Einband:
Unverzierter, dunkelbrauner Kalbsledereinband mit Streicheisenlinien am äußeren Deckelrand. Florale Eck- und Mittelbeschläge. Deckel mit 2 Schließen versehen. Auf 3 Bünde geheftet.
Rücken mit Goldprägung, Reparatur des 19. Jahrhundert, bei der die 3 Bünde überklebt wurden. Nachträglich aufgetragener Rotschnitt des 19. Jahrhundert.

Lagen, Beschriftung (Beschreibung Antje Willing, Jena)
Neuzeitliche Bleistiftfoliierung von 1–130, springt von 29 auf 31 ohne Fehlseiten oder Textverlust. Unbeschrieben: fol. 102v–103v, 130v [nicht foliiert: 131r–132v].
11 Sexternionen mit Lagensignaturen, deren Ende mit Reklamanten markiert sind.
Rote Überschriften und Lombarden, auf fol. 1r rot-blaue Fleuronnée-Initiale.
Durchgehend rubriziert; Anweisungen von anderer Hand für den Rubrikator (Überschriften, Dialogpartner) an der Seitenrändern z. T. beschnitten.

Makulatur (Beschreibung Michael Klaper, Jena)
Auf vorderem und rückwärtigem Spiegel Fragment eines lateinischen Breviers aus dem deutschen Sprachraum, vermutlich 13. Jahrhundert. Grundschicht auf beiden Seiten Teile des Offiziums 'De sapientia' mit ostfränkischen Neumen für die gesungenen Texte (in kleinerer Schrift als die Lesetexte). Nachträge an den Rändern (seitlich und unten) beider Seiten Teile eines Offiziums für die hl. Maria Magdalena; Notation für die gesungenen Texte nie
eingetragen. Nachträge vermutlich nicht in großem zeitlichem Abstand zum Grundbestand. (Michael Klaper, Jena).

Provenienz (Beschreibung Antje Willing, Jena)
Auf fol. 0v: de libris fratris iacobi vogt orate pro salute anime eius propter deum et frater nicolaus hertrich scripsit et orate pro salute anime eius.
Derselbe Besitzeintrag auch in mehreren Inkunabeln, von gleicher Hand in Freiburg, UB, St. Peter: Ink. 209 (Augustinus, Aurelius: Sermones. Mit Beig. von Sebastian Brant. Basel: Johannes Amerbach, P. 6–7: 1495; GW 02920) im Vorderdeckel: de libris fratris iacobi vogt orate pro salute anime eius propter deum. (Vera Sack: Die Inkunabeln der Universitätsbibliothek und anderer öffentlicher Sammlungen in Freiburg im Breisgau und Umgebung. Teil 1. Wiesbaden, 1985, S. 124, Nr. 382)
Jakob Vogt ist zwischen 1477 und 1483 urkundlich als Priester und Zinsmeister des Freiburger Klosters der Augustinereremiten nachzuweisen, 1480-82 dort Prior … Sicher auch identisch mit Jac. Voͤgt de Friburgo, der dort 1479 immatr. wurde, 1481 den bacc. art. u. 1486 den mag. art. erwarb … (Sack 3, S. 1648bf.)
Auf fol. 0r Inhaltsbeschreibung von der Hand Heinrich Klemms (identisch mit der
Beschreibung des Kodex in: Heinrich Klemm: Beschreibender Catalog des Bibliographischen
Museums. Dresden 1884, S. 2) mit der Sammlungssignatur: I 14. Oben links die heutige
Signatur Л 180. Die Beschreibung ist v. a. in Hinblick auf Seuses 'Büchlein der ewigen
Weisheit' fehlerhaft.
Fol. 131v Inventarstempel der Russischen Staatsbibliothek: 22722-И

Schreibsprache (Beschreibung Wolfgang Beck, Jena)
Alemannisch (oberdeutscher Konsonantismus mit 2. Lautverschiebung bei Tenues und Medien; im Vokalismus keine nhd. Monophthongierung, keine nhd. Diphthongierung. In den alemannischen Raum weisen gelegentlich volle Endsilbenvokale, Hiat <g>, die Rundung /i/>/ü/, Graphie <sch>, anlautend <b> für /p/ sowie Besonderheiten im Wortschatz. Auffällig ist die schwäbisch/alemannische Diphthongierung /â/>/au/, gelegentlich erscheint /â/ als <o>, was ebenfalls im alemannischen Raum nachzuweisen ist; Wolfgang
Beck, Jena)