[Rezension zu:] Francesco Cassata, Building the New Man. Eugenics, Racial Science and Genetics in Twentieth-Century Italy. Translated by Erin O’Loughlin, Budapest (Central European University Press) 2011, IX–428 p. (CEU Press Studies in the History of Medicine, III), ISBN 978-963-9776-83-8, EUR 44,95

  • Wer Eugenik als "bürgerliche Pseudowissenschaft" oder "präfaschistisches" Element abtut, wird der Komplexität dieses historischen Phänomens nicht gerecht. Spätestens seit Michael Schwartz die Affinitäten zwischen deutschem Sozialismus und eugenischer Sozialtechnologien für die Jahre vor 1933 nachwies, steht außer Frage, dass diese Wissenschaftsbewegung unabhängig von der nationalsozialistischen Rassenhygiene analysiert und interpretiert werden muss. Nicht zwangsläufig war eugenisches Gedankengut mit rechtslastigen, rassistischen Ideologien verknüpft, auch im linken Lager fanden die Ideen Anklang. Dass es sich um keine homogene Strömung handelte, hat die internationale Forschung bereits aufgedeckt, indem sie je nach Nation ganz unterschiedliche Stilrichtungen ausmachte. Aufgrund der unterschiedlichen Wege, welche die Eugenik auf internationaler Ebene einschlug, bietet ihre Geschichte aber auch ein herausragendes Beispiel für die "soziopolitische Bedingtheit von Wissenschaftsentwicklung" (Michael Schwartz). Fasst man Eugenik als sozialtechnologisches Programm auf, das die Fortpflanzung bestimmter Bevölkerungsgruppen nach erbgesundheitlichen Kriterien zu steuern versucht, so wird zudem begreiflich, warum sich Anfang des 20. Jahrhunderts ein weltübergreifender Trend ausbildete, der nicht notwendigerweise Euthanasie oder rassistische Züchtung anvisierte, sondern auch auf eine Präventivmedizin zum umfassenden Erhalt der Volksgesundheit abzielen mochte. Die Historisierung der Eugenik ermöglicht es, diese als Wissenschaft neu zu bewerten und ihrem Verhältnis zu Genetik, Demographie, Psychologie und anderen Disziplinen nachzugehen. ...

Download full text files

Export metadata

Additional Services

Share in Twitter Search Google Scholar
Metadaten
Author:Malte KönigORCiDGND
URN:urn:nbn:de:hebis:30:3-500104
URL:https://prae.perspectivia.net/publikationen/francia/francia-recensio/2013-2/ZG/cassata_koenig
ISSN:2425-3510
Parent Title (German):Francia Recensio
Publisher:Thorbecke ; Deutsches Historisches Institut
Place of publication:Ostfildern ; Paris
Contributor(s):Francesco Cassata
Document Type:Review
Language:German
Year of Completion:2013
Date of first Publication:2013/06/21
Publishing Institution:Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
Release Date:2019/04/16
Tag:1919-1965
GND Keyword:Italien; Eugenik
Volume:40
Issue:2, 19./20. Jahrhundert – Histoire contemporaine
Page Number:3
Note:
Lizenzhinweis: Dieser Beitrag unterliegt der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung-Keine kommerzielle Nutzung-Keine Bearbeitung (CC-BY-NC-ND), darf also unter diesen Bedingungen elektronisch benutzt, übermittelt, ausgedruckt und zum Download bereitgestellt werden. Den Text der Lizenz erreichen Sie hier: http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/de
HeBIS-PPN:448581175
Institutes:Philosophie und Geschichtswissenschaften / Geschichtswissenschaften
9 Geschichte und Geografie / 94 Geschichte Europas / 940 Geschichte Europas
Sammlungen:Universitätspublikationen
Licence (German):License LogoCreative Commons - Namensnennung-Nicht kommerziell-Keine Bearbeitung 3.0