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Gewichtsstatus von Kindern und Jugendlichen mit juveniler idiopathischer Arthritis (JIA): Ergebnisse aus der Kerndokumentation rheumakranker Kinder und Jugendlicher (Kinder-KD)
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Published: | September 14, 2021 |
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Einleitung: Andauernde medikamentöse Therapien (z.B. Glukokortikoide) sowie Beeinträchtigungen im psychosozialen Wohlbefinden können im Rahmen der JIA eine Wachstumsbeeinträchtigung und Varianz in der Körperkomposition bedingen. Eine dauerhaft erhöhte Fettakkumulation stellt einen signifikanten Risikofaktor für metabolische Komorbiditäten dar und reduziert die Möglichkeit eines optimalen Therapieansprechens und Krankheitsverlaufs. Demnach sollten die Prävalenz für Untergewicht, Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen mit JIA im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung geschätzt und Korrelate des Gewichtsstatus der Patienten untersucht werden.
Methoden: Die im Rahmen der Kinder-KD des Jahres 2019 erfassten Arztangaben zu Körpergewicht und -größe von 3-17-jährigen Patienten mit JIA wurden nach alters- und geschlechtsspezifischen Perzentilen des deutschen Referenzsystems definiert. Zum Vergleich von Untergewicht (BMI <10. Perzentil), Übergewicht (BMI >90.) und Adipositas (BMI >97.) mit Daten aus der Allgemeinbevölkerung (KIGGS-Studie) wurden geschlechts- und altersgematchte Paare von Patienten und Kontrollen gebildet. Für die Analyse des Zusammenhangs zwischen Gewichtsstatus und klinischen sowie selbstberichteten Outcomes diente eine multinomiale logistische Regression.
Ergebnisse: Daten von 6.515 Kindern und Jugendlichen mit JIA (Alter 11,2 ± 4,1 Jahre, Krankheitsdauer 4,9 ± 3,8 Jahre, 67% Mädchen, 40% persistierende Oligoarthritis) wurden berücksichtigt, davon 3.334 (Alter 5,9 ± 2,1 Jahre, 52,5% Mädchen) für die Matched-Pair-Analyse. Verglichen mit der Allgemeinbevölkerung betrugen die Raten für Untergewicht, Übergewicht und Adipositas auf Patientenseite 10,6% (vs. 8,1%), 8,8% (vs. 8,5%) bzw. 6,1% (vs. 5,7%). In beiden Gruppen ließen sich keine signifikanten Geschlechts-, jedoch Altersunterschiede registrieren. Dabei wiesen Jugendliche höhere Übergewichtsraten auf als Kinder (JIA bspw. 19,1% Altersgruppe 11-13 vs. 8,4% Altersgruppe 3-6). Während die höchste Untergewichtsprävalenz bei Patienten mit RF+ Polyarthritis (16%) registriert wurde, ließen sich bei Patienten mit Enthesitis-assoziierter Arthritis (22%), Psoriasis-Arthritis (21%) und systemischer JIA (20%) die höchsten Übergewichtsraten (einschließlich Adipositas) beobachten. Ein jüngeres Alter (OR = 0,51, 95% CI = 0,31-0,83), häufigere körperliche Aktivität (OR = 0,92, 95% CI = 0,85-0,99) und ein höherer elterlicher Bildungsgrad (OR = 0,39, 95% CI = 0,18-0,80) waren unabhängig voneinander mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit verbunden übergewichtig/adipös zu sein.
Schlussfolgerung: Die Gesamtprävalenz von Untergewicht, Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen mit JIA ist vergleichbar mit jener der Allgemeinbevölkerung. Eine verhaltensbezogene Gesundheitsförderung einschließlich regelmäßiger körperlicher Aktivität, sollte als Teil der Behandlungsstrategie der JIA bereits im Vorschulalter beginnen und zwingend Familien aller Bildungsschichten zugänglich gemacht werden.
Disclosures: Die Kerndokumentation rheumakranker Kinder und Jugendlicher wird von AbbVie, Chugai, Novartis und GSK finanziell unterstützt.