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131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

25.03. - 28.03.2014, Berlin

Die phegmonöse Gastritis – extrem seltene Komplikation einer Routineuntersuchung

Meeting Abstract

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  • Stephanie Trum - Dritter Orden München-Nymphenburg, Abteilung für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Thoraxchirurgie, München

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 25.-28.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgch214

doi: 10.3205/14dgch214, urn:nbn:de:0183-14dgch2143

Published: March 21, 2014

© 2014 Trum.
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Einleitung: Seit 2002 ist die Darmspiegelung für Patienten ab dem 55. Lebensjahr Bestandteil des deutschen gesetzlichen Programms zur Krebsfrüherkennung. Die Gesamt-Komplikationsrate liegt bei ca. 0,26 %. Die häufigsten Komplikationen stellten hierbei Perforationen und Blutungen dar. Dennoch muss bei klinischen Beschwerden nach einer Koloskopie auch an seltene Komplikationen gedacht werden.

Kasuistik: Unser Kasus bezieht sich auf einen 44-jährigen Patienten, der sich mit starken abdominellen Schmerzen sowie massiver Übelkeit und Erbrechen in unserer Notaufnahme vorstellte. Am Vortag waren bei dem Patienten aufgrund eines bekannten HNPCC Syndroms eine ÖGD sowie Vorsorgekoloskopie mit jeweils Entnahme von Biopsien erfolgt. In der klinischen Untersuchung zeigte sich ein ubiquitärer Druckschmerz mit Punctum maximum im Epigastrium. Weiterhin bestand eine isolierte CRP Erhöhung. Im Rahmen der Bildgebung zeigte sich eine massive Magenwandverdickung im Antrumbereich, sodass zunächst von einer intramuralen Einblutung nach PE Entnahme ausgegangen wurde. Im Verlauf kam es zu einer deutlichen klinischen Verschlechterung mit Kreislaufschock sowie zu einem septischen Laborverlauf. Es erfolgte die Aufnahme auf die Intensivstation sowie eine erneute Diagnostik. Hierbei zeigte sich eine massiv progrediente, sich auf den gesamten Magen ausdehnende Wandverdickung, jedoch ohne Perforation oder Abszessdemarkation. Es wurde die Verdachtsdiagnose einer phlegmonösen Gastritis gestellt. Nach ausführlicher Überlegung entschieden wir uns für einen konservativen Therapieversuch mit hochdosierter i.v. Antibiose und Sepsistherapie. Im Falle einer Verschlechterung sollte eine sofortige OP erfolgen. Im weiteren Verlauf war der Patient klinisch und laborchemisch stabil, röntgenmorphologisch war auch weiterhin keine Perforation nachweisbar und die Magenwandverdickung war zunehmend rückläufig. Nach 2 Wochen konnte der Patient entlassen werden, sonographisch zeigte sich zu diesem Zeitpunkt wieder eine physiologische Wandschichtung des Magens.

Schlussfolgerung: Die phlegmonöse Gastritis ist eine extrem selten auftretende, bakterielle Entzündung der Magenwand. Die Ätiologie ist unklar, häufig erfolgt jedoch der Nachweis von Streptokokken. Die Letalität ist mit ca. 70% sehr hoch aufgrund der systemischen Toxizität. Die Erstbeschreibung des Krankheitsbildes erfolgte 1889 von Fraenkel, seither wurden weltweit nur etwa 140 Fallbeschreibungen veröffentlicht. Im Rahmen dieser Veröffentlichungen wird die Gastrektomie in Kombination mit Antibiose als Therapie der Wahl beschrieben. Unser Kasus zeigt jedoch, dass auch bei vermeintlich typisch „operativ-chirurgischen“ Krankheitsbildern bei differenzierter Abwägung des jeweiligen Einzelfalls eine „konservative chirurgische Therapie“ die bessere Vorgehensweise sein.