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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Automatisierter Datentransfer von online erhobenen Daten in ein auswertbares Befunddatenfeld eines Patientenverwaltungssystems – eine Pilotstudie am Beispiel von digitalen Anamnesedaten

Meeting Abstract

  • Wolfgang von Meißner - Hausärzte am Spritzenhaus, Baiersbronn, Deutschland
  • Christoph Strumann - Institut für Allgemeinmedizin, Lübeck, Deutschland
  • Jost Steinhäuser - Institut für Allgemeinmedizin, Lübeck, Deutschland
  • Paul Blickle - Hausärzte am Spritzenhaus, Baiersbronn, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf531

doi: 10.3205/23dkvf531, urn:nbn:de:0183-23dkvf5314

Published: October 2, 2023

© 2023 von Meißner et al.
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Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) hat im Jahr 2015 die Forderung nach einer wissenschaftlichen Datentransferschnittstelle (WDT) gestellt [1]. Obwohl es inzwischen einige standardisierte Schnittstellen z.B. zur Anbindung von technischen Geräten (GDT: Gerätedatentransfer) oder zur Übernahme von Labordaten (LDT: Labordatentransfer) gibt, existiert bis heute keine allgemein verfügbare und geeignete Schnittstelle für den Datentransfer für Forschungsfragen innerhalb der ca. 130 in Deutschland verbreiteten Praxisverwaltungssysteme (PVS) [2].

Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Wie können in mehreren Praxen online erhobene Daten in ein PVS importiert werden und so für die Regelversorgung als auch die Versorgungsforschung genutzt werden?

Methode: In dieser Pilotstudie wurde unter anderem die Verarbeitung von digitalen Anamnesedaten, die im Zuge der Onlineregistrierung für PCR-Abstriche auf SARS-CoV-2 in einer Hausarztpraxis erhoben wurden, betrachtet. Analysiert wurde, ob die Daten vollständig importiert, im PVS in einem Befunddatenfeld abgelegt und intern verknüpft und weiter ausgewertet werden können.

Ergebnisse: Es war möglich, extern erhobene Daten z.B. über das Rauchverhalten von 6.800 Patient*innen sowohl über eine proprietäre Schnittstelle als auch über die standardisierte GDT-Schnittstelle in das PVS abasoft EVA zu importieren und in Textgruppen oder definierten Befunddatenfeldern abzulegen. Die Daten können intern logisch mit beliebigen anderen Daten aus Befunddatenfeldern verknüpft werden, insbesondere mit über GDT importierten Ergebnissen der Lungenfunktionsprüfung oder über LDT importierten Laborwerten. Verknüpfungen sind auch mit im PVS vorhandenen Medikamentenverordnungs- und Überweisungsdaten, Anzahl der ärztlichen Konsultationen, etc. möglich. Im PVS können vordefinierte Aktionen (z.B. Popup mit Hinweisen) automatisch ausgelöst werden. Eine große Herausforderung ist die überwiegend unstrukturierte Anamnese und Befunddatenablage in den PVS. Über eine proprietäre Schnittstelle können sämtliche Daten anonymisiert für Forschungszwecke exportiert werden.

Diskussion: Die Pilotstudie zeigt, dass ein Import von externen Daten in ein PVS, die Weiterverarbeitung und Verknüpfung mit vorhandenen Daten und der automatische anonymisierte Export für Versorgungsforschungszwecke über proprietäre Schnittstellen möglich sind. Dies gelingt nicht mit den wenigen existierenden standardisierten und PVS-übergreifenden Schnittstellen. Für die PVS-übergreifende Versorgungsforschung ist die verpflichtende Etablierung einer standardisierten WDT hilfreich.

Implikation für die Forschung: Durch Weiterentwicklung der proprietären Schnittstellen lässt sich ein größeres Forschungspraxennetz mit sehr hoher Datenqualität in den Kreisen der abasoft EVA-Anwender aufbauen [3], in dem Gerätedaten, Labordaten und Daten aus dem PVS ohne Mehrarbeit für die Praxen automatisch anonymisiert für die Forschung zur Verfügung gestellt werden können.


Literatur

1.
Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) zur obligaten Einrichtung und Unterhaltung einer Wissenschaftlichen Datentransferschnittstelle in Arztpraxisinformationssystemen. 2015. Verfügbar unter: https://www.degam.de/files/Inhalte/Degam-Inhalte/Ueber_uns/Positionspapiere/DEGAM%20Positionspapier%20Praxissoftware.pdf External link
2.
Hauswaldt J, Kempter V, Himmel W, Hummers E. Hindernisse bei der sekundären Nutzung hausärztlicher Routinedaten. Gesundheitswesen. 2018; 80(11): 987-93. DOI: 10.1055/a-0668-5817 External link
3.
Strumann C, Blickle PG, von Meißner WCG, Steinhäuser J. The use of routine data from primary care practices in Germany to analyze the impact of the outbreak of SARS-CoV-2 on the utilization of primary care services for patients with type 2 diabetes mellitus. BMC Primary Care. 2022;23:327. DOI: 10.1186/s12875-022-01945-y External link