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Grundzüge betrieblicher Bildungsarbeit in Lernenden Organisationen

Integration von Qualifizierung und Bildung am Beispiel des Gruppenlernens

Tremper, Udo

In der Forschungsarbeit wurden die Konzepte des Organisationslernens daraufhin untersucht, ob sich Entwicklungsperspektiven für die Betriebspädagogik ergeben. Entwürfe des Organisationslernens sind bisher in der betrieblichen Bildungspraxis nicht enthalten. Die Übertragung scheitert bislang an zwei Problemen: Erstens an den überwiegend unverbundenen Theorieansätzen des Organisationslernens. Zweitens an den Vorstellungen, die mit zukunftsfähigen Bildungszielen in den Konzepten verbunden werden. Aufgrund dieser Desiderate war das Ziel der Arbeit die Formulierung von Grundzügen betrieblicher Bildungsarbeit in Lernenden Organisationen sowie deren Bewertung hinsichtlich der Ermöglichung von Bildungszielen wie der Befähigung zur Reflexion und zur Autonomie. Aufgrund der gegensätzlichen Theorieansätze des Organisationslernens sowie den fragmentarischen Konzepten des Gruppenlernens stützt sich die methodische Vorgehensweise auf zwei Säulen. Anhand einer Literaturanalyse wurden die Kardinalpunkte der Lernenden Organisation in einem Bezugsrahmen gebündelt. Dieser wurde durch die Ergebnisse einer qualitativen Beobachtungsstudie um einen konzeptionellen Ansatz des Gruppenlernens ergänzt. Aus der Untersuchung ergibt sich die Einschätzung, daß die Vorstellung der Lernenden Organisation bislang nicht mehr als den Gedanken umfaßt, Lernen dezentral zu organisieren. Lernen wird zu einer geforderten Verhaltensdimension, die im Rahmen sozialer Interaktion stärker intentional entwickelt werden soll. Da der Erwerb von Regeln und Methoden durch ein Lernen erweitert wird, das Erfahrungen mit Lernprozessen sowie die kollektive Problemlösung als Gegenstand betrieblicher Bildungsarbeit interpretiert, ergeben sich Vorteile für die Beförderung sozialer und personaler Kompetenzen.Die Gelegenheit zur kommunikativen und kooperativen Aneignung von Lernzielen im Arbeitskontext ermöglicht ein Training von Befähigungen der sozialen Interaktion. Andererseits bleibt das Interesse an ökonomisch verwertbaren Befähigungen der Mitarbeiter erhalten. Der Schwerpunkt liegt in der individuellen Leistungsfähigkeit, mentaler und physischer Flexibilität und einer stark aufgabenbezogenen Selbstreflexion. Dies schränkt die Entwicklung der Reflexionsfähigkeit und die Befähigung zu Autonomie deshalb ein, da im Rahmen des sozialen Lernens eine starke Zweckorientierung auf aufgabenbezogene Belange besteht. Die Kompetenzentwicklung reicht dabei nicht über die Vermittlung von Schlüsselqualifikationen hinaus, die strenggenommen für ein Fortentwickeln der Lernenden Organisation anzustreben wäre. Die vorgelegten Ergebnisse zeigen, daß erhebliche Entwicklungsanreize sowohl für die Konzepte der Lernenden Organisation als auch für die Personalentwicklung gegeben sind. Wie die Untersuchung belegt, gilt dies jedoch nur dann, wenn insbesondere die Auseinandersetzung mit innerbetrieblichen Konkurrenzprinzipien, mit der Leistungsoptimierung als ein organisations- und gruppeninternes Phänomen, zum Gegenstand betrieblicher Bildungsarbeit werden. Die Beschäftigung mit den Organisationskontexten, wie Rücksicht auf ökologische Fragestellungen oder die Hinterfragung des Fortschritts in der gesellschaftlichen Perspektive, würden nicht nur eine strukturelle Vereinahmung der persönlichen Kompetenzen vermeiden, sondern gleichzeitig wichtige Potenziale für den betrieblichen Wandel hervorbringen.