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Der plastisch chirurgische Problempatient –Eine Analyse von 52 Patienten mit mehrfachen Deckungsversuchen
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Published: | September 27, 2011 |
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Einleitung: Überregional plastisch-chirurgischen Zentren werden häufig Patienten mit komplexen Weichteildefekten zugewiesen, welche nicht endgültig durch einen Deckungsversuch mittels lokaler oder freier Lappenplastik verschlossen werden können. Gründe hierfür sind postoperative Ereignisse wie Nekrosen, Infekte, Hämatome und Wunddehiszenzen, sowie zahlreiche einflussnehmende Risikofaktoren und Nebendiagnosen der Patienten, welche eine weitere Lappenplastik erforderlich machen. Dies betrifft Weichteildefekte multipler Genese wie z.B. Traumata, Tumorresektionen und Decubiti. In der Arbeit soll das Outcome dieser plastischen Problemsituationen analysiert werden.
Material und Methoden: Es wurden alle Patienten, welche im Zeitraum von Januar 2010 bis April 2011 Mehrfachlappenplastiken erhalten hatten, retrospektiv analysiert. Dabei wurden die Defektursachen und - Lokalisationen, Nebenerkrankungen, ASA-Klassifikationen, Art und Anzahl der Lappenplastiken, sowie Gerinnungsparameter untersucht.
Ergebnisse: Im genannten Zeitraum waren bei 52 Patienten zur endgültigen Defektdeckung mehrere Lappenplastiken erforderlich. Ursachen für die Gewebedefekte waren Traumata (n=16), Infekte (n=16), Tumorresektionen (n=7) und Decubiti (n=12). Die Patienten (21 Frauen und 31 Männer) wiesen ein Durchschnittsalter von 62,8 Jahren auf. Durchschnittlich bestand ein ASA-Wert von 3,4. Mehr als die Hälfte der Defekte waren im Bereich des Rumpfes lokalisiert. Es folgten Defekte im Bereich der unteren und oberen Extremität. Ein Patient wies einen Defekt im Bereich des Kopfes auf. Insgesamt wurden 44 lokale, 46 axiale Lappenplastiken und 15 freie Lappenplastiken durchgeführt. Bei 83% der Patienten konnte nach mehreren Deckungsversuchen ein Defektverschluss erreicht werden. 13% der Patienten mussten mit einer stabilen Wunde entlassen werden. Bei zwei Patienten war eine Amputation nicht abzuwenden. Die Ergebnisse zeigten, dass insbesondere an der Hand das Outcome bei einer zweiten erforderlichen Lappenplastik (gestielt oder frei) 100 Prozent betrug. Bei freien Lappenplastiken anderer Lokalisationen traten häufig nur Spitzennekrosen auf, welche anschließend mit einer lokalen Lappenplastik verschlossen werden konnten. Auffällig war eine Korrelation zwischen vollständigem Verlust freier Lappenplastiken und pathologischen Ergebnissen im Rotem-Test im Sinne einer Hyperkoagulabilität.
Schlussfolgerung: Die hohe Anzahl von 52 nur in einem Jahr mit Mehrfachlappenplastiken zu versorgenden Patienten, zeigt die Aktualität und Relevanz dieser Analyse. Der ASA-Wert von 3,4 zeigt auch die demographische Verschiebung im plastisch-chirurgischen Patientengut. Dies erfordert individuelle Behandlungskonzepte für diese Problempatienten. Diese Studie stellt einen ersten Ansatz dar, die Problematik dieses wachsenden Patientengutes zu verstehen, um auch hier eine suffiziente plastisch-chirurgische Behandlung zu erzielen.