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Titel: The Dialogue of Martha and Jesus: A Cognitive Narratological Approach for the Understanding of Luke 10:38-42 in the Indian Context
Sonstige Titel: Der Dialog zwischen Martha und Jesus: Ein kognitiv-narratologischer Zugang für das Verstehen von Lk. 10, 38-42 im indischen Kontext
Sprache: Englisch
Autor*in: Walter, Pearly Usha
Schlagwörter: Kognitiv; Tamilisch; Lukas 10:38-42; Interpretation; Kognitive; Tamilian; Luke 10:38-42; Interpretation
GND-Schlagwörter: Marta
ErzähltheorieGND
Bibel / Neues Testament
Indien
Jesus
Feminist
Maria
Erscheinungsdatum: 2017
Tag der mündlichen Prüfung: 2018-01-30
Zusammenfassung: 
Lk 10:38-42, volkstümlich auch als die Geschichte von Martha und Maria bekannt, wird häufig als eine dualistische Situation interpretiert, wobei man sich auf die Begriffe διακονεῖν (dienen) und ἀκούειν (hören) fokussiert und sie jeweils mit den Charakteren von Martha und Maria in Verbindung bringt. Dieser dualistische Zugang hat die stereotypen Rollenmuster der Frauen in Indien als “dienende Marthas” und “betende Marias” verstärkt. Ein so eindimensionales Verständnis der beiden Persönlichkeiten hat das Potential, christliche Frauen in Indien auf bestimmte stark unterdrückerische Rollenerwartungen einzugrenzen und sie auf hausfrauliche Pflichten und Tugenden und eine fromme und den Autoritäten und der Familie ergebene Lebensführung festzulegen. Solche Interpretationen, die unterdrückerische Rollenklischees verstärken, werden in dieser Arbeit mit Hilfe der narratologisch-exegetischen Methode, d.h. eines kognitiv-narratologischen Zugangs in Frage gestellt. Diese Methode zu wählen erschien angemessen, weil der von ihr beförderte leserorientierte Zugang den sozialen und kulturellen Kontext sowohl des Interpreten/der Interpretin als auch des literarischen Textes einbezieht. Der Begriff ‘kognitiv’ selbst impliziert, dass das Vorverständnis des Lesers/der Leserin im Verstehensprozess kreativ involviert und systematisch mit daran beteiligt ist, die “Leerstellen” einer Erzählung zu identifizieren und zu füllen. Das geschieht mit Hilfe von so genannten “Frames” und “Skripts” und über die Lenkung des Erzählers/der Erzählerin durch die im Text mitgeteilten Informationen. Dieser Zugang betont also die Tatsache, dass das schon abgespeicherte Wissen und der Verstehensprozess des Interpreten/der Interpretin eine wichtige Rolle in der Bedeutungsfindung des Textes spielt. Ein ‘Wieder-Lesen’ des Textes mit den exegetischen Instrumenten des kognitiv-narratologischen Zugangs legt nahe, den Kern der Erzählung anders zu verstehen – so, dass weder die Begriffe (‘dienen’) und (‘hören’) als Gegensätze noch der Akt des Hörens jenem des Dienens als überlegen präsentiert wird. Der Vorgang der Fokalisierung im narratologischen Zugang orientiert den Leser/die Leserin, sich auf den inneren Konflikt Marthas und folgerichtig auch auf ihren Dialog mit Jesus zu konzentrieren, in welchem Jesus auf Maria nur als ein Beispiel verweist, das Marthas inneren Konflikt im Kontrast deutlich werden lässt. Die Analyse der Worte Jesu macht es ziemlich wahrscheinlich, dass er Martha nicht wegen ihrer Aktivitäten der Gastfreundschaft kritisiert, sondern wegen ihrer ‚Beschwerde-Haltung‘ gegenüber ihrer eigenen Entscheidung. Jesus lobt Maria dafür, dass sie eine klare Wahl trifft, zu dieser steht und sich nicht darüber beklagt. Deshalb meint „eins aber ist not“ und „das gute Teil“ in diesem Zusammenhang mit großer Wahrscheinlichkeit ‚die eigene Haltung zu seinen eigenen Entscheidungen‘. Eine solche Haltung, also eine, die ausdrückt, dass man mit seinen eigenen Handlungs-Entscheidungen zufrieden ist, ist das, was nicht von Maria als ihr Persönlichkeitsmerkmal weggenommen werden soll, weil es als ein Zeichen für eine erwachsene Person verstanden werden kann – besonders bei einer Frau in so unterdrückerischen Lebensverhältnissen. Wenn man den Text auf diese Weise sieht, könnte man sagen, dass Lk 10, 38-42 ein Text sowohl für Männer als auch für Frauen ist und man ihn nicht unbedingt aus einer Genderperspektive sehen muss, nur, weil zwei der Hauptfiguren zufällig Frauen sind. Der Text, auf diese Weise anders gelesen, ist für Männer und Frauen als Nachfolgende Christi anwendbar und hält sie dazu an, ihre traditionellen Rollenstereotypen zu überdenken, die ihnen über die dominanten sozialen und religiösen Erwartungen zugeschrieben werden.

Luke 10:38-42, popularly known as the story of Martha and Mary, is often interpreted using a dualistic approach that focusses on the terms διακονεῖν (serving) and ἀκούειν (hearing), and associating these terms with the characters, Martha and Mary respectively. This dualistic approach has intensified the stereotypical roles assigned to women in India as “serving Marthas” and “praying Marys”. This kind of narrow understanding of Martha and Mary has the potential to confine Christian women to oppressive stereotypical expectations with an emphasis on housewifely duties and virtues, and a pious and submissive spiritual and marital life. Such interpretations that reinforce oppressive stereotypes have been challenged in this study from the perspective of a cognitive narratological approach. As a reader-oriented approach this method was found appropriate because it involves the contexts of both the interpreter and the literary text. The term “cognitive” implies that the reader’s mind is involved in a creative way to systematically identify and fill the gaps in the narrative. These gaps are filled with the help of “frames and scripts” which are guided by the information given by the narrator in the text. This approach emphasises that the pre-stored knowledge and the understanding process of an interpreter plays an important role in constructing the meaning of the text. A closer reading of the text with the help of exegetical tools of the cognitive narratological approach is helpful to understand the focus of the narrative in an alternative way: by placing the terms διακονεῖν and ἀκούειν not in opposition to each other and by not judging the act of hearing as superior over serving. The aspect of focalisation in the narratological approach orients the reader to focus on the inner conflict of Martha and subsequently her dialogue with Jesus, while Mary is referred to only as an example by Jesus to address that conflict of Martha. From the analysis of Jesus’ speech it is most probable that Jesus criticises Martha not for her hospitality activities but for her complaining attitude towards what she chose to do. Jesus compliments Mary for making a choice, stand by it and not complaining about it. Therefore, that ‘one thing necessary’ and ‘the good part’ in this context would most likely mean ‘one’s attitude towards one’s own choice’. Such an attitude, i.e., being content with one’s own choice is something which shall not be taken away from Mary as a person. It can be seen as a sign of maturity of a person and particularly of a woman in such oppressive circumstances. Approaching it this way, one could say that Lk 10:38-42 is a text meant for both men and women and it does not necessarily need to be read from a gendered perspective just because the characters in the story happen to be women. The text, when read differently, is applicable to both men and women, as followers of Christ, to critically rethink the stereotypical roles ascribed to them by dominant social and religious expectations.
URL: https://ediss.sub.uni-hamburg.de/handle/ediss/8707
URN: urn:nbn:de:gbv:18-ediss-86637
Dokumenttyp: Dissertation
Betreuer*in: Gerber, Christine
Enthalten in den Sammlungen:Elektronische Dissertationen und Habilitationen

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