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Wiederholte Schlaganfälle bei progredienter beidseitiger Vertebralarterienstenose
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Published: | September 14, 2021 |
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Vorgeschichte: Bei einem 68-jährigen männlichen Patienten wurde extern 2019 die Diagnose einer Arteriitis temporalis bei hohem CRP, hoher BSG, Kopfschmerzen und Besserung unter Kortison klinisch gestellt worden. Eine Bestätigung durch Biopsie, Ultraschall oder PET-CT war nicht erfolgt. Eine Behandlung mit Prednisolon (initial 100mg, zuletzt 3,5mg/Tag) und Methotrexat (MTX, 15mg/Woche) wurde durchgeführt. An Vorerkrankungen wurden arterieller Hypertonus, chronische Sinusitis und Hyperlipidämie benannt.
04/2020 stellte er sich erstmals auf der Stroke-Unit mit Schwindel und unspezifischen Sehstörungen vor, die seit einer Woche bestanden. Kopfschmerzen wurden verneint. Eine cMRT zeigte einen ischämischen Schlaganfall im Versorgungsgebiet der linken Arteria cerebri posterior und der rechten Arteria cerebelli superior. Es zeigte sich eine hochgradige Vertebralarterienstenose des V4-Segments links und ein Verschluss rechts in der Sonographie und CT-Angiographie, die bildmorphologisch auf eine arteriosklerotische Ursache hindeuteten. Ein kardioembolischer Ursprung wurde ausgeschlossen. Das CRP war mit 0,9mg/dl leicht erhöht, die BSG mit 10/20mm/h normal, ANCA waren negativ. Das LDL-Cholesterin war leicht erhöht. Der Patient erhielt Aspirin, Clopidogrel und ein Statin, MTX wurde abgesetzt und Prednisolon reduziert.
Leitsymptom bei Krankheitsmanifestation: In den nächsten 2 Monaten entwickelte der Patient Schwindel, diffuse Sehstörungen und Taubheitsgefühl.
Diagnostik: Die Vertebralarterienstenose war 06/2020 progredient und neue ischämische Läsionen im Kleinhirn und Pons nachweisbar. Das CRP war mit 2,1 mg/dl erhöht und stieg im Verlauf bis 4,7mg/dl. Die PET-CT zeigte nun eine floride Vaskulitis beider Vertebralarterien, nicht aber anderer Gefäßregionen.
Therapie: Prednisolon (initial 1mg/kg KG) und MTX 15mg/Woche wurden wieder begonnen. Die hochgradige linksseitige Vertebralarterienstenose im V4-Segment wurde perkutan transluminal dilatiert, ein Stent wurde implantiert und eine duale Thrombozyten-Aggregationshemmung gestartet.
Weiterer Verlauf: Das CRP normalisierte sich rasch. Die Symptomatik besserte sich und neue neurologische Ereignisse sind nicht mehr aufgetreten.
Ein isolierter Befall der Vertebralarterien ist eine seltene Manifestation der Großgefäßvaskulitis, die mit rezidivierenden Schlaganfällen nicht der klassischen Symptomatik entspricht und üblichen diagnostischen Algorithmen entgehen kann, zumal Bildmorphologisch die Abgrenzung zur Arteriosklerose schwerfällt. Er kann daher mit einer hohen Morbidität und Mortalität einhergehen. Eine engmaschige interdisziplinäre Fallbearbeitung ist entscheidend, um die Prognose des Patienten zu verbessern.
Disclosures: Es bestehen keine Interessenkonflikte.