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Aneignungsprozesse und Kompetenzerwerb in der Kulturerbevermittlung. Eine wirkungsorientierte Studie zum emotionalen Lernen in der Sekundarstufe

  • Freude am Umgang mit Denkmälern erleben, neue Erfahrungen machen, tätig sein, lebendig lernen – das sind Möglichkeiten, die die Vermittlung kultureller Werte bieten. Schüler, die im Rahmen des Denkmalunterrichts ihren Interessen und Neigungen selbstgesteuert nachgehen, Lehrer und außerschulische Experten, die ihnen beratend und unterstützend zur Seite stehen. Seit etwa zehn Jahren werden im Rahmen des denkmal aktiv-Unterrichts Erfahrungen mit Kulturerbevermittlung im Zusammenhang mit Denkmalpflege und Kulturpädagogik gemacht. Die vorliegende Arbeit zeigt, worauf bei der Realisierung dieser Vision zu achten ist, und hat dabei die Aspekte Regionalbezug, Anderes Lernen, neu erworbene Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten, Kompetenzerwerb und Nachhaltigkeit untersucht. Wenn junge Menschen zu den Denkmälern in ihrer Umgebung in Beziehung gehen, sich damit auseinandersetzen, entsteht eine besondere Art der Verbundenheit mit der Heimatregion. Gleichzeitig eröffnen sich dadurch Lernräume, die zum normalenFreude am Umgang mit Denkmälern erleben, neue Erfahrungen machen, tätig sein, lebendig lernen – das sind Möglichkeiten, die die Vermittlung kultureller Werte bieten. Schüler, die im Rahmen des Denkmalunterrichts ihren Interessen und Neigungen selbstgesteuert nachgehen, Lehrer und außerschulische Experten, die ihnen beratend und unterstützend zur Seite stehen. Seit etwa zehn Jahren werden im Rahmen des denkmal aktiv-Unterrichts Erfahrungen mit Kulturerbevermittlung im Zusammenhang mit Denkmalpflege und Kulturpädagogik gemacht. Die vorliegende Arbeit zeigt, worauf bei der Realisierung dieser Vision zu achten ist, und hat dabei die Aspekte Regionalbezug, Anderes Lernen, neu erworbene Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten, Kompetenzerwerb und Nachhaltigkeit untersucht. Wenn junge Menschen zu den Denkmälern in ihrer Umgebung in Beziehung gehen, sich damit auseinandersetzen, entsteht eine besondere Art der Verbundenheit mit der Heimatregion. Gleichzeitig eröffnen sich dadurch Lernräume, die zum normalen Alltagsgeschehen gehören und sich trotzdem durch den geschichtlichen Bezug abheben. Das Alltägliche wird zum Lern- und Erlebnisobjekt. Darin ist der Grundpfeiler erfolgreicher Denkmalpädagogik zu sehen. Denkmäler als Teil der eigenen und auch der persönlichen Geschichte zu begreifen motiviert, sich weiter damit auseinanderzusetzen. Regionale Geschichte beginnt vor der eigenen Haustür, manchmal sogar im eigenen Haus. Die hier vorgelegte Untersuchung weist darauf hin, dass die Identifikation der Adressaten mit der regionalen Geschichte ein Gradmesser von Heimatverbundenheit und Regionalbezug ist. In der Auseinandersetzung mit Denkmälern im Rahmen der denkmal aktiv-Projekte favorisieren Schüler fachliche Partner als Experten, deren Expertise außerhalb der Institution Schule verankert ist. Besondere Bedeutung kommt der Auswahl der Objekte für den denkmal aktiv-Unterricht zu. Es konnte gezeigt werden, dass die Objektauswahl nach didaktisch-methodischen Überlegungen erfolgen sollte. Zu berücksichtigende Aspekte sind die regionale Bedeutsamkeit, Zeit, Weg, Zugänglichkeit, Lehrplankonformität, Interesse und Werthaftigkeit des Objekts. Bei der Durchführung von Projekten ist darauf zu achten, dass die Projektziele – unabhängig vom einzelnen Objekt – so gewählt sind, dass sie den Erwerb von Kompetenzen, die Berufsorientierung und die Verankerung in der Region fördern. Im denkmal aktiv-Unterricht wird emotional gelernt. Die emotionale Komponente des Lernens wird von den Adressaten als „anderes Lernen“ erlebt. Es unterscheidet sich vom institutionalisierten Lernen im schulischen Kontext. Grundvoraussetzung dafür ist, dass das Unterrichtsgeschehen die Schüler emotional berührt. Es ist davon auszugehen, dass emotionale Berührung und emotionales Lernen einander bedingen. Im Erleben der Schüler handelt es sich um ein Gefühl grenzenloser Freiheit und einen Genuss durch das Einbeziehen unterschiedlicher Sinneswahrnehmungen. Im Ergebnis der Befragung konnte gezeigt werden, dass dies in Lernsituationen auftritt, in denen Schüler sich subjektiv wohl fühlen – nicht jedoch unter Druck, in Stresssituationen, bei privaten oder Lernproblemen sowie im Falle fehlender Organisation. Emotionales Lernen wird charakterisiert durch Wahrnehmungsänderung, emotionale Betroffenheit und Identifikation mit dem Denkmalobjekt. Neben der emotionalen Berührung und dem emotionalen Lernen gibt es weitere Kategorien, die das Gefühlsleben eines Menschen berühren und dem Lernen förderlich sind: Das Involviert sein in ein Projekt als Bedingung jeglichen Lernens und Problemlösens, setzt die Identifikation mit dem Projekt voraus. Durch die Arbeit an Projekten ist ein gemeinschaftsbildender Rahmen gegeben. Somit kann durch diese Art von Unterricht Gemeinschaftserleben initiiert werden. Es ergaben sich Hinweise, dass Erfolge und Gemeinschaftserleben sich im denkmal aktiv-Unterricht gegenseitig bedingen. Der denkmal aktiv-Unterricht unterstützt auf vielfältige Weise den Kompetenzerwerb bei Schülern. Die theoriebasierten Beschreibungen zum Kompetenzerwerb konnten durch die im Rahmen der vorliegenden Arbeit erhobenen Daten untermauert werden. Die Daten konnten dabei den unterschiedlichen Kompetenzbereichen zugeordnet werden. Durch selbstständiges Tun am Objekt entwickeln Schüler Sachkompetenz. Das selbstständige Arbeiten, zusammen mit dem Lernen durch Lehren sowie dem Austausch mit anderen stärkt die Methodenkompetenz. Zur Entwicklung sozialer Kompetenz werden durch Experten auf der Grundlage didaktisch-methodischer Überlegungen Arbeitsformen implementiert, die das Gemeinschaftserleben stärken (insbesondere unterschiedliche Sozialformen sowie Ausflüge, Reisen, Exkursionen). Ebenso ist der denkmal aktiv-Unterricht förderlich für Erwerb und Entwicklung emotionaler Kompetenzen sowie personaler Kompetenzen (Zuverlässigkeit, Mut, Durchhaltevermögen, Selbstbewusstsein). Denkmale sind Orte der Integration, Kultur und Geschichte. Beim Erhalt von Denkmalen handelt es sich um eine sinnhafte und sinnstiftende Tätigkeit. Alle dazu gehörigen Arbeiten wirken sich positiv auf das Geschichtsverständnis der Schüler aus. Die in dieser Art des Arbeitens in der realen Welt der Denkmale erlebten sensomotorischen, sozialen, kognitiven und emotionalen Erfahrungen geben dem Leben der Schüler einen Sinn und stehen im Gegensatz zu digitalen/virtuellen Erfahrungen. Insofern ist der größte Erfolg des denkmal aktiv-Unterrichts darin zu sehen, dass Schüler in der Lage sind, selbstständig und mit allen Sinnen gesellschaftlich wertvolle Arbeiten zu verrichten. Hinzu kommt die Förderung der Berufsvorbereitung durch das Herausbilden, Üben und Trainieren von für eine berufliche Tätigkeit relevantem Arbeits- und Sozialverhalten. Im Ergebnis der Untersuchung kann davon ausgegangen werden, dass Schüler freiwillig, organisiert, strukturiert und ohne Lehrer, aber mit fachlichen Partnern, künftig im denkmal aktiv-Unterricht lernen wollen. Von Nachhaltigkeit kann im denkmal aktiv-Unterricht gesprochen werden, wenn sich Gebäude, geschichtliche Ereignisse und persönliche Betroffenheit verbinden. Viele historische Orte, die denkmalwürdig sind, können durch bürgerschaftliches Engagement gepflegt und erhalten werden. Hierfür braucht es nicht zuletzt das Interesse der heutigen Schülergeneration und die Bereitschaft der Politik, sich mit Geschichte auseinanderzusetzen. Der denkmal aktiv-Unterricht kann dazu einen wichtigen Beitrag leisten.show moreshow less
  • Experiencing joy in dealing with monuments, having new experiences, being active and learning to be alive; these are possibilities, which mediate cultural values. Students, who pursue their interests and aptitudes within the framework of the monument lessons, teachers and experts outside of school, who stand by them with advice and support. Since approximately ten years, experiences with cultural heritage have been gathered in the ‘active monument’ lessons in connection with monument conservation and cultural education. This present paper shows where special attention needs to be paid and these aspects include: regional focus, learning something else, newly acquired knowledge, skills, as well as acquisition of competencies and sustainability. When young people go to the monuments in their local area and learn about them, a special type of connection is created with their native region. At the same time - as a result of this - learning spaces are opened, which belong to normal everyday events, yet still thisExperiencing joy in dealing with monuments, having new experiences, being active and learning to be alive; these are possibilities, which mediate cultural values. Students, who pursue their interests and aptitudes within the framework of the monument lessons, teachers and experts outside of school, who stand by them with advice and support. Since approximately ten years, experiences with cultural heritage have been gathered in the ‘active monument’ lessons in connection with monument conservation and cultural education. This present paper shows where special attention needs to be paid and these aspects include: regional focus, learning something else, newly acquired knowledge, skills, as well as acquisition of competencies and sustainability. When young people go to the monuments in their local area and learn about them, a special type of connection is created with their native region. At the same time - as a result of this - learning spaces are opened, which belong to normal everyday events, yet still this historical connection remains. This means that everyday life turns into experiencing, as well as learning and the essential cornerstone to successful monument pedagogy can be seen by this. Monuments as a part of one’s own history (as well as one’s personal history) motivates one to be eager to find out more and more. Regional history starts on one’s own front door step and sometimes even in one’s own house. This present paper points out that the identification of the target audience with regional history is an indicator of regional focus and attachment to one’s homeland. During the discussion about monuments in the way of the ‘monument active’ project, students favour towards specialist associates, whose expertise lie outside of the school institution. There is a special significance about the choice of objects used in ‘monument active’ lessons. It has been shown that the choice of object has taken place following didactical and methodical reflection. Aspects to take into account are the regional meaning, time, journey and accessibility, compliance of the curriculum, interest and value of the object. Important to take into account during the implementation of projects are that its goals – regardless of the object itself – are chosen, so that the acquisition of skills, career guidance and a close connection with the local area are all facilitated. Emotional learning takes place during ‘monument active’. The emotional components of learning is experienced by the target audience as ‘different learning’. It differs from institutionalised learning in the educational context. The basic prerequisite for it is that teaching practice affects students emotionally. Based on this, one can assume that an emotional effect and emotional learning determine one another. Students’ experience is about a feeling of freedom without boundaries and an enjoyment through the inclusion of different sensory perceptions. The results of the survey showed that this was present in learning situations, in which students feel subjectively comfortable, whether under pressure, in stressful situations, during private or learning problems, as well as in cases of a lack in organisation. Emotional learning is characterised through the change in perception, emotional effects and identification with the historic object. Along with the emotional effect and emotional learning, there are further categories which positively affect the emotional life of a person and their learning: Being involved in a project as a condition of any kind of learning and problem solving premises the identification with the project. As a result of the work on projects, there is a community forming framework and therefore shared experiences can be initiated through these kind of lessons. There was evidence that successes and shared experiences are mutually dependent on one another. The ‘monument active’ lessons support students’ acquisition of competency in many ways. The theory based descriptions to the acquisition of competency could be underpinned within this present paper’s collected data and the data could be then be categorised into different fields of competency. Through independent work on an object, the students develop specialist skills. The independent work, together with learning through teachers - as well as exchanges with others – improves one’s methodical skills. Towards the development of social competence, different types of work are implemented through experts’ didactic and methodical reflection, which strengthen shared experiences (particularly different ways of learning, such as on trips or on excursions). The ‘monument active’ lessons are also advantageous for acquisition and development of emotional competencies, such as personal competencies (reliability, courage, resilience and confidence). Monuments are places of integration, culture and history. Preserving monuments is a meaningful and worthwhile activity. All work associated with this positively impacts on the historical understanding of students. With this type of work in the real world of monuments, sensorimotor, social, cognitive and emotional experiences give the life of a student a meaning, unlike digital or virtual experiences. In this respect, the biggest success of the ‘monument active’ lessons has been that the students are able to carry out independent, socially valuable work. Added to this is the support of vocational preparation during the development, practice and training of professional activity towards accepted work and social behaviour. Following the results it can be assumed that students want to learn in the ‘monument active’ lessons voluntarily, structured and without a teacher, however also with specialist associates. Sustainability can be spoken about during ‘monument active’ lessons when buildings and historical events are connected and also if someone is affected personally. Many historical places that are seen as a dignified memorial can be maintained through civic involvement. There doesn’t need to be the interest of the current generation of students and the willingness of politics to focus on the history. The ‘monument active’ lessons can make a major contribution to that.show moreshow less

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Metadaten
Author:Dorothee Schmidt-Breitung
URN:urn:nbn:de:kobv:521-opus4-3465
Referee:Paul Zalewski, Andrea Richter
Document Type:Doctoral Thesis
Language:German
Date of Publication (online):2018/06/05
Date of first Publication:2018/06/07
Publishing Institution:Europa-Universität Viadrina Frankfurt
Granting Institution:Europa-Universität Viadrina Frankfurt, Kulturwissenschaftliche Fakultät
Date of final exam:2017/06/14
Release Date:2018/06/07
Tag:Denkmalvermittlung, Denkmalpädagogik; Emotionale Kompetenz, Emotionales Lernen, Kompetenzerwerb; Kultur Erbe Vermittlung, Kulturerbe Vermittlung, ECHY 2018; Schulprogramm denkmal aktiv, Deutsche Stiftung Denkmalschutz; kulturelle Bildung (in der Praxis)
cultural heritage, monument pedagogy, emotional learning, cultural education
Institutes:Kulturwissenschaftliche Fakultät
Licence (German):License LogoCreative Commons - CC BY 4.0 International - Namensnennung
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