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63. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

02. - 06.09.2018, Osnabrück

Entwicklung von Patientensicherheitsindikatoren unter besonderer Berücksichtigung klinischer Routinedaten – Ergebnisse einer Expertenbefragung für den deutschsprachigen Raum

Meeting Abstract

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  • Michael Schaller - UMIT – University for Health Sciences, Medical Informatics and Technology, Hall in Tirol, Österreich
  • Werner Hackl - UMIT – University for Health Sciences, Medical Informatics and Technology, Hall in Tirol, Österreich
  • Elske Ammenwerth - UMIT – University for Health Sciences, Medical Informatics and Technology, Hall in Tirol, Österreich

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 63. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Osnabrück, 02.-06.09.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocAbstr. 283

doi: 10.3205/18gmds068, urn:nbn:de:0183-18gmds0685

Published: August 27, 2018

© 2018 Schaller et al.
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Einleitung: Patientensicherheit ist ein wichtiges Thema und erfährt zunehmende Aufmerksamkeit [1]. Informationstechnologie (IT) und IT-basierte Strategien und Werkzeuge können helfen, die Patientensicherheit in Spitälern zu verbessern. Dazu müssen Probleme im Bereich der Patientensicherheit erst entdeckt und deren Ursachen erforscht werden. Dies kann zum Beispiel durch Critical Incidence Reporting Systems (CIRS) unterstützt werden. Nachteilig bei solchen CIRS ist, dass sie abhängig von freiwilliger und manueller Datensammlung sind und daher mit einer geringen Sensitivität einhergehen [2]. Um diesen Schwächen zu begegnen, scheint die sekundäre Nutzung und Analyse von bereits vorliegenden klinischen Routinedaten sinnvoll zu sein. Die Herausforderung hierbei liegt in der Ableitung angemessener Patientensicherheitsindikatoren und in der Prüfung, ob die im klinischen Informationssystem verfügbaren Daten zur Messung dieser Indikatoren nutzbar sind. Daher ist ein Ziel des FWF-Projekts PATIS (A PATient safety Intelligence System and framework for the secondary use of multimodal clinical data to assess and improve patient safety - P 29076) die Entwicklung von Patientensicherheitsindikatoren und deren Überprüfung anhand von verfügbaren klinischen Routinedaten aus dem klinischen Informationssystem.

Methoden: Es wurden leitfaden-basierte Interviews mit Experten aus dem Feld der Patientensicherheit im deutschsprachigen Raum (Deutschland, Österreich, Schweiz), aus diversen Domänen, Disziplinen und hierarchischen Stufen durchgeführt. Die Auswahl der Experten basierte auf einer theoretischen Samplingstrategie. Die Interviews visierten unter anderem folgende thematischen Blöcke an: Messung von Patientensicherheit sowie konkrete Vorschläge für Patientensicherheitsindikatoren. Die Auswertung der Experteninterviews erfolgte gemäß der inhaltlich-strukturierenden qualitativen Inhaltsanalyse nach Kuckartz [3].

Ergebnisse: Es wurden 20 Interviews durchgeführt. Diese dauerten im Durchschnitt knapp 28 Minuten. Das kürzeste Interview dauerte knapp zwölf Minuten und das längste ca. 58 Minuten. An der Befragung teilgenommen haben Personen aus dem Bereich der Pflegewissenschaft und -informatik, dem Pflegemanagement, der Medizin, aus dem Qualitäts- und Risikomanagement, der Patientenvertretung, der (Berufs-)Politik und Verbänden zur Patientensicherheit. Aus den Interviewdaten konnte eine Liste mit 79 konkreten Vorschlägen für potentielle Patientensicherheitsindikatoren generiert werden. Am häufigsten genannt wurden Dekubitus, Sturz, Infektionen, Komplikationen Medikationsfehler und Seitenverwechslung und je entsprechende Unterformen, wie z.B. katheter-assoziierte Bloodstream-Infektionen. Laut den Expertenmeinungen können einige der genannten Indikatoren bereits aus den vorhandenen Routinedaten extrahiert werden, z.B. diverse Timelines von Aufnahme bis Therapieeinleitung, insofern sie mit einem Time-Stamp versehen sind, Dekubitus oder auch freiheitsbeschränkende Maßnahmen, die dokumentiert werden müssen. Im Gegensatz dazu müssen für Indikatoren, wie z.B. ’Patientensicherheitskultur‘, gesonderte Befragungen bzw. Beobachtungen durchgeführt werden, da kein Rückgriff auf Routinedaten stattfinden kann.

Diskussion: Auf Basis der Experteninterviews konnte eine erste Liste von potentiell relevanten Indikatoren generiert werden. Darüber hinaus ergaben sich vorläufige Hinweise darauf inwieweit die genannten Indikatoren bereits in der Routinedokumentation vorliegen und so einer Sekundärdatenanalyse zugeführt werden könnten. Um die bereits vorliegende Evidenz zu den einzelnen Indikatoren zu prüfen und die vorliegende Liste wenn nötig zu erweitern, ist der nächste Schritt der Abgleich mit der Literatur. Danach wird ein Set von Indikatoren ausgewählt und auf Basis der jeweils verfügbaren klinischen Routinedaten getestet, sodass mit dessen Hilfe bereits entstandene Patientensicherheitsprobleme detektiert werden können.

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.


Literatur

1.
Rodrigues SP, van Eck NJ, Waltman L, Jansen FW. Mapping patient safety: a large-scale literature review using bibliometric visualisation techniques. BMJ Open. 2014;4:e004468. DOI: 10.1136/bmjopen-2013-004468. External link
2.
Geraedts M, Drösler SE, Döbler K, Eberlein-Gonska M, Heller G, Kuske S, et al. DNVF-Memorandum III „Methoden für die Versorgungsforschung“, Teil 3: Methoden der Qualitäts- und Patientensicherheitsforschung. Gesundheitswesen. 2017;79:e95-e124.
3.
Kuckartz U. Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden, Praxis, Computerunterstützung. Weinheim: Beltz Juventa; 2012.