöpfungspotenzial gezogen werden. Ressourcen des Baobab-Baumes sind ein ideales Beispiel um solche Fragestellungen eingehender zu untersuchen, da diese in den letzten Jahrzehnten von einer ausschließlichen Subsistenznutzung zu einer breiten Kommerzialisierung sowohl in einheimischen als auch in Exportmärkten übergegangen sind. Es wurden zahlreiche Produkte die Baobab als Zutat enthalten entwickelt, insbesondere auch funktionelle Lebensmittel, da die Frucht eine besondere Nährstoffzusammensetzung aufweist. Um die komplexen Innovations- und Kommerzialisierungsprozesse besser zu verstehen, die mit der Etablierung einer hochwertigen Baobab-Industrie verbunden sind, wurden in dieser Studie drei verschiedene Fälle ausgewählt, die sich in ihrem jeweiligen Reifegrad im Hinblick auf die Entstehung der Baobab-Industrie insgesamt unterscheiden. Dazu gehören (i) die Entstehung einer hochqualitativen, lokalen Baobab-Industrie an der Küste Kenias, in einer Region in welcher Baobab-Ressourcen noch als ungenutzt gelten; (ii) die Entstehung des Export-Marktes von Baobab aus Regionen südlich der Sahara allgemein; und (iii) die Auswirkungen einer verstärkten Baobab-Kommerzialisierung in Malawi, einem der Vorreiter bei der Entwicklung des Exportmarktes, wobei die Baobab-Ressourcen hier inzwischen als übernutzt gelten. Hierbei wurden sowohl qualitative als auch quantitative Datenerhebungstechniken angewandt, um Primärdaten von den wichtigsten an diesen Fällen beteiligten Akteuren zu erhalten, wobei stets eine Systemperspektive angewandt wurde. Insgesamt dominierte jedoch die Erhebung qualitativer empirischer Daten, z. B. durch Tiefeninterviews oder Interviews mit Schlüsselinformanten, da qualitativen Methoden bei der Erforschung sich etablierender Industrien eine besonders wichtige Rolle zugeschrieben wird. Insgesamt zeigten die Fallstudien zur Kommerzialisierung von Baobab auf, dass die Etablierung dieser hochwertigen NTFP-Industrie vor allem durch soziokulturelle Veränderungen wie die steigende Nachfrage nach gesunden, nahrhaften und nachhaltig hergestellten Produkten sowie durch wissenschaftliche Entdeckungen über die Ressource mit ihren besonderen Nährstoffeigenschaften ausgelöst wurde. Der Aufbau der Industrie wurde dann vor allem durch Bottom-up-Ansätze mit Hilfe externer Unterstützung und engagierter Unternehmer realisiert. Insgesamt waren dabei, sowie an marktbildenden Maßnahmen, zahlreiche Akteure und Institutionen beteiligt, um die im allgemein schwachen Innovationssysteme und das schwierige Geschäftsumfeld in den Erzeugerländern zu überwinden. Um hochwertige Märkte zu erreichen war es notwendig, grundlegendes Wissen zu generieren und die Art und Weise, wie Baobab produziert, verarbeitet und vermarktet wird, fundamental zu ändern, insbesondere um verschiedene Sicherheits- und Qualitätsstandards im Lebensmittelsektor zu erreichen. Neben geltenden Lebensmittelstandards war es allerdings auch notwendig, zur Entwicklung neuer Standards beizutragen, aufgrund der Neuartigkeit von Baobab als Lebensmittelzutat, vor allem in internationalen Märkten. Das zunehmend verfügbare Wissen erleichterte im weiteren Verlauf weiteren Akteuren den Zugang zu diesem Sektor und führte zum Wachstum der gesamten Branche. Gegenwärtig besteht jedoch die Gefahr, dass unbeabsichtigte Folgen eintreten, wie z. B. das Auftreten von Produkten minderer Qualität in die Lieferketten oder eine übermäßige Ausbeutung der Ressource. Insgesamt wurde die Entwicklung der hochwertigen Baobab-Industrie auch von Prozessen innerhalb des sich schnell verändernden Agrar- und Ernährungssektors in Afrika südlich der Sahara beeinflusst und kann teilweise auch durch diese erklärt werden. Allgemeine Transformationsfaktoren in diesem Bereich wie Einkommenswachstum, politische Liberalisierung, Privatisierung, Globalisierung oder Infrastrukturinvestitionen, begünstigen eine zunehmende Verstädterung und veränderte Ernährungsgewohnheiten, die sich wiederum auf die Art und Weise auswirken, wie Lebensmittel produziert und vermarktet werden, einschließlich der Verlängerung von Lieferketten mit einer zunehmenden Rolle von Segmenten jenseits der landwirtschaftlichen Ebene. Auf institutioneller Ebene zählen hierzu auch sich ändernde Verbraucherwünsche, zum Beispiel im Zusammenhang mit Ernährungsdiversifizierung, oder die zunehmende Rolle von Produktqualität. Es hat sich gezeigt, dass Produktqualität und Sicherheitsstandards wichtige koordinierende Institutionen im Hinblick auf die Transformation des Lebensmittelsystems und die Umstrukturierung von Lieferketten sind. Aufgrund der besonderen Eigenschaften von NTFPs sind die Entwicklung von Industrien in diesem Bereich jedoch mit weitaus größeren Veränderungen verbunden als bei vergleichbaren landwirtschaftliche Wertschöpfungsketten, da zu Beginn weniger Informationen verfügbar sind. Darüber hinaus berühren NTFP-Industrien neben dem Agrar- und Ernährungssektor auch eine Vielzahl von Aspekten aus anderen Kontexten und Sektoren, wie z. B. Forstwirtschaft, oder Unternehmertum. Dies kann den relativ hohen Ressourcenbedarf, welcher für die Entwicklung der zugrundeliegenden Innovationen, Prozesse und Standards zur Förderung der Kommerzialisierung von NTFPs, erklären. Um die weitere Entwicklung der Baobab-Industrie in Richtung ökologischer, sozialer und wirtschaftlicher Nachhaltigkeit zu unterstützen, sind kontinuierliche, idealerweise langfristige Investitionen in die Wertschöpfungsketten erforderlich. Die beteiligten Akteure der Branche, denen gerechte, hygienische und umweltfreundliche Lieferketten am Herzen liegen, sollten enger zusammenarbeiten. Des Weiteren müssen laufenden Entwicklungen innerhalb der Branche sowie ihre Auswirkungen auf die Ressourcenbasis und die dort ansässigen Gemeinden weiter beobachtet werden. Weitere Schwerpunkte sollten in Zukunft vor allem auch in der nachhaltigen Entwicklung der heimischen Märkte liegen, für die eine steigende Nachfrage erwartet wird, wobei hier ein besonderes Augenmerk auch auf die Verbesserung der Qualität der Baobab-Fruchtprodukte gelegt werden sollte. Mit Blick auf die internationalen Märkte sollten sich die Aktivitäten gegenwärtig idealerweise auf die Steigerung der Nachfrage und die Sensibilisierung von Verbrauchern und Lebensmittelherstellern für nachhaltig erzeugte Baobab-Früchte im globalen Norden konzentrieren, anstatt direkte Anstrengungen in den Lieferländern zu unternehmen, da derzeit das Angebot die Nachfrage übersteigt. Zukünftige Forschungsfragen zur Unterstützung einer nachhaltigen Entwicklung der hochwertigen Baobab-Industrie umfassen insbesondere eine gründliche Erfassung und Bewertung der Baobab-Ressourcenbasis auf panafrikanischer Ebene zum besseren Verständnis der Gesamtkapazität; detailliertere Untersuchungen zu geeigneten Erntezeiten, Handhabungspraktiken oder Lagerungsbedingungen; sowie weitere Forschung zu potenziellen gesundheitlichen Vorteilen aufgrund von Baobab-Konsum oder weitere mögliche Anwendungsmöglichkeiten.
- Freie Schlagwörter (DE)
- Nicht-Holzprodukt, Baobab, Vermarktung, Innovation
- Freie Schlagwörter (EN)
- Non-timber forest product, Baobab, Commercialization, Innovation
- Klassifikation (DDC)
- 634
- Klassifikation (RVK)
- ZC 82600
- GutachterIn
- Prof. Dr. Jürgen Pretzsch
- Prof. Dr. Dietrich Darr
- Prof. Dr. Carsten Smith-Hall
- BetreuerIn Hochschule / Universität
- Prof. Dr. Jürgen Pretzsch
- BetreuerIn - externe Einrichtung
- Prof. Dr. Dietrich Darr
- Den akademischen Grad verleihende / prüfende Institution
- Technische Universität Dresden, Dresden
- Sonstige beteiligte Institution
- Hochschule Rhein-Waal, Kleve
- Version / Begutachtungsstatus
- publizierte Version / Verlagsversion
- URN Qucosa
- urn:nbn:de:bsz:14-qucosa2-836140
- Veröffentlichungsdatum Qucosa
- 20.02.2023
- Dokumenttyp
- Dissertation
- Sprache des Dokumentes
- Englisch
- Lizenz / Rechtehinweis
- CC BY 4.0