Article
Ist es klinisch und onkologisch sicher, bei Patienten mit einer niedrig-Risiko-Stratifikation auf eine Prostatabiopsie zu verzichten?
Search Medline for
Authors
Published: | March 1, 2022 |
---|
Outline
Text
Einleitung: Gemäß den aktuellen Leitlinien soll vor einer Prostatabiopsie zunächst eine individuelle Risikokalkulation erfolgen. Anhand des risk-stratified pathway (RSP) sollen sowohl Prostatabiopsien als auch mögliche Komplikationen nach Biopsie und eine Überdiagnose von klinisch nicht-signifikanten Tumoren reduziert werden. Da Patienten, die gemäß des Rotterdam Prostate Cancer Risk Calculators (RPCRC) eine niedrig-Risiko-Stratifizierung aufweisen, zunächst von einer Biopsie abgeraten wird, besteht die Möglichkeit klinisch signifikante Tumoren nicht zu detektieren. Daher ist eine Nachsorgestrategie für diese Patienten enorm wichtig. In der vorliegenden Studie analysierten wir ein Sicherheitsnetz basierend auf der PSA-Dichte sowie dem klinischen Follow-Up.
Methode: Zwischen 07/2019 und 02/2020 wurde bei 123 Patienten nach niedrig-Risiko-Stratifizierung auf eine Prostatabiopsie verzichtet. Die Nachsorge erfolgte systematisch anhand der PSA-Dichte. Bei einer PSA-Dichte >0,15 ng/ml bei biopsienaiven Patienten bzw. bei einer PSA-Dichte >0,2 ng/ml bei Patienten mit einer Biopsie in der Vergangenheit wurde eine erneute Evaluation angeraten. Zeigte sich hier eine Progression von einem niedrigen zu einem mittleren oder hohen Risiko erfolgte eine MRT-fusionierte Prostatabiopsie. Die statistische Auswertung erfolgte mittels gepaartem t-Test.
Ergebnisse: Follow-Up Daten lagen für 123 Patienten, bei denen auf eine Prostatabiopsie verzichtet wurde, vor. Das mediane Follow-Up betrug 12 Monate (IQR 9,15 Monate). In dieser Kohorte hielten sich 86,2% der Patienten an das vorgeschlagene Nachsorgeschema von regelmäßigen PSA-Kontrollen sowie digital-rektalen Untersuchungen. In 83% (n=102) zeigte sich im Verlauf keine Änderung der Risikostratifizierung (p=0,277). Bei 7,3% (n=9) verringerte sich das Risiko für ein klinisch siginfikantes Prostatakarzinom, während es in 9,8% (n=12) anstieg. Alle Patienten mit einem gestiegenen Risiko für ein klinisch signifikantes Prostatakarzinom erhielten eine Prostatabiopsie. Histopathologisch zeigte sich bei keinem Patienten ein Prostatakarzinom.
Schlussfolgerung: Die Implementierung des risk-stratified pathway kann zu einer deutlichen Verringerung von Prostatabiopsien führen. Es ist jedoch sehr wichtig, dass Patienten bei denen auf eine Biopsie verzichtet wird, engmaschig nachgesorgt werden. Insbesondere sollte regelmäßig eine erneute Risikostratifizierung an Hand aktueller PSA-Werte sowie der digital-rektalen Untersuchung erfolgen. Gemäß den vorliegenden Daten ist eine Nachsorge basierend auf der PSA-Dichte eine sichere Option für Patienten mit einer niedrig-Risiko-Stratifizierung mit nur einem minimalen Risiko einen klinisch signifikanten Tumor nicht zu diagnostizieren.
Abbildung 1 [Abb. 1]