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Operative vs. konservative Therapie der VKB Insuffizienz im Langzeitverlauf nach 16 Jahren
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Published: | October 21, 2010 |
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Fragestellung: Läsionen des vorderen Kreuzbandes stellen eine der häufigsten Verletzungen des Kniegelenkes dar. Dennoch besteht bislang nur eine unzureichende Evidenz hinsichtlich der optimalen Versorgungsstrategie und der Entscheidung zwischen konservativer oder operativer Therapie. Das Ziel dieser Studie war daher, die klinischen und radiologischen Ergebnisse der operativen vs. konservativen Therapie einer VKB Läsion im Langzeitverlauf nach durchschnittlich 16 Jahren zu evaluieren.
Methodik: Im Rahmen einer einfach verblindeten retrospektiven Untersuchung wurden aus den von 01/1990 bis 12/1992 operativ bzw. konservativ versorgten Patienten mit primärer vorderer Kreuzbandruptur 40 match pair Gruppen hinsichtlich Alter, Geschlecht, BMI und Begleitverletzungen gebildet. Es erfolgte eine klinische und radiologische Beurteilung anhand validierter Scores (IKDC- bzw. Lysholm-Score). Von den initial 126 primär behandelten Patienten wurden 67 operativ mittels BTB Plastik in press-fit Technik (ACL Gruppe) versorgt. 57 Patienten wurden nach diagnostischer Arthroskopie einer konservativen Therapie mittels neuromuskulärem Training (Non-ACL Gruppe) zugeführt.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Während der Follow-up Periode kam es zu 8 Rerupturen (12%), bzw. wurde in 6 Fällen (10%) eine sekundäre Rekonstruktion durchgeführt. Aus den verbliebenen 112 Patienten wurden anhand der o.g. Kriterien 40 match pair Gruppen gebildet.
Nach 16 Jahren zeigte sich kein signifikanter Unterschied zwischen beiden Kohorten bzgl. der Seitendifferenz in der ap Translation im KT-1000 (1,98 mm vs. 2,12 mm). Auch wenn sich ein Trend zu einer besseren Rotationsstabilität im Pivot shift in der ACL Gruppe fand, war dieser nicht signifikant. Ebenso konnte weder im subjektiven IKDC (69,9 vs. 75,9) noch im Lysholm Score (68,0 vs. 75,5) ein Unterschied zwischen den Kohorten festgestellt werden. Der objektive IKDC zeigte ebenfalls sich keinen Unterschied. Das Aktivitätsniveau der Patienten sank im Tegner-Score in beiden Gruppen signifikant von präoperativ 7 auf 5. In der radiologischen Beurteilung fand sich eine signifikante Verschlechterung des Arthrosegrades in beiden Gruppen. Bei 25 Patienten in der ACL Gruppe bzw. 22 Patienten in der Non-ACL Gruppe wurde eine Zunahme des Arthrosestadiums anhand der IKDC Kriterien im Rahmen der Nachuntersuchung gefunden.
Während sich in der multivarianten Analyse keine Korrelation der Arthrose mit der Behandlungsmethode, Alter, Geschlecht, BMI, KT 1000 oder initialen Meniskusresektion fand, konnte ein signifikanter Zusammenhang des pivot shift und dem Ausmaß der Arthrose gezeigt werden (p<0,001).
Im Rahmen dieser Untersuchung konnte kein signifikanter Unterschied zwischen einer konservativen bzw. operativen Therapie einer VKB Ruptur im Langzeitverlauf nach 16 Jahren festgestellt werden. Die signifikante Beeinflussung des pivot shift Testes auf die Ausbildung einer Arthrose deutet auf die Notwendigkeit der Rekonstruktion der Rotationsstabilität im Rahmen der Wahl einer Behandlungsoption hin.