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Depressive und ängstliche Symptome bei Patienten mit juveniler idiopathischer Arthritis (JIA) – Daten aus der Inzeptionskohorte neu diagnostizierter Kinder und Jugendlicher mit JIA (ICON)
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Published: | August 31, 2022 |
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Einleitung: Psychische Komorbiditäten können eine erhebliche zusätzliche Belastung bei chronischen Krankheiten darstellen. Die juvenile idiopathische Arthritis (JIA) ist die häufigste chronisch-entzündliche rheumatische Erkrankung bei Kindern und Jugendlichen. Die Datenlage zu psychischen Erkrankungen in dieser Patientengruppe ist heterogen.
Methoden: Es wurden Daten von Patienten der Inzeptionskohorte neu diagnostizierter Kinder und Jugendlicher mit JIA (ICON) sowie gleichaltriger gesunder Kontrollpersonen analysiert. Mittels Patient Health Questionnaire (PHQ-9, Punktzahl 0–27) sowie der Generalised Anxiety Disorder Scale (GAD-7, Punktzahl 0–21) wurden depressive Symptome und Angstsymptome 7 oder 9 Jahre nach Einschluss in ICON bei Patienten und Kontrollpersonen erfasst, die zu diesem Zeitpunkt ≥ 13 Jahre waren. Zusätzlich wurden die Arzteinschätzung zur Krankheitsaktivität (numerische Ratingskala (NRS), 0–10, 0=inaktiv), die Anzahl aktiver Gelenke (n) und von den Patienten angegebene Funktionsfähigkeit ((C)HAQ, Score 0–3), die Gesamtbeurteilung des Wohlbefindens, Schmerzen und Müdigkeit (NRS, 0–10) dokumentiert.
Ergebnisse: Die Analyse umfasste 344 Patienten, Alter 18.7 ± 3.5 Jahre, 65% weiblich sowie 224 Kontrollpersonen, Alter 18.7 ± 3.5 Jahre, 59% weiblich. Fast 40% der Patienten hatten eine Oligoarthritis, 27% Rheumafaktor (RF)-negative Polyarthritis, 6% Psoriasisarthritis, 17% enthesitis-assoziierte Arthritis sowie jeweils 3% systemische JIA und RF-positive Polyarthritis. In der Gesamtkohorte hatten 14% der Patienten/7% der Kontrollen einen PHQ-9≥10 und 10% der Patienten/2% der Kontrollen einen GAD-7≥10.
Weibliche Patienten (WP) hatten häufiger höhere Werte für depressive und Angstsymptome als männliche Patienten (MP): PHQ-9≥10: 17,5% versus 7,4%, GAD-7≥10: 13,5% versus 4,1%. Patienten hatten häufiger höhere Werte für depressive Symptome als gesunde Gleichaltrige (PHQ-9≥10: WP 17,5%, weibliche Kontrollpersonen (WK) 8,3%, MP 7,4%, männliche Kontrollpersonen (MK) 4,4%). Der Unterschied im Anteil der WP mit GAD-7 ≥ 10 (13,5%) im Vergleich zu WK (2,3%) war deutlich, dagegen war dieser Anteil bei MP nur leicht höher als bei den MK (4,1% versus 2,2%).
Patienten im Alter von ≥18 Jahren hatten häufiger einen PHQ-9≥10 und einen GAD-7≥10 im Vergleich zu Patienten <18 Jahren.
Schlussfolgerung: Da depressive und Angstsymptome bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit JIA nicht selten auftreten, sollten bei deren Betreuung standardisierte Screeninginstrumente eingesetzt werden, um diese Komorbiditäten frühzeitig erkennen und ggf. therapeutische Maßnahmen einleiten zu können. Weiterhin sollten mögliche Risikofaktoren für die Entwicklung von Depressionen und Angstzuständen bei JIA-Patienten ermittelt werden.
Offenlegungserklärung: Es bestehen von Seiten der Autoren keine Interessenkonflikte. ICON wurde gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung, FKZ 01 ER 1504A, 01 ER 1504B, 01 ER 1504C
Tabelle 1 [Tab. 1]