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Das laterale Sakraldreieck – Schlüssellandmarke für die sichere transversale SI-Verschraubung
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Published: | October 21, 2010 |
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Fragestellung: Die fluoroskopisch gestützte sakroiliakale (SI-)Verschraubung ist das derzeit einzige minimal-invasive Verfahren zur Versorgung hinterer Beckenringverletzungen. Die komplexe Sakrumanatomie und Formenvariabilität erschweren jedoch die korrekte Schraubenplatzierung, weshalb iatrogene Nervenschädigungen in bis zu 25% auftreten. Bisher existiert jedoch kein Parameter, der eine sicher reproduzierbare Beurteilung der Größe des 1. Sakralsegmentes im intraoperativen Bildwandler-(BV)-Bild erlaubt.
Methodik: In einer experimentellen Studie wurden von 80 Becken-CT-Datensätzen (Ø56 Jahre, Ø173 cm, Ø76 kg) mithilfe der Software Amira® virtuelle 3D-Rekonstruktionen erzeugt und ausgewertet. Hierfür erfolgte die semiautomatische Segmentation der DICOM-Images mit Erzeugung eines 3D-STL-Bildformats. Nach Markierung definierter Landmarken wurde das Becken mithilfe eines Skripts virtuell in den Matta-Projektionen ausgerichtet. Im nächsten Schritt erfolgte die quantitative 2D-Formanalyse anatomischer Strukturen mit potentiellem Einfluss auf die Größe des nutzbaren Knochenkorridors. Zur Prüfung eines Zusammenhanges wurden lineare Regressionsanalysen durchgeführt. Für die Definition von Grenzwerten in Bezug auf die Möglichkeit einer sicheren horizontalen Schraubeninsertion wurde der χ2-Test angewendet.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Die 3D-Analyse ergab, dass die transversale Einbringung einer 7,3 mm SI-Schraube maßgeblich durch die Höhe des iliosakralen Isthmus (PH) limitiert wird. Dieser wird nur in der lateralen und der outlet-Projektion orthogonal abgebildet. Im seitlichen Bild findet sich eine signifikante Korrelation (p=0,0001, Pearson=0,85) des Verhältnisses aus der Deckplattenlänge des 1. Sakralwirbels und der ventralen Höhe des S1-Segmentes (Dreiecksquotient Q). Beide Landmarken bilden zusammen mit der Linea terminalis das „laterale Sakraldreieck“. Mit einem Grenzwert Q von 1,5 beträgt der positive Vorhersagewert für die sichere Insertion von mindestens einer Schraube 97% bei einer Sensitivität von 94% (p=0,0001). Im outlet-View zeigt der Abstand zwischen der S1-Deckplatte und einer gedachten Linie zwischen der oberen Begrenzung beider SI-Gelenke (EJ) eine signifikante Korrelation mit PH (p=0.0001, Pearson=0,8). Beträgt EJ≤0 mm, ist eine Insertion von mindestens einer Schraube immer möglich (100%). Das „laterale Sakraldreieck“ stellt die erste reproduzierbare Entscheidungshilfe für eine sichere transversale SI-Verschraubung anhand eines einzigen BV-Bildes dar. Der positive Vorhersagewert beträgt 97%, wenn die ventrale Höhe S1 mindestens anderthalb mal (Q≥1,5) in die Deckplatte des 1. Sakralwirbels passt. Daher ist die exakte intraoperative seitliche Einstellung des Beckens entscheidend und sollte regelhaft gefordert werden. Zusätzlich kann zur Beurteilung die outlet-Projektion herangezogen werden. Liegt die S1-Deckplatte en niveau oder unterhalb der oberen Begrenzung der SI-Gelenke, ist die Platzierung von mindestens 1 Schraube immer möglich.