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Fusobacterium necrophorum – Verursacher einer Mastoiditis mit Schädel- und Kiefergelenksosteomyelitis
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Published: | April 22, 2010 |
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Einleitung: Bei der Gattung Fusobacterium handelt es sich um obligat anaerobe, gramnegative, nichtsporenbildende Stäbchen. Sie sind Teil der normalen oralen und intestinalen Bakterienflora des Menschen. Goldstandard zum Nachweis ist die anaerobe Kultur. Infektionen, an denen die Gattung Fusobacterium beteiligt ist, entstehen meist endogen.
Die Therapie der Wahl erfolgt mit Clindamycin, Metronidazol oder Amoxicillin.
Kasuistik: Während des Notfalldienstes stellte sich ein 2-jähriges somnolentes im AZ schwer beeinträchtigtes Kind vor. Klinisch zeigte sich eine rechtsseitige druckdolente retroauriculäre Rötung und Schwellung. Bei der Otoskopie stellten sich eine Absenkung der hinteren oberen Gehörgangswand und ein putrider Paukenerguss dar. Im initialen Labor zeigte sich eine massive Erhöhung der Entzündungsparameter (Leukozyten 22,0 Gpt/l; CRP 222,9 mg/l). Die Behandlung erfolgte mit Rocephin 1g und einer Mastoidektomie rechts, Adenotomie und Paukendrainage beidseits. In der mikrobiologischen Untersuchung wuchs in der anaeroben Kultur Fusobacterium necrophorum. Die infolge anhaltenden Fiebers und langsamer AZ-Besserung durchgeführte CT-/MRT-Diagnostik zeigte ausgeprägte Osteolysen in der Temporalschuppe, dem Processus zygomaticus und des Kiefergelenkköpfchens rechtsseitig.
Schlussfolgerungen: Differentialdiagnostisch sind als Verursacher einer Mastoiditis bzw. Osteomyelitis Streptococcus spp., Haemophilus influenzae, Branhamella catarrhalis und Staphylococcus aureus sehr viel häufiger anzutreffen als eine Infektion mit Fusobacterium necrophorum. Bei prolongiertem Krankheitsverlauf einer Mastoiditis sollte an eine Infektion mit Fusobacterium necrophorum gedacht und entsprechend eine langfristige Antibiose mit Clindamycin eingeleitet werden.