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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2019)

22. - 25.10.2019, Berlin

Matrixgestütze autologe Chondrozytentransplantation (MACT) bei retropatellarem Knorpeldefekt und Ochronose – Eine seltene Falldarstellung

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Sven Anders - Orthopädische Klinik für die Universität Regensburg, Asklepios Klinikum, Bad Abbach, Germany
  • Jens Schaumburger - Orthopädische Klinik für die Universität Regensburg, Asklepios Klinikum, Bad Abbach, Germany
  • Joachim Grifka - Orthopädische Klinik für die Universität Regensburg, Asklepios Klinikum, Bad Abbach, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2019). Berlin, 22.-25.10.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocAB46-1064

doi: 10.3205/19dkou414, urn:nbn:de:0183-19dkou4146

Published: October 22, 2019

© 2019 Anders et al.
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Fragestellung: Ein 33-jähriger Patient stellte sich mit seit 3 Monaten ohne Trauma bestehendem vorderen Knieschmerz links sowie Einhakgefühl vor. Klinisch zeigten sich deutliche retropatellare Crepitationen mit positivem Zohlen-Zeichen. Apprehension-Test negativ. Patellaluxationen lagen nicht vor. Das MRT zeigte einen fokalen Knorpelschaden IV° der zentralen Patella von ca. 15 x 15 mm. Die Indikation zur Arthroskopie mit fakultativer Knorpelchipentnahme zur ACT wurde disponiert.

Methodik: Intraoperativ fand sich eine generalisierte Schwarzfärbung des hyalinen Gelenkknorpels, ein fokaler Knorpeldefekt IV° der Patella analog des MRT's sowie multiple schwarz-braune nadelartige freie Gelenkkörper mit Fibrinumscheidungen. Das Innenmeniskushinterhorn war aufgerauht, jedoch ohne Ruptur. Die Synovialis war unauffällig. Es erfolgte eine Knorpel-Knochen-Stanzbiopsie zur ACT (Novocart 3D, Fa. Tetec) aus der Notch. Die Histologie der freien Gelenkkörper zeigte einen fragmentierten hyalinen Gelenkknorpel mit reduziertem Glykosaminoglykangehalt in der Alzian-Blau-Färbung und einer bräunlich verfärbten Matrix. In der Eisenfärbung waren keine hämosiderinbeladenen Makrophagen erkennbar.

Die Diagnose einer Ochronose wurde gestellt. Bei der erweiterten klinischen Untersuchung zeigte sich die typische Schwarzfärbung des Urins an der Luft, bräunliche Makulae an den Skleren sowie eine grau-bläuliche Verfärbung des Ohrknorpels, passend zu dem Bild einer Ochronose. Die Chondrozyten-Zellkultur verlief problemlos. Nach 4 Wochen erfolgte die ACT an der Patellarückfläche in mini-open Technik. Es schloss sich ein für eine Patella-ACT standardisiertes Nachbehandlungsprogramm an. Komplikationen traten nicht auf.

Ergebnisse: Im Verlauf zeigte sich nach 6 Monaten der Schmerz auf einer VAS (0-10(max.)) von 6,5 auf 1 stark rückläufig. Die subjektive Funktion stieg von 2,2 auf 7 an. Der Lysholm-Score stieg von 40 auf 88 Punkte (alle p < 0,01). Insbesondere das initiale Einhaken der Patella bestand nicht mehr. Das MRT zeigte eine gute Defektfüllung mit bündigem Regeneratgewebe.

Schlussfolgerung: Ein fokaler Patellaknorpeldefekt bei zugrunde liegender Ochronose stellt nach Lehrmeinung keine gängige Indikation für eine ACT dar. In der Literatur wurde unseres Wissens nach noch keine derartige Versorgung beschrieben. Bei überraschendem intraartikulären Befund, jungem Patientenalter und fokal begrenztem Gelenkflächendefekt wurde auch mangels etablierter therapeutischer Alternativen einer gelenkerhaltenden Reparatur eine ACT durchgeführt. Der bisherige postoperative Verlauf stellte sich erfreulich dar und wich nicht von dem einer sonstigen Patella-ACT ab. Das längerfristige Ergebnis bleibt dennoch abzuwarten. Bei der vorliegenden präarthrotischen Kondition des Kniegelenkes erscheint die gewählte Therapieform adäquat, um dem Patienten neben Schmerzreduktion und Funktionsverbesserung eine möglichst lange prothesenfreie Zeit zu ermöglichen. Spätere alloplastische Therapieoptionen bleiben weiterhin vollumfänglich erhalten.