Isolierte und nicht klassifizierte Sprachen im Indopazifik


Forschungsarbeit, 2020

12 Seiten, Note: Sehr gut

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Isolierte und nicht-klassifizierte Sprachen
1.1 Definition Isolierte Sprachen
1.2 Definition nicht-klassifizierte Sprachen
1.3 globale Situation

2. Sprachen im Raum Indopazifik
2.1 Papua-Sprachen

3. Isolierte Papua-Sprachen
3.1 Stabile Isolate
3.1.1 Maibrat
3.1.2 Kuot
3.2 Bedrohte Isolate
3.2.1 Kembra
3.2.2 Massep

4. Fazit

Literaturverzeichnis

Einleitung

Isolierte und nicht-klassifizierte Sprachen sind im auf der Nordhalbkugel gelegenen Europa eine Seltenheit, denn das Baskische ist das einzige Sprachisolat auf diesem Kontinent. Auf der Südhalbkugel hingegen besitzt der Indopazifik-Raum ein breites Spektrum an verschiedenen isolierten und nicht-klassifizierten Sprachen. Diese reiche Vielfalt an Sprachen ist das Resultat der geographischen Beschaffenheit jener Region. So liegt der Pazifik zwischen den einzelnen Inseln und bringt Distanz zwischen die Menschen; andererseits trennen auch die Berge des australischen Festlands die einzelnen indigenen Stämme voneinander, sodass über einen langen Zeitraum kaum Sprachkontakt herrschte.

Jedoch wird die Einschätzung der Menge an isolierten Sprachen in diesem Bereich der Erde kontrovers diskutiert, denn Sprachwissenschaftler*innen, welche sich auf die Sprachen Australiens und die des Indopazifiks fokussieren, teilen selten die gleiche Meinung über die generelle Herkunft und Einteilung dieser Sprachen.

Ebenfalls wird der Begriff der Sprachfamilie im Bereich der australischen Sprachen stark kritisiert. Die Forschung wird hierbei durch verschiedene Faktoren, wie beispielsweise geringe Dokumentation und Fülle an isolierten Stämmen, verlangsamt und erschwert. Durch das starke Sprachensterben in dieser Region existieren für manche Sprachen nur noch Wortlisten, die eine Rekonstruktion nur bedingt ermöglichen.

1. Isolierte und nicht-klassifizierte Sprachen

Im folgenden Abschnitt werden diese beiden Begriffe genauer erklärt sowie auf die globalen Aspekte von isolierten Sprachen näher eingegangen.

1.1 Definition Isolierte Sprachen

Normalerweise werden Sprachen mittels komparativer Methoden in Sprachfamilien eingeteilt. Hierbei werden sprachliche Merkmale verglichen oder es wird nach dem gleichen Ursprung gesucht. (vgl. Bußmann 1998, 645) Bei isolierten Sprachen handelt es sich jedoch um einen Sonderfall: diese besitzen lediglich geringe oder keine Ähnlichkeiten mit anderen Sprachen und sind dementsprechend nach aktuellem Kenntnisstand mit keiner anderen Sprache genetisch verwandt. (vgl. Kausen 2014, 1136) Isolierte Sprachen lassen sich also keiner anderen Sprachfamilie zuordnen, bilden aber nach Campbell mit sich selbst eine Sprachfamilie. (vgl. Campbell 2017, 1)

Der Begriff isolierte Sprachen ist von dem Terminus isolierende Sprachen, der Aufschluss über den Sprachtyp gibt, stark abzugrenzen. (vgl. Bußmann 1998, 599)

Isolierte Sprachen sind häufig vom Aussterben bedroht; etliche Isolate, beispielsweise das Sumerische und das Etruskische, sind bereits ausgestorben. (vgl. Haarmann 2002, 65/190)

1.2 Definition nicht-klassifizierte Sprachen

Nicht-klassifizierte Sprachen sind kaum überliefert und somit besteht über sie in der Regel lediglich ungenügendes Material. Die Beurteilung, ob eine nicht-klassifizierte Sprache als Isolat gilt, oder ob Ähnlichkeiten mit anderen Sprachen zwar vorliegen, diese aber nicht ausreichend dokumentiert sind, ist demzufolge unmöglich. (vgl. Campbell 2017, 12)

Kausen verweist auf die Tatsache, dass die Grenzen zwischen isolierten und unklassifizierten Sprachen oftmals fließend sind und daher die Einordnung einer Sprache je nach Autor*in variieren kann. (vgl. Kausen 2014, 43)

1.3 globale Situation

Grundsätzlich muss erwähnt werden, dass je nach Linguist*in die Ansicht bezüglich der Gesamtanzahl von Sprachfamilien und Isolaten auf der Welt stark schwankt. Gründe hierfür sind, dass manche Sprachforscher*innen sämtliche Sprachen in Makrofamilien gliedern, oder bereits ausgestorbene Sprachen zu den genetischen Einheiten zählen. Überdies liegen häufig zu wenige Informationen über Sprachen vor. Zudem ist eine Sprache oftmals unter mehreren Namen geläufig. (vgl. Campbell 2017, 7f.)

Die folgenden Aussagen beziehen sich auf den Linguisten Kausen. Dieser definiert rund 1,5 Prozent aller Sprachen als isoliert. Zusätzlich erläutert er 340 genetische Einheiten, die zur einen Hälfte aus Sprachfamilien bestehen, wobei sich die anderen 50 Prozent aus isolierten Sprachen zusammensetzen. (vgl. Kausen 2014, 43)

In der vorliegenden Tabelle ist die Verbreitung von den 172 Isolaten auf den Stammkontinenten aufgelistet. (vgl. ebd., 46)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1 Verbreitung der isolierten Sprachen auf den Stammkontinenten

2. Sprachen im Raum Indopazifik

Im Indopazifischen Raum, der die Gebiete Melanesien, Mikronesien, Polynesien und Australien umfasst, sind nach Lynch circa 1.400 Sprachen vertreten. (vgl. Lynch 1998, 25ff.)

Der folgende Abschnitt bezieht sich auf die Papua-Sprachen, die in Melanesien gesprochen werden.

2.1 Papua-Sprachen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2 Geographische Lage der Papua-Sprachen

Die Papua-Sprachen erstrecken sich über ganz Neuguinea und die umliegenden Inseln. (vgl. Foley 1986, 1) Laut Glück handelt es sich um eines der linguistisch diversesten Gebiete der Welt. (vgl. Glück, 2016, 507) So gibt es rund 400 Sprachen, die zu der austronesischen Sprachfamilie zählen und weitere 850, welche als Papua-Sprachen gelten. (vgl. Kausen 2014, 585) Grund für diese immense Anzahl an Sprachen ist zum einen, dass die Erstbesiedlung Neuguineas bereits vor 40.000 Jahren stattfand. (vgl. ebd., 590) Zum anderen leben die meist sehr kleinen Gemeinschaften aufgrund von Feindschaften oder geographischen Hindernissen oftmals völlig isoliert, weshalb kein Sprachkontakt zustande kommt. (vgl. Foley 1986, 9)

Der Sprachforscher Palmer definiert bei den Papua-Sprachen 40 Phlya und mehrere Dutzend Isolate. (vgl. Palmer 2017, 1) Der Terminus Phylum ist in der Papuanistik geeigneter als Sprachfamilie, da bei einem Phylum weniger lexikalische und morphologische Gemeinsamkeiten zwischen den Sprachen auftreten. (vgl. Kausen 2014, 586)

Insgesamt gibt es circa 4, 5 Millionen Sprecher*innen der Papua-Sprachen. (vgl. ebd., 586f.)

3. Isolierte Papua-Sprachen

Laut Kausen lassen sich bei den Papua-Sprachen 27 Isolate, beziehungsweise nicht-klassifizierte Sprachen finden. (vgl. Kausen 2014, 586) Diese sind auf ganz Neuguinea zu finden; sie werden sowohl in West- sowie Ostneuguinea und auf dem Bismarck-Archipel gesprochen. (vgl. Palmer 2017, 9)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3 Verbreitung der Isolate auf Neuguinea

Die einzelnen Papua-Isolate weisen meist weniger als 1.000 Sprecher*innen auf und sind somit oftmals stark vom Aussterben bedroht. (vgl. Kausen 2014, 587)

Im Folgenden werden vier Isolate vorgestellt, wovon zwei als stabil gelten; die anderen beiden sind als bedroht, beziehungsweise als bereits ausgestorben zu werten.

3.1 Stabile Isolate

Die sprachlichen Merkmale und allgemeinen Fakten der stabilen Isolate Maibrat und Kuot sollen in den nächsten Kapiteln dargelegt werden.

3.1.1 Maibrat

Das Maibrat ist mit 20.000 Sprecher*innen das größte Isolat der Papua-Sprachen und wird zentral auf der Vogelkophalbinsel Neuguineas gesprochen. (vgl. Dol 2007, 1) Häufige Verwendung findet die Sprache, welche auch unter den Namen „Ayamaru“ und „Brat“ geläufig ist, in der Kirche. (vgl. Frawley, 2003, 364)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4 Lage des Maibrat

Eine Besonderheit der Sprache ist das Konsonanteninventar, da es mit lediglich elf Konsonanten als das kleinste auf der Vogelkophalbinsel gilt. Grund hierfür ist, dass das Maibrat keine stimmhaften Plosive und Frikative aufweist. (vgl. Holton und Klamer 2017, 583f.)

Auffällig ist des Weiteren das komplexe Zahlwortsystem, welches Zahlen durch Körperteile ausdrückt. So wird beispielsweise ‚sechs‘ durch das Wort ‚krem sau‘ verdeutlicht; wörtlich übersetzt bedeutet dies ‚ein Finger‘. (vgl. Dol 2007, 108)

Typisch für Papua-Sprachen ist die Distinktion nach alienablem und inalienablem Besitz; diese findet sich auch im Maibrat wieder. (vgl. Holton und Klamer 2017, 601) Jene Unterscheidung drückt aus, ob der Besitz „[…] easily removed, transferable, temporary or permanent, or essential […]“ (Bußmann, 1998, 40) ist. Glück nennt als Beispiel für den unveräußerlichen Besitz den eigenen Vater oder Körperteile; als veräußerbar gilt beispielsweise ein Stuhl. (vgl. Glück 2016, 29)

Die Satzstellung des Ayamaru ist SVO, welche ebenfalls geläufig für Papua-Sprachen ist. (vgl. Dol 2007, 127)

Das Brat distinguiert die beiden Geschlechter „Maskulinum“ und „Nicht-maskulinum“, wobei letzteres nur für Unbelebtes oder Frauen verwendet wird. (vgl. Holton und Klamer 2017, 605)

[...]

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Details

Titel
Isolierte und nicht klassifizierte Sprachen im Indopazifik
Hochschule
Leopold-Franzens-Universität Innsbruck  (Sprachwissenschaft)
Veranstaltung
Sprachtypologie
Note
Sehr gut
Jahr
2020
Seiten
12
Katalognummer
V1030341
ISBN (eBook)
9783346446985
Sprache
Deutsch
Schlagworte
isolierte Sprachen, Australien, Indopazifik
Arbeit zitieren
Anonym, 2020, Isolierte und nicht klassifizierte Sprachen im Indopazifik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1030341

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