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44. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie, 30. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie, 26. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie

31.08. - 03.09.2016, Frankfurt am Main

Erkennen von Komorbiditäten bei Rheumapatienten

Meeting Abstract

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  • Simone Sylvia Pierau - Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Medizinische Klinik II, Rheumatologie, Frankfurt am Main
  • Axel Braner - Universitätsklinik Frankfurt Med. Klinik II, Rheumatologie, Innere Medizin, Rheumatologie, Frankfurt
  • Harald Louis Burkhardt - Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Medizinische Klinik II, Rheumatologie, Fraunhofer Institute for Molecular Biology and Applied Ecology IME, Project Group Translational Medicine & Pharmacology TMP, Frankfurt/Main

Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie. Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie. 44. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh); 30. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh); 26. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR). Frankfurt am Main, 31.08.-03.09.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocFA.34

doi: 10.3205/16dgrh014, urn:nbn:de:0183-16dgrh0149

Published: August 29, 2016

© 2016 Pierau et al.
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Mutationen im MEFV-Gen als Suszeptibilitätsfaktoren rheumatischer Erkrankungen und deren schwerer Verläufe

Einleitung: Das Familiäre Mittelmeerfieber ist die häufigste monogene autoinflammatorische Erkrankung mit mehr als 100.000 Betroffenen weltweit. Die höchste Prävalenz findet sich bei Menschen aus dem Mittelmeerraum. Charakteristisch sind die wiederkehrenden, schubweisen Beschwerden wie Fieber, Serositiden, Arthralgien/Arthritiden oder Hautveränderungen, die häufig bereits im Kindesalter beginnen. Komplikationen sind vor allem bedingt durch die Ablagerungen von Serum-Amyloid A (SAA) in den Organen, die zu einer AA-Amyloidose mit schlechter Prognose führen. Ursächlich für die Erkrankung sind autosomal-rezessive, zumeist Missense-Mutationen im MEFV-Gen. Hierdurch erfolgt eine fehlerhafte Aktivierung der Caspase 1 durch das Inflammasom und führt zur Ausschüttung des proinflammatorischen Zytokins Il-1β. Mittlerweile sind mehr als 50 genetische Varianten bekannt, die zu einer unterschiedlichen Ausprägung der Erkrankung führen können. Therapie der Wahl ist Colchicin, bei schweren Verläufen oder Unverträglichkeiten werden Anakinra, Rilonacept oder Canakinumab als Alternativen diskutiert. Diese haben aber bisher keinen Einzug in die offiziellen Therapieempfehlungen gefunden.

Ergebnisse: In der täglichen Praxis findet man häufig Patienten mit diagnostizierten rheumatischen Erkrankungen wie Rheumatoide Arthritis, Spondylarthritiden, Juvenile idiopathische Arthritis oder andere, die therapierefraktäre Verläufe zeigen und bei denen bereits mehrfache, frustrane Therapieumstellungen durchgeführt werden mussten. Eine detaillierte Anamnese, inklusive der Familien- und Kindheitsanamnese sowie die Berücksichtigung der Ethnizität können erste Hinweise für das zusätzliche Vorliegen eine autoinflammatorischen Erkrankung sein.

In der rheumatologischen Ambulanz des Universitätsklinikums Frankfurt am Main konnte im letzten Jahr bei mehreren dieser Patienten eine Mutation im MEFV-Gen nachgewiesen werden. Eine Therapieintensivierung/Umstellung führte bei den meisten zu einem deutlichen Rückgang der Beschwerden. Bei anderen Patienten konnte eine Mutation im MEFV-Gen als Ursache für einen deutlich schwereren Erkrankungsverlauf mit Komplikationen ausgemacht werden. Eine Auswahl soll hier detaillierter vorgestellt werden.

Schlussfolgerung: Mutationen/Polymorphismen im MEFV-Gen sollten als Suszeptibilitätsfaktoren einer entzündlich rheumatischen Erkrankung oder für deren schwereren Verlauf bedacht werden; zudem können auch zwei oder mehr chronischentzündliche Erkrankungen (autoimmun/autoinflammatorisch) nebeneinander bestehen und sich gegenseitig beeinflussen.