Endovaskuläre Behandlung von intrakraniellen Aneurysmen ≤ 3 mm – eine retrospektive Studie

  • Das Prinzip der endovaskulären Therapie von Aneurysmen mit Platinspiralen hat sich seit seiner Einführung durch Guglielmi 1991 immer mehr als alternatives Verfahren zum neurochirurgischen Clipping etabliert. Insbesondere bei Aneurysmen, die durch den neurochirurgischen Zugang nur schwer zu erreichen sind, hat sich diese Therapieoption bewährt. Neben der Lage spielen auch Größe und Form bei der Entscheidung für das Coiling eine wichtige Rolle. Es ist technisch anspruchsvoll, breitbasige oder besonders kleine Aneurysmen durch dieses Verfahren auszuschalten. Angesichts der aktuellen Datenlage ist es nicht immer möglich, eine zweifelsfreie Entscheidung zu treffen, ob und wie betroffene Patienten bestmöglich behandelt werden sollten. Insbesondere Fragen zur Behandlung und zu Komplikationen bei Aneurysmen ≤ 3 mm sind nicht hinreichend beantwortet, da diese nur in wenigen Studien Gegenstand der Analyse sind. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, klinische und bildgebende Ergebnisse von Patienten, die im Institut für Neuroradiologie des Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main durch eine endovaskuläre Intervention behandelt wurden, retrospektiv zu analysieren. Insbesondere wurde ein Schwerpunkt auf die Untersuchung der Komplikationsraten und der Aneurysmarupturen gelegt. Dies dient einer erweiterten Einschätzung von Risiko und Nutzen dieser Therapieoption, um eine bestmögliche Beratung und Behandlung der betroffenen Patienten zu gewährleisten. In der vorliegenden Arbeit wurden 637 endovaskuläre Interventionen betrachtet, die am Institut für Neuroradiologie des Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität zwischen Februar 1999 und März 2011 durchgeführt wurden. In diesem Untersuchungszeitraum von 12 Jahren konnten 47 Patienten mit einem Aneurysma ≤ 3 mm in die Studie eingeschlossen werden. Es erfolgte eine retrospektive Datenerhebung mit Hilfe von Krankenakten, radiologischen Befunden und Angiographie-Dokumentationsprotokollen. Die Zusammensetzung des Patientenkollektivs war vergleichbar mit der der bisherigen Literatur. Das Durchschnittsalter des Patientenkollektivs betrug 55 Jahre. 85 % der Patienten waren Frauen. Bei der Häufigkeit des Auftretens an bestimmten Gefäßlokalisationen konnte ein geringer Unterschied festgestellt werden. Während bei ähnlichen Studien der Großteil der Aneurysmen an der ACI gefunden wurde, war in der vorliegenden Arbeit die AcomA am häufigsten betroffen, gefolgt von der ACI. In Bezug auf die Fehlschlagraten sind die Ergebnisse heterogen. In der vorliegenden Studie war es bei 17 % der behandelten Patienten nicht möglich, das Einbringen einer Platinspirale erfolgreich abzuschließen. Ein kompletter Aneurysmaverschluss erfolgte bei 55 % der Patienten. Bei 28 % der Fälle blieb nach der Intervention ein minimaler Halsrest bestehen. Die allgemeine Komplikationsrate betrug 12,8 %. Zu einer durch die Intervention ausgelösten Ruptur kam es in zwei Fällen (4,3 %), wobei dieser Anteil im mittleren Bereich der in der aktuellen Literatur beschriebenen Rupturraten von 0 % bis 11,7 % liegt. Für die Beurteilung des Therapieerfolgs spielt die Verfügbarkeit von Nachkontrollen eine wichtige Rolle. In der vorliegenden Arbeit war es möglich, in 87 % der Fälle Verlaufskontrollen durchzuführen, was Ergebnissen der Literatur entspricht. Die Wiederbehandlungsrate war mit 4,3 % vergleichsweise niedrig. Die Bildung eines Rezidivaneurysmas konnte in einem Fall beobachtet werden. 59 % der Patienten wiesen präoperativ einen Hunt und Hess Grad von 0 bis 2 auf, während es in anderen Arbeiten bis zu 87 % der Patienten waren. Grad 3 lag bei 15 % der Patienten vor, schwer betroffen waren 15 % mit einem Hunt und Hess Grad von 4 und 11 % mit einem von Grad 5. 55,3 % der in der vorliegenden Studie betrachteten Patienten konnten am Ende des Beobachtungszeitraums nach Einschätzung mittels mRS ihren Alltag ohne fremde Hilfe bewältigen (Stadien 0, 1 und 2). 34,0 % der Patienten benötigten fremde Hilfe und 10,9 % verstarben an den Folgen der SAB. Im Gegensatz dazu konnte in anderen Arbeiten ein mRS-Grad von 0-2 in mehr als 75 % gefunden werden. Dies bestärkt die Annahmen, dass ein primär niedriger Hunt und Hess Grad mit einem besseren und ein hoher Hunt und Hess Grad mit einem schlechteren klinischen Verlauf assoziiert sein könnte. Durch die geringe Größe der Stichprobe und die retrospektive Datenanalyse der vorliegenden Arbeit ist es nicht möglich, zuverlässige allgemein gültige Behandlungsempfehlungen abzuleiten. Hier wurde das eigene Patientenkollektiv detailliert analysiert und die Ergebnisse wurden mit ähnlichen Publikationen verglichen. Weitere prospektiv geplante Studien sind sinnvoll. Aus der zusammenfassenden Betrachtung der Ergebnisse lässt sich schließen, dass mit den momentan verfügbaren Mitteln bei ausreichender Erfahrung des behandelnden Neuroradiologen eine relativ sichere endovaskuläre Behandlung von sehr kleinen Aneurysmen möglich ist. Neben der Erfahrenheit des interventionellen Neuroradiologen kann die Weiterentwicklung der eingesetzten Materialien wie Coils, Stents, Ballons und Mikrokatheter zur Minimierung des Komplikationsrisikos beitragen.
  • Since its introduction in 1991 by Guglielmi, the principle of endovascular therapy with platinum coils has been well-established as an alternative method to neurosurgical clipping. This therapy option has especially proven itself in the case of aneurysms, which are difficult to treat with neurosurgery. The location, size and shape of the aneurysm play an important role in deciding between clipping and coiling. In some cases, it is quite difficult to treat very small and wide-necked aneurysms by coiling. However, the currently available data does not indicate which the better treatment method is. In particular, questions concerning the treatment and complications of aneurysms ≤ 3 mm are not adequately answered, since these were the subject of only a few studies. It is therefore necessary to carry out investigations with this focus in order to adequately assess risk and benefit. In the present study, 637 endovascular interventions were performed at the Institute for Neuroradiology of the Johann Wolfgang Goethe University Hospital between February 1999 and March 2011. In this study period of 12 years, 47 patients with an aneurysm ≤ 3 mm were included. The study is based on retrospective data collections of patient records, radiological findings and angiography documentation protocols. The characteristics of the patient cohort, like age and gender, are broadly consistent with the literature. Average age was 55 years. 85 % of the patients were women. In contrast to other studies there was a different frequency of aneurysms in certain vascular localizations. In similar studies, the majority of the aneurysms were found at the internal carotid artery, whereas in the present study the anterior communicating artery was most frequently affected, followed by the internal carotid artery. There is little agreement in literature concerning complication rates. In the present study, it was not possible to complete the coiling in 17 % of cases. A complete aneurysm occlusion was archived in 55 % of the cases, while 28 % of the patients had a minimal neck remnant after intervention. The general complication rate was 12.8 %. Intraprocedural rupture occurred in two cases (4.3 %). This falls within the range of rates provided by recent literature (0 % to 11.7 %). The availability of follow-up studies plays an important role in assessing the success of therapy. In the present study, follow-ups were available in 87 % of patients, which corresponds to the results in literature. The overall retreatment rate of 4.3 % was comparatively low. The formation of a recurrent aneurysm was found in one case. 59 % of patients showed a preoperative Hunt and Hess grade of 0 to 2, while other studies presented a Hunt and Hess grade of 0 to 2 in 87 % of cases. Hunt and Hess Grade 3 and 4 was presented in 15 % of patients and 11 % had a grade of 5. In terms of patient welfare, 55.3 % were able to manage their daily life without assistance, which corresponds to a modified Rankin Scale (mRS) 0, 1 and 2. However, 34.0 % of the patients needed help from others and 10.9 % died due to the subarachnoid hemorrhage. This is in contrast to other studies, which achieved a mRS of 0-2 in more than 75%. This reinforces the assumption that an initial low Hunt and Hess grade could be associated with a better outcome while a higher Hunt and Hess grade probably correlates with a poorer clinical outcome. Due to the small size of the patient cohort, as well as the retrospective data collection of the present work, it is not possible to derive generally reliable, valid treatment recommendations. A detailed analysis of our patients’ results was performed and the results were compared to similar publications. Further, it is recommended to conduct prospectively planned studies. In general, it can be concluded that coiling very small aneurysms is a relatively safe treatment method when sufficiently experienced neuroradiologists are involved. In addition to the experience of the interventional neuroradiologist, technical improvement of the used materials, such as coils, stents, balloons and micro catheters, can help minimize the complication risk.
Metadaten
Author:Stephanie Christina Wolf
URN:urn:nbn:de:hebis:30:3-490525
Place of publication:Frankfurt am Main
Referee:Andrea Bink, Matthias Kieslich
Advisor:Andrea Bink
Document Type:Doctoral Thesis
Language:German
Date of Publication (online):2019/02/08
Year of first Publication:2018
Publishing Institution:Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
Granting Institution:Johann Wolfgang Goethe-Universität
Date of final exam:2019/01/31
Release Date:2019/02/21
Page Number:93
HeBIS-PPN:445495944
Institutes:Medizin
Dewey Decimal Classification:6 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften / 61 Medizin und Gesundheit / 610 Medizin und Gesundheit
Sammlungen:Universitätspublikationen
Licence (German):License LogoDeutsches Urheberrecht