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GMDS 2014: 59. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

07. - 10.09.2014, Göttingen

Nachhaltige Forschungsinfrastrukturen – Herausforderungen für Forschungspolitik und Forschungsförderung

Meeting Abstract

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  • W. Krull - VolkswagenStiftung, Hannover

GMDS 2014. 59. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Göttingen, 07.-10.09.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocAbstr. Keynote Di I

doi: 10.3205/14gmds004, urn:nbn:de:0183-14gmds0041

Published: September 4, 2014

© 2014 Krull.
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„Verkehrsinfarkt in Nordrhein-Westfalen – Kölner Rheinbrücke überlastet – Umleitung über Düsseldorf empfohlen“. Das Thema marode Infrastrukturen ist allgegenwärtig: Schlaglöcher in den Straßen, vom Einstürzen bedrohte Brückenpfeiler, sanierungsbedürftige öffentliche Gebäude. Auch die Hochschulen sind von diesem Problem betroffen: Die in den 1960er und 1970er Jahren errichteten Universitätsgebäude sind längst Sanierungsfälle.

Wenn von Forschungsinfrastrukturen die Rede ist, wird dieses Problem jedoch meist außer Acht gelassen, vielmehr geht es dann um hohe Investitionen für prestigeträchtige Großanlagen. Laut einer Definition des BMBF sind Forschungsinfrastrukturen „umfangreiche Instrumente, Ressourcen oder Serviceeinrichtungen für die Forschung in allen Wissenschaftsgebieten, die sich durch eine mindestens nationale Bedeutung für das jeweilige Wissenschaftsgebiet auszeichnen sowie durch eine lange Lebensdauer (in der Regel über 10 Jahre)“. Die hohe Bedeutung der Schaffung und des Unterhalts solcher Strukturen für wissenschaftliche Innovationen steht außer Frage. Neue Entwicklungen – z. B. in der Datengewinnung und -verarbeitung – eröffnen neue Forschungsmöglichkeiten, erfordern zugleich jedoch auch erhebliche Investitionen in die entsprechende Infrastruktur. Das gilt inzwischen auch für die Geisteswissenschaften – Forscher im Bereich der „Digital Humanities“ können sich nicht mehr mit analogen Bibliotheken und Archiven begnügen.

Nachhaltige Infrastrukturen zu schaffen, ist eine große Herausforderung für die Forschungspolitik. Dabei gilt es – ähnlich der Balance zwischen einer ausreichenden Grundfinanzierung und zusätzlichen Drittmitteln –, ein gutes Gleichgewicht zwischen dem kontinuierlichen Erhalt vorhandener (Bau-)Strukturen und der Investition in neue Forschungsinfrastrukturen zu finden. Angesichts der hohen Kosten für die Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise und der gesetzlich vorgeschriebenen Schuldenbremse ist nicht davon auszugehen, dass die Investitionen der öffentlichen Hand im Wissenschafts- und Bildungsbereich nennenswert ansteigen werden. Es geht somit darum, die vorhandenen Mittel effizient zu nutzen und zusätzliche Mittel – etwa von privaten Geldgebern – zu gewinnen.

Intakte Infrastrukturen sind eine wichtige Voraussetzung für erfolgreiches Forschen, aber sie sind kein Selbstzweck: Erst durch die Überwindung allzu kleinteiliger Spezialisierung, durch zunehmende Vernetzung und fächer- und länderübergreifende Kooperation erhält die Wissenschaft neue Impulse.