Studie über Manifestationssymptome, Rezidivhäufigkeit und Therapieoptionen der thrombotisch thrombozytopenischen Purpura anhand von 67 TTP-Patienten : getrennte Betrachtung hinsichtlich Geschlecht und Rezidivverhalten

  • Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurde anhand der Auswertung von persönlichen Fragebögen von TTP-Patienten und deren behandelnder Ärzte und der Sichtung stationärer und ambulanter Krankenakten der Krankheitsverlauf bei 67 TTP-Patienten zwischen 1982 und August 2004 retrospektiv untersucht. Neben der Beschreibung der wichtigsten klinischen Symptome und Begleiterkrankungen, möglicher Triggerfaktoren, dem Rezidivverhalten und der diversen Therapieverfahren wurden die Patienten hinsichtlich ihres Geschlechts gesondert betrachtet, da der weibliche Patientenanteil den männlichen deutlich übertrifft. Des Weiteren wurden die Patienten hinsichtlich ihres Rezidivverhaltens getrennt untersucht, da es in vielen Fällen noch immer unklar ist, wann und ob Rezidive auftreten. Das Verhältnis zwischen Frauen und Männern betrug annährend 3 : 1 und entspricht somit vielen aktuellen Literaturangaben. Der Median des Alters bei Erstmanifestation betrug insgesamt 35,0 Jahre (n=67), die insgesamt 49 weiblichen Patienten waren 31,0 Jahre alt (Median) und der Median des Alters der 18 männlichen Patienten betrug 47,0 Jahre. Dieser doch sehr große Altersunterschied zum Zeitpunkt der Erstmanifestation liegt höchstwahrscheinlich an hormonellen Einflüssen (Kontrazeptiva, Schwangerschaft), denen Frauen im gebärfähigen Alter ausgesetzt sind. Im Vergleich der Rezidivpatienten mit den Nicht-Rezidivpatienten zeigt sich einerseits eine deutliche Häufung der Erstmanifestation bei Rezidivpatienten in früheren Lebensabschnitten in beiden Geschlechtern und andererseits in beiden Gruppen ein höheres Manifestationsalter bei den männlichen TTP-Patienten. Auch bei diesen Beobachtungen könnten die bereits erwähnten hormonellen Einflüsse dafür verantwortlich gemacht werden. Der Median des Body-Mass-Index als Parameter des Ernährungszustandes betrug 25,9 (n=63). Bei den 46 weiblichen Patienten war der Median des BMI 26,0 und bei den 17 männlichen Patienten ergab sich ein Median von 25,6. Verglichen mit Daten der deutschen Normalbevölkerung kann in dieser Arbeit von einer geringfügig höheren präadipösen Patientengruppe ausgegangen werden. Inwieweit dies tatsächlich als Risikofaktor einzuschätzen ist, muss Gegenstand von Studien mit größeren Patientenzahlen sein. Im direkten Vergleich der Rezidivpatienten und der Patienten ohne Rezidiv zeigt sich eine erhöhter BMI bei Rezidivpatienten. Inwieweit eine vorbestehende Adipositas prädisponierend für eine TTP wirkt, müsste auch hier Gegenstand von Studien mit größeren Patientenzahlen sein. Unter den in dieser Arbeit untersuchten Triggerfaktoren konnten nur wenige Medikamente tatsächlich als Auslösefaktoren für eine TTP identifiziert werden. Darunter befanden sich Ticlopidin und Chinin. Andere genannte Medikamente konnten trotz intensiver Literaturrecherche nicht mit dem Auftreten einer TTP in Zusammenhang gebracht werden, zumal die Einnahme der Präparate nur bei jeweils einer Person erfolgte, und somit keine validen Aussagen getroffen werden können. Hier sollten Studien mit größeren Patientenzahlen folgen. Entzündliche Erkrankungen konnten, wie auch in der Literatur beschrieben, in dieser Arbeit als potentielle Triggerfaktoren gezeigt werden. Mehr als die Hälfte der untersuchten Patienten wiesen entweder einen grippalen oder gastrointestinalen Infekt auf. Eine weitere auffallende Triggerfaktorengruppe stellten östrogen- und/oder gestagenhaltige Hormonpräparate da, welche von 38,8% (19/49) der weiblichen Patienten angewandt wurden. Es konnte auch eine Assoziation von TTP mit dem Auftreten einer Schwangerschaft gesehen werden. Somit konnten bei insgesamt 53,1% der befragten Frauen (26/49) hormonelle Regulationsmechanismen als potentielle Auslösefaktoren verantwortlich gemacht werden. Im direkten Vergleich von Rezidivpatienten und Patienten ohne Rezidiv konnten keine relevanten Unterschiede hinsichtlich bestimmter Triggerfaktoren festgestellt werden. In dem untersuchten Patientenkollektiv wiesen 76,1% der Personen (51/67) eine neurologische Symptomatik auf. Es dominierten Cephalgie, Parästhesien, Paresen und Sprachstörungen bei den genannten Symptomen. Hinsichtlich der geschlechtsspezifischen Verteilung traten zum Teil unterschiedliche Verteilungsmuster auf, Ursachen hierfür konnten aufgrund der geringen Patientenzahl und der zum Teil retrospektiven Datenerhebung nicht festgestellt werden. Auch bei dem Vergleich der Rezidivpatientengruppe und der Gruppe der Nicht-Rezidivpatienten traten keine relevanten Unterschiede auf. Sonstige häufig gefundene Symptome waren Petechien, Hämatome, diverse Blutungserscheinungen (z.B. Epistaxis, Hypermenorrhoe oder Zahnfleischblutungen) und Allgemeinsymptome wie Blässe, Müdigkeit und Fieber. Auch hier fanden sich keine relevanten Unterschiede hinsichtlich der geschlechtsspezifischen Verteilung oder der Verteilung auf Rezidivpatienten und Patienten ohne Rezidiv. Als bestehende Grund- oder Begleiterkrankungen konnten als potentielle prädisponierende Faktoren bestehende Autoimmunerkrankungen, insbesondere ein SLE, diverse maligne Erkrankungen, eine gesteigerte Infektneigung und evt. eine bestehende Adipositas gesehen werden. Geschlechtsspezifische Unterschiede fanden wir nicht. Hinsichtlich der Differenzierung zwischen Rezidivpatienten und Nicht-Rezidivpatienten konnte eine gesteigerte Infekt- und Allergieneigung bei Patienten der letzteren Gruppe festgestellt werden. Des Weiteren traten maligne Erkrankungen in der Rezidivpatientengruppe häufiger auf. Bei Erstmanifestation betrieben 55,2% der Patienten (37/67) einen Nikotinabusus, und übertrafen somit deutlich den Anteil der rauchenden deutschen Gesamtbevölkerung. Ob das Rauchverhalten mit einem Auftreten einer TTP in Zusammenhang gebracht werden kann sollte Gegenstand von weiteren Untersuchungen sein. Geschlechtsspezifische Unterschiede fanden sich nicht. Rezidivpatienten hatten einen höheren Nikotinabusus als Nicht-Rezidivpatienten. Ein Zusammenhang zwischen Alkoholgenuss und TTP konnten in dem untersuchten Patientenkollektiv nicht gesehen werden, wobei Menge und Art des Alkohols in unserer Studie nicht genau differenziert wurden. Alle 67 Patienten dieser Arbeit erhielten FFP, 64 von 67 wurden mit eine Plasmapherese und 3 von 67 nur mit Plasmainfusion behandelt. Die Verträglichkeit der Plasmasubstitution war bei 91,0% der Patienten gut. Es gab keine nennenswerten Komplikationen. Die Katheter- / Shuntunverträglichkeit war bei ca. 75% der Patienten komplikationslos. Insgesamt erhielten 59,7% der Personen additiv Glucocorticoide. Immunsuppressiva wie z.B. Vincristin, Rituximab und Andere wurden bei insgesamt 46,3% der Befragten (31/67) angewandt. Weitere Therapieoptionen wurden nur bei einer sehr kleinen Patientenzahl angewandt, daher ergaben sich keine relevanten unterschiedlichen Untersuchungsbefunde. Hinsichtlich Geschlecht und Rezidivverhalten fanden sich keine größeren Unterschiede. 7,5% der befragten Patienten (5/67) litten an einer hereditären Form der TTP. Auffällig war, dass beide männliche Patienten relativ früh an TTP erkrankten, wohingegen die weiblichen Patienten deutlich später ihre Erstmanifestation erlitten. Es gab bezüglich der Triggerfaktoren, der Symptome, der Grundleiden, der Therapie und anderer Vergleiche keine Unterschiede zum restlichen Patientenkollektiv Die Rezidivhäufigkeit lag in dem befragten Patientenkollektiv bei 64,2% (43/67). Es fanden sich keine geschlechtsspezifischen Unterschiede. Die Mehrzahl der Patienten erlitten ein oder zwei Rezidive. Es zeigte sich in dieser Arbeit, dass Männer evt. zu mehr Rezidiven neigen. Von den 67 befragten Patienten konnten insgesamt 54 Fälle aufgrund einer ausreichend guten Dokumentation zur Untersuchung der rezidivfreien Intervalle herangezogen werden. Zwischen den TTP-Episoden lagen mindestens 4 Wochen, um eine Exazerbation der Erkrankung ausschließen zu können. Es blieben von dem untersuchten Patientengut 44,4 % (24/54) rezidivfrei. Der Median der Frauen mit 19 Monaten und der Median der Männer mit 26 Monaten unterschieden sich deutlich. Auch die Intervalle waren verschieden. Bei den weiblichen Patienten existierte eine deutlich längere Spannweite zwischen den einzelnen Rezidiven als bei den männlichen Patienten.
  • In the scope of this study on hand, the aethiopathology with 67 TTP patients dating from 1982 and August 2004 were examined in retrospect, based on the evaluation of personal questionnaires of TTP patients and their doctors in attendance as well as triage of inpatient and outpatient medical files. Apart from the description of the most important clinical symptoms and secondary disorders, possible trigger factors, the relapse characteristics and the various therapy methods, the patients were regarded separately with respect to their gender, as the share of female patients significantly exceeds that of male patients. Furthermore, patients were examined separately regarding their relapse characteristics, as in many cases there is still a lack of certainty, when and if relapses occur. The rate between men and women was almost 3:1 and thus corresponds to many current bibliographical references. The median of the age of the first manifestation in total was 35.0 years (n = 67), the in total 49 female patients were 31.0 years of age (median) and the age median of the 18 male patients was 47.0 years. This yet very significant difference of age at the moment of when the disease was manifested for the first time is most likely due to hormonal influences (contraceptives, pregnancy), which women are exposed to in the years where they are capable of bearing children. When comparing the relapse patients with the non-relapse patients, there is on the one hand a clear cluster of first manifestations with relapse patients in early stages of life with both genders, and on the other hand in both groups a higher age of first manifestation with the male TTP patients. These observations may also be due to the previously mentioned hormonal influences. The median of the body mass index as parameter of the nutritional status was 25.9 (n = 63). With the 46 female patients, the BMI median was 26.0 and with the 17 male patients the median was 25.6. Compared with the data of the German average population, this study can be based on a slightly pre-obese group of patients. In how far this may indeed be considered as a risk factor has to be the subject of studies with a larger number of patients. When directly comparing relapse patients with non-relapse patients, a higher BMI can be established for the relapse patients. In how far a pre-existing obesity is predisposing for TTP, should be subject of studies with larger number of patients. Among the trigger factors examined in this study, only few pharmaceuticals could be identified as being indeed the factor to initiate a TTP. Among them were Ticlopidin and quinine. Other pharmaceuticals named could not be brought in connection with the occurrence of a TTP, despite intensive bibliographical research, especially as the medication with any other given drug was monitored for just one respective person each and thus no valid statements can be made. Here, studies with a larger number of patients should follow. Inflammatory diseases could in this study, as also described in literature, be determined as potential trigger factors. More than half of the patients examined suffered from either an influenzal or a gastrointestinal infection. Another remarkable group of trigger factors were oestrogen and gestagen containing hormone preparations, which were used by 38.8 % (19/49) of the female patients. The occurrence of TTP with the occurrence of a pregnancy could also be associated. Therefore, hormonal regulatory mechanisms could be determined as potential triggering factors with 53.1 % of the women queried (26/49). Upon direct comparison of relapse patients and non-relapse patients, no relevant differences regarding certain trigger factors could be determined. In the patient population examined, 76.1 % of the persons (51/67) showed a neurologic pathology. With the symptoms described, cephalagia, paraesthesia, paresis and speech disorder were dominating. The gender specific distribution resulted in part in different distribution patterns; the causes for this could not be determined due to the low number of patients and the in part retrospective data collection. The comparison of the group of relapse patients with that of nonrelapse patients did not show any relevant differences. Other frequently occurring symptoms were petechiae, haematoma, various haemorrhages (e. g. epistaxis, hypermenorrhoea or bleeding from the gums) and general symptoms such as paleness, fatigue and fever. Relevant differences regarding the gender specific distribution or the distribution to patients with and without relapses could not be established. As an existing principal disorder or in the case of secondary disorders, existing - immune mediated diseases, especially a SLE, various malign diseases, an increased tendency towards infections and a possibly existing obesity were considered as potential predisposing factors. Gender specific differences could not be found. Regarding a differentiation between relapse patients and non-relapse patients, an increased tendency towards infections and allergies could be determined with the patients of the latter group. It could furthermore be observed that malign diseases occurred more frequently with relapse patients. Upon first manifestation, 55.2 % of the patients (37/67) were abusing nicotine and thus clearly exceeded the share of smokers within the German population. The question whether a connection between smoking and the occurrence of TTP can be established should be subject of further studies. Gender specific differences could not be found. Relapse patients had a higher level of nicotine abuse than non-relapse patients. A connection between drinking of alcoholic beverages and the occurrence of TTP could not be established with the patient population examined, whereas the amount and type of alcohol was not exactly determined in our study. All 67 patients of this study were given FFP, 64/67 were treated with plasmapheresis and 3/67 only with plasma infusion. 91.0 % of the patients treated with the plasma substitute showed a good tolerance. No noteworthy complications could be determined. The intolerance regarding the catheter / shunt was without complications with 75 % of the patients. In total, 59.7 % of the patients were additionally given glucocorticoids. Other immuno suppressants as for example Vincristin, Rituximab and others were administered with 46.3 % (31/67) of the persons queried. Only a very small group of patients received other therapy options, therefore no relevant differences in the examinations could be found. 7.5 % (5/67) of the patients queried suffered from a hereditary type of TTP. A striking factor was that both male patients fell ill with TTP at a quite early age, whereas with the female the first manifestation took place at a significantly older age. Regarding the trigger factors, the symptoms, the primary disorders, the therapy and other comparisons, there were no differences to the other patient population. The relapse frequency of the patient population queried amounted to 64.2 % (43/67). No gender specific differences could be found. The majority of the patients suffered one or two relapses. This study showed that men may seem to tend more towards a relapse. Out of the 67 patients, in total 54 cases could be adducted for an examination due to a good documentation of the relapse-free intervals. The TTP episodes were at least four weeks apart from each other, in order to exclude an exacerbation of the disorder. Out of the patient population, 44.4 % (24/67) remained relapse-free. The medians between men and women, women at 19 months and men at 26 months, differed markedly. The intervals varied as well. The female patients showed significantly longer intervals between the individual relapses as the male patients.

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Metadaten
Author:Bianca Anne Betz
URN:urn:nbn:de:hebis:30-69189
Referee:Lothar BergmannORCiDGND, Thomas LehrnbecherORCiDGND
Document Type:Doctoral Thesis
Language:German
Date of Publication (online):2009/09/04
Year of first Publication:2009
Publishing Institution:Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
Granting Institution:Johann Wolfgang Goethe-Universität
Date of final exam:2009/06/16
Release Date:2009/09/04
Note:
Diese Dissertation steht außerhalb der Universitätsbibliothek leider (aus urheberrechtlichen Gründen) nicht im Volltext zur Verfügung, die CD-ROM kann (auch über Fernleihe) bei der UB Frankfurt am Main ausgeliehen werden.
HeBIS-PPN:417061374
Institutes:Medizin / Medizin
Dewey Decimal Classification:6 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften / 61 Medizin und Gesundheit / 610 Medizin und Gesundheit
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