Wieder gehen lernen mit Musik

Learning To walk again with music

  • Die Mehrzahl der Schlaganfallpatienten leidet unter Störungen der Gehfähigkeit. Die Behandlung der Folgen des Schlaganfalls stellt eine der häufigsten Indikationen für die neurologische Rehabilitation dar. Dabei steht die Wiederherstellung von sensomotorischen Funktionen, insbesondere der Gehfähigkeit, und der gesellschaftlichen Teilhabe im Vordergrund. In Deutschland wird in der Gangrehabilitation nach Schlaganfall oft das Neurophysiologische Gangtraining nach Bobath (NGB) angewandt, das jedoch in seiner Effektivität kritisch gesehen wird. In Behandlungsleitlinien wird zuerst das Laufbandtraining (LT) empfohlen. Für diese Therapie liegen Wirknachweise für Verbesserungen in Gehgeschwindigkeit und Gehausdauer vor. Auch für die Rhythmisch-auditive Stimulation (RAS), dem ebenerdigen Gangtraining mit akustischer Stimulation liegt vergleichbare Evidenz für Schlaganfallpatienten vor. Ziel der durchgeführten Studie war es, zu klären ob der Einsatz von RAS die Effektivität von LT verbessert. Es wurden die Auswirkungen eines 4-wöchigenDie Mehrzahl der Schlaganfallpatienten leidet unter Störungen der Gehfähigkeit. Die Behandlung der Folgen des Schlaganfalls stellt eine der häufigsten Indikationen für die neurologische Rehabilitation dar. Dabei steht die Wiederherstellung von sensomotorischen Funktionen, insbesondere der Gehfähigkeit, und der gesellschaftlichen Teilhabe im Vordergrund. In Deutschland wird in der Gangrehabilitation nach Schlaganfall oft das Neurophysiologische Gangtraining nach Bobath (NGB) angewandt, das jedoch in seiner Effektivität kritisch gesehen wird. In Behandlungsleitlinien wird zuerst das Laufbandtraining (LT) empfohlen. Für diese Therapie liegen Wirknachweise für Verbesserungen in Gehgeschwindigkeit und Gehausdauer vor. Auch für die Rhythmisch-auditive Stimulation (RAS), dem ebenerdigen Gangtraining mit akustischer Stimulation liegt vergleichbare Evidenz für Schlaganfallpatienten vor. Ziel der durchgeführten Studie war es, zu klären ob der Einsatz von RAS die Effektivität von LT verbessert. Es wurden die Auswirkungen eines 4-wöchigen musikgestützten Laufbandtrainings auf die Gangrehabilitation von Schlaganfallpatienten untersucht. Für die Kombinationstherapie RAS mit Laufbandtraining (RAS-LT) wurde spezielle Trainingsmusik entwickelt. Diese wurde an die individuelle Laufbandkadenz des Patienten angepasst und in Abstimmung mit der Bandgeschwindigkeit systematisch gesteigert. Untersucht wurde, ob RAS-LT zu stärkeren Verbesserungen der Gehfähigkeit bei Schlaganfallpatienten führt als die Standardtherapien NGB und LT. Dazu wurde eine klinische Evaluation im prospektiven randomisierten und kontrollierten Parallelgruppendesign mit 45 Patienten nach Schlaganfall durchgeführt. 45 Patienten mit Hemiparese der unteren Extremität oder unsicherem und asymmetrischem Gangbild wurden in der Akutphase nach Schlaganfall eingeschlossen. Bei 10 Patienten wurde die Studie während der Interventionsphase abgebrochen, davon 1 Patient mit unerwünschter Nebenwirkung in Folge des LT. Die verwendete Testbatterie umfasste neben Verfahren zur Bestimmung der Gehfunktion wie Fast Gait Speed Test, 3-min-Walking-Time-Test und der apparativen Ganganalyse mit dem Lokometer nach Bessou eine statische Posturographie und eine kinematische 2D-Ganganalyse auf dem Laufband. Diese Methode wurde in Erweiterung der bisherigen Studienlage in dieser Form erstmals für diese Fragestellung und dieses Patientenkollektiv konzipiert und eingesetzt. Sie ermöglichte eine differenzierte und seitenbezogene Beurteilung der Bewegungsqualität. Die primären Endpunkte der Studie waren die longitudinalen Gangparameter Kadenz, Gehgeschwindigkeit und Schrittlänge. Als sekundäre Endpunkte dienten die Schrittsymmetrie, die Gehausdauer, das statische Gleichgewicht und die Bewegungsqualität des Gehens. Prä-Post-Effekte wurden für die gesamte Stichprobe und für jede Gruppe durch T-Tests und wenn Normalverteilung nicht gegeben war mit dem Wilcoxon-Vorzeichen-Rangtest errechnet. Für die Ermittlung der Wirkungsunterschiede der 3 Interventionen wurde eine Kovarianzanalyse mit zwei Kovariaten durchgeführt: (1) der jeweilige Prä-Interventionsparameter und (2) die Zeit zwischen Akutereignis und Studienbeginn. Für einzelne Messparameter waren die Vorbedingungen der Kovarianzanalyse nicht erfüllt, sodass stattdessen ein Kruskal-Wallis H Test durchgeführt wurde. Das Signifikanzniveau wurde auf p < 0,05 und für gruppenspezifische Prä-Post-Effekte auf p > 0,016 gesetzt. Effektstärken wurden mit Cohens d berechnet. Es wurden die Datensätze von 35 Patienten (RAS-LT: N = 11, LT: N = 13, NGB: N = 11) mit einem Alter von 63.6 ±8.6 Jahren, und mit einer Zeit zwischen Akutereignis und Beginn der Studie von 42.1 ±23.7 Tagen ausgewertet. In der statistischen Auswertung zeigten sich in der Nachuntersuchung stärkere Verbesserungen durch RAS-LT in der Kadenz (F(2,34) = 7.656, p = 0.002; partielles η2 = 0.338), wobei auch die Gruppenkontraste signifikante Unterschiede zugunsten von RAS-LT aufwiesen und eine Tendenz zu stärkerer Verbesserung in der Gehgeschwindigkeit (F(2,34) = 3.864, p = 0.032; partielles η2 = 0.205). Auch die Ergebnisse zur Schrittsymmetrie und zur Bewegungsqualität deuteten auf eine Überlegenheit des neuen Therapieansatzes RAS-LT hin, obgleich dort keine statistischen Signifikanzen im Gruppenvergleich erreicht wurden. Die Parameter Schrittlänge, Gehausdauer und die Werte zum statischen Gleichgewicht zeigten keine spezifischen Effekte von RAS-LT. Die Studie liefert erstmals Anhaltspunkte für eine klinische Überlegenheit von RAS-LT gegenüber den Standardtherapien. Die weitere Entwicklung und Beforschung dieses innovativen Therapieansatzes können in Zukunft zu einer verbesserten Gangrehabilitation von Patienten nach Schlaganfall beitragen.show moreshow less
  • The majority of stroke patients suffer from disorders of walking ability. The treatment of the aftermaths of stroke is one of the most common indications for neurological rehabilitation. The focus is on the restoration of sensorimotor functions, in particular walking ability, and social participation. In Germany, gait rehabilitation after stroke often uses the neurodevelopmental treatment based on Bobath approach (NDT), which however is viewed critically in its effectiveness. Treatment guidelines recommend treadmill training (TT) first. For this therapy proof of action for improvements in walking speed and walking time are available. Also for rhythmic-auditory stimulation (RAS), the ground-level gait training with acoustic stimulation is comparable evidence for stroke patients. The aim of the study was to determine whether the use of RAS improves the efficacy of TT. The effects of 4 weeks of music-assisted treadmill training on gait rehabilitation of stroke patients were investigated. Special training music was developed for theThe majority of stroke patients suffer from disorders of walking ability. The treatment of the aftermaths of stroke is one of the most common indications for neurological rehabilitation. The focus is on the restoration of sensorimotor functions, in particular walking ability, and social participation. In Germany, gait rehabilitation after stroke often uses the neurodevelopmental treatment based on Bobath approach (NDT), which however is viewed critically in its effectiveness. Treatment guidelines recommend treadmill training (TT) first. For this therapy proof of action for improvements in walking speed and walking time are available. Also for rhythmic-auditory stimulation (RAS), the ground-level gait training with acoustic stimulation is comparable evidence for stroke patients. The aim of the study was to determine whether the use of RAS improves the efficacy of TT. The effects of 4 weeks of music-assisted treadmill training on gait rehabilitation of stroke patients were investigated. Special training music was developed for the combination therapy RAS with treadmill training (RAS-TT). This was adapted to the individual treadmill cadence of the patient and systematically increased in accordance with the belt speed. It was investigated whether RAS-TT leads to greater improvements in the ability to walk in stroke patients than the standard therapies NDT and TT. For this purpose, a clinical evaluation in the prospective randomized and controlled parallel group design was carried out with 45 patients after stroke. 45 patients with lower extremity hemiparesis or insecure and asymmetric gait were admitted in the acute phase after stroke. In 10 patients, the study was discontinued during the intervention phase, including 1 patient with an adverse event following the TT. The test battery used included static posturography and kinematic 2D gait analysis on the treadmill in addition to methods for determining walking performance such as Fast Gait Speed Test, 3-minute Walking Time Test and an apparatus gait analysis with the Bessou locometer. In extension of the previous study situation, this method was conceived and used for the first time for this research question and this patient collective. It enabled a differentiated and side-related assessment of the quality of movement. The primary endpoints of the study were the longitudinal gait parameters cadence, walking speed and stride length. Secondary endpoints included step symmetry, walking time, static balance, and walking quality of motion. Pre-post effects were calculated for the entire sample and for each group by T-tests and when normal distribution was not given, the Wilcoxon signed rank test was used. Covariance analysis with two covariates was performed to determine the differences in the effects of the three interventions: (1) the respective pre-intervention parameter and (2) the time between the acute event and the beginning of the study. For individual measurement parameters, the preconditions of the covariance analysis were not met, so that a Kruskal-Wallis H test was performed instead. The significance level was set to p <0.05 and for group-specific pre-post effects to p> 0.016. Effect sizes were calculated using Cohen's d. There were data from 35 patients (RAS-TT: N = 11, TT: N = 13, NDT: N = 11) with an age of 63.6 ± 8.6 years, and with a time between acute event and start of study of 42.1 ± Evaluated 23.7 days. In the post assessment, the RAS-TT showed greater improvements in the cadence (F (2,34) = 7,656, p = 0.002, partial η2 = 0.338), and the group contrasts showed significant differences in favor of RAS-TT and a tendency for greater improvement in walking speed (F (2.34) = 3.864, p = 0.032, partial η2 = 0.205). The results on step symmetry and on the quality of movement also indicated a superiority of the new therapeutic approach RAS-TT, although no statistical significance was achieved in the group comparisons. The parameters stride length, walking duration, and static equilibrium did not show any specific effects of RAS-TT. For the first time, the study provides evidence for clinical superiority of RAS-TT over standard therapies. Further development and research of this innovative therapeutic approach may contribute to improved gait rehabilitation of stroke patients in the future.show moreshow less

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Metadaten
Author details:Stefan MainkaORCiDGND
URN:urn:nbn:de:kobv:517-opus4-430049
DOI:https://doi.org/10.25932/publishup-43004
Subtitle (German):Evaluierung eines musikgestützten Laufbandtrainings für hemiparetische Patienten nach Schlaganfall
Subtitle (English):evaluating a music-based treadmill training for hemiparetic patients after stroke
Reviewer(s):Heinz VöllerORCiDGND, Marcus Pohl
Supervisor(s):Heinz Völler
Publication type:Doctoral Thesis
Language:German
Publication year:2018
Publishing institution:Universität Potsdam
Granting institution:Universität Potsdam
Date of final exam:2019/06/07
Release date:2019/06/19
Tag:Bewegungstraining; Gang; Musik; Musiktherapie; Schlaganfall Rehabilitation
exercise movement techniques; gait; music; music therapy; stroke rehabilitation
Number of pages:88
RVK - Regensburg classification:LT 57800, YG 5163, YG 5115
Organizational units:Humanwissenschaftliche Fakultät / Strukturbereich Kognitionswissenschaften / Department Sport- und Gesundheitswissenschaften
DDC classification:6 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften / 61 Medizin und Gesundheit / 610 Medizin und Gesundheit
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