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https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-152882
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Freiwilligkeit als Verfahren: zum Verhältnis von Lebendorganspende, medizinischer Praxis und Recht
Voluntariness as a process: the relationship between live organ donation, medical practice and law
[collection article]
Corporate Editor
Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS)
Abstract
"Die Option der Lebendorganspende erfordert eine Entscheidung, die der Performanz des Medizinischen gleichzeitig entspricht und entgegensteht: Die therapeutische Behandlung des Organempfängers ist notwendig mit einem nicht-therapeutischen, schädigenden Eingriff beim Organspender verbunden. Diese Ent... view more
"Die Option der Lebendorganspende erfordert eine Entscheidung, die der Performanz des Medizinischen gleichzeitig entspricht und entgegensteht: Die therapeutische Behandlung des Organempfängers ist notwendig mit einem nicht-therapeutischen, schädigenden Eingriff beim Organspender verbunden. Diese Entscheidungslage zwingt zu einer partiellen Umstellung der in Medizin und Medizinrecht traditionellen Unterscheidung medizinisch indiziert/ nicht medizinisch indiziert, auf die Unterscheidung freiwillig/ nicht freiwillig. Während eine inzwischen etwa dreißigjährige sozialwissenschaftliche Debatte die mangelhafte Berücksichtigung der Patientenautonomie durch den Arzt beklagt, scheint diese hier als Problemlösungsformel funktional zu sein. Die Umstellung der materiellen Entscheidungsgrundlage wird jedoch durch rechtlich-prozedurale Verfahrensmodelle ergänzt, da die Medizin für Fragen des autonomen Willens offenbar keine alleinige Zuständigkeit beanspruchen kann. Der vorliegende Beitrag rekonstruiert anhand von Experteninterviews mit Mitgliedern der interdisziplinär besetzten Lebendspendekommissionen des Transplantationsgesetzes wie unterschiedliche Formen von Freiwilligkeit perspektivenabhängig im Verfahren erzeugt werden. Gezeigt werden kann nicht nur, wie symmetrische Personenkonzepte durch asymmetrische Zuschreibungsprozesse im Verfahren hergestellt werden, sondern auch, dass diese Prozedur aus Sicht des Organspenders äußerst voraussetzungsreich ist. In Bezug auf das Verhältnis von Medizin und Recht führt das Kommissionsverfahren zu einer engeren strukturellen und operativen Koppelung über das Kriterium der Freiwilligkeit, und erzeugt damit wiederum spezifisch unterschiedliche Folgeprobleme in Medizin und Recht." (Autorenreferat)... view less
Keywords
consequences; act; board; voluntariness; medicine; individual; Federal Republic of Germany; autonomy; decision making; patient; patient's rights; organ donation; problem solving; law
Classification
Medical Sociology
Criminal Sociology, Sociology of Law
Law
Method
qualitative empirical; applied research; documentation; empirical
Collection Title
Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2
Editor
Rehberg, Karl-Siegbert
Conference
33. Kongress "Die Natur der Gesellschaft". Kassel, 2006
Document language
German
Publication Year
2008
Publisher
Campus Verl.
City
Frankfurt am Main
Page/Pages
p. 1114-1121
ISBN
978-3-593-38440-5
Status
Published Version; reviewed
Licence
Deposit Licence - No Redistribution, No Modifications