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Krukenbergplastik beidseits bei einem doppelseitig handamputierten Kind – 20 Jahre Follow up
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Published: | October 10, 2016 |
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Fragestellung: Während in den Industrienationen myoelektrische Prothesen in der Versorgung Handamputierter eine zunehmende Rolle spielen, sind bei Patienten aus Entwicklungsländern plastische Maßnahmen, im speziellen Fall die Krukenbergplastik, nach wie vor von Bedeutung. Über die Gebrauchsfähigkeit im Langzeitverlauf wird berichtet.
Methodik: Ein 6-jähriger afghanischer Junge erlitt 1996 infolge einer Minenexplosion eine schwere Verletzung beider Hände, die im Heimatland mittels Exartikulation beidseits behandelt wurde. Zwei Monate später wurde er über eine internationale Hilfsorganisation zugewiesen und die Indikation zur Krukenbergplastik gestellt.
Bei Kindern mit erhaltener Wachstumsfuge sollte der Unterarm möglichst in voller Länge erhalten werden. Daraus resultieren aber während der Operation große Hautdefekte, insbesondere, wenn das Unterhautgewebe schwach ausgeprägt ist, wie dies bei Kindern häufig der Fall ist. Ein Verschluss ohne plastische Maßnahmen ist deshalb in der Regel nicht möglich. Nach unseren Erfahrungen empfehlen wir deshalb zur Vorbereitung der eigentlichen OP, die Schaffung einer ausreichenden Menge an Vollhautgewebe mittels Expander oder einer Fernplastik (klassischer Rundstiellappen). Auf diese Probleme wird in älteren Publikationen kaum, in der neueren Literatur nur unvollständig hingewiesen.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Der funktionelle Gewinn ist enorm, sowohl für die "Fein"- als auch die Grobmotorik. Im vorliegenden Fall waren sowohl das Schreiben als auch das Halten von Bällen im Fußballtor nach kurzer Zeit möglich. Eine eigentliche Gebrauchsschulung war kaum nötig. Es sollte lediglich in der ersten Zeit darauf geachtet werden, dass der Radius nicht um die Ulna rotiert, sondern sich wie eine Zange schließt.
Nach Abschluss der Versorgung ging der Patient wieder in sein Heimatland zurück. Ein weiterer Kontakt erfolgte bis dato nicht.
Im Frühjahr 2015 erkannte der Operateur den Patienten anhand der charakteristischen Form der Zangen in einem Fernsehbericht der Sendung "Panorama" aus dem Landminenmuseum in Kabul wieder. Es wurde deshalb Kontakt zu dem Direktor des Museums aufgenommen, um Näheres über den weiteren Verlauf und die Funktionsfähigkeit im Alltag zu erfahren - über die Erfahrungen des Patienten und daraus resultierende Rückschlüsse auf dieses Operationsverfahren wird berichtet.