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Einfluss von Entscheidungscoaching auf medizinische Entscheidungen bei Frauen: Ergebnisse einer systematischen Literaturrecherche
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Published: | October 2, 2019 |
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Hintergrund: In vielen medizinischen Entscheidungen gibt es keine Option, die eindeutige klinische Vorteile birgt. In diesen Fällen spricht man von einer präferenzsensiblen Entscheidung. In solchen Situationen können Entscheidungscoachings Patienten bei ihrer Entscheidung unterstützen. Ein solches Entscheidungscoaching dient der Werteklärung, der Wissensvermittlung über die verschiedenen Handlungsoptionen, als auch der Unterstützung der Kommunikation der gewünschten Entscheidung gegenüber dem Behandler. Für Frauen mit einer Mutation der Brustkrebshochrisikogene BRCA-1 und BRCA-2 soll im Rahmen des EDCP-BRCA Projekts ein solches Entscheidungscoaching entwickelt werden. Dafür wird eine systematische Literaturrecherche durchgeführt, die Aufschluss darüber geben soll, welche Aspekte bei der Entwicklung eines Entscheidungscoachings besondere Berücksichtigung finden sollten und auch für welche Frauen ein Entscheidungscoaching besonders hilfreich sein kann.
Fragestellung: Welche Aspekte müssen für die Entwicklung eines Entscheidungscoachings für Frauen berücksichtigt werden? Welche Frauen profitieren besonders von Entscheidungscoachings?
Methode: Es wurde eine systematische Übersicht zu dem Einfluss von Entscheidungscoachings auf medizinische Entscheidungen bei Frauen unter besonderer Berücksichtigung patientenbezogener Endpunkte erstellt. Dazu wurden im August 2018 die elektronischen Datenbanken Pubmed, Web of Science und PsycInfo durchsucht, sowie eine ergänzende Handsuche in Studienregistern durchgeführt. Die erzielten Ergebnisse sollen auf Frauen mit einer Mutation der Brustkrebshochrisikogene BRCA-1 und BRCA-2 übertragen werden.
Ergebnisse: Es wurden 1.460 Referenzen durch Datenbankrecherche identifiziert. Zusätzlich wurden 92 Referenzen durch die Handsuche identifiziert. Nach der Entfernung der Duplikate verblieben 1.291 Referenzen für das Titel- und Abstractscreening. Nachdem durch zwei unabhängige Reviewer 1.231 Referenzen mit einer Übereinstimmung von 80% ausgeschlossen wurden, blieben 60 Referenzen im Volltext-Screening. Hiervon wurden 51 Referenzen ausgeschlossen. Neun Referenzen wurden insgesamt in die systematische Übersicht einbezogen. Die Studientypen, Interventionen und gemessenen Endpunktparameter stellten sich als sehr heterogen heraus. In den eingeschlossenen Studien und Reviews wurden die Endpunkte Entscheidungskonflikt, Status der Entscheidung, sowie das Patientenwissen am häufigsten betrachtet. Der Entscheidungskonflikt wurde in allen eingeschlossenen Studien, die diesen Endpunkt betrachteten, durch die Intervention reduziert. Das Wissen der Studienteilnehmer in der Interventionsgruppe wurde durch das Entscheidungscoaching ebenfalls erhöht. Bei dem Status der Entscheidung zeigt sich ebenfalls eine deutliche Abnahme der Unentschlossenheit. Hierbei zeigten Patienten, die ein Entscheidungscoaching erhalten haben sogar einen weiteren Status der Entscheidung als Patienten die eine Entscheidungshilfe erhalten haben.
Diskussion: Die umfassende Literaturrecherche veranschaulicht den aktuellen wissenschaftlichen Stand der Evidenz zu dem Thema Entscheidungscoaching bei medizinischen Entscheidungen bei Frauen. Trotz der Heterogenität der Studien lassen sich einige Aussagen über den Einfluss des Entscheidungscoachings treffen. So gibt es zum Beispiel Hinweise darauf, dass vor allem Frauen mit einem hohen Entscheidungskonflikt und in einer komplexen Entscheidungssituation besonders von einem Entscheidungscoaching profitieren können.
Praktische Implikationen: Die Heterogenität der Interventionen sowie die unzureichende Dokumentation der einzelnen Entscheidungscoaching Interventionen erschweren die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf Frauen mit einer BRCA-1 oder BRCA-2 Mutation. Es lässt sich jedoch abschließend festhalten, dass ein großer Forschungsbedarf im Bereich des Entscheidungscoachings besteht als auch, dass eine größere Homogenität der Endpunktparameter die Vergleichbarkeit der Studien zukünftig leichter gestalten würde.