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Studieren nach Wartezeit – tatsächlich ein Problem?
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Published: | September 18, 2012 |
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Fragestellung: MedizinstudentInnen, die ihren Studienplatz über die Wartezeit-Quote erhalten, stehen im Ruf ihr Studium häufiger abzubrechen, länger zu studieren und schlechtere (Prüfungs-)Leistungen zu erbringen als KommilitonInnen der Abitur-Besten- oder AdH-Quote. Im Spannungsfeld von politisch geforderter Leistungsoptimierung und verfassungsrechtlich verbrieftem Anspruch auf einen Studienplatz analysiert dieser Beitrag Prüfungsleistungen und Studienverlaufsdaten der drei genannten Hochschulzugangsgruppen an der Medizinischen Hochschule Hannover.
Methode: Wir untersuchen die – als Äquivalenz zum Physikum – in den ersten beiden Studienjahren erbrachten Prüfungsleistungen von fünf Jahrgängen des Modellstudiengangs. Für die schriftlichen und mündlichen Noten werden jeweils Gruppenmittelwerte gebildet und mittels einfaktorieller Varianzanalyse getestet. Ergänzend werden Daten zur Studiendauer herangezogen.
Ergebnisse: Die Noten der Abiturbesten sind in allen Jahrgängen signifikant besser als die der anderen Zugangsgruppen. Die Unterschiede zwischen AdH- und Wartezeitgruppe variieren dagegen jahrgangsabhängig. Studierende der Wartezeit-Gruppe weisen über alle Jahrgänge hinweg am häufigsten fehlende Prüfungsleistungen auf, Studierende der Abitur-Besten-Gruppe sind diesbezüglich am erfolgreichsten. Zudem weisen sie eine kürzere Studiendauer auf.
Schlussfolgerung: In den ersten beiden Studienjahren erbringen Studierenden der Wartzeit-Gruppe schlechtere Leistungen als die der Abitur-Besten, jedoch nicht prinzipiell als die der AdH-Gruppe. Verzögerte Prüfungsleistungen in den ersten Studienjahren bedeuten allerdings nicht per se eine längere Studienzeit, da der Wegfall der Physikums-"Hürde“ das Aufholen von Prüfungsleistungen im Studienfortschritt ohne Zeitverlust ermöglicht.